Siegen. Der Campus Siegen-Altstadt kann kommen. Das Untere Schloss und das benachbarte Stadtkrankenhaus werden umgebaut. Dahinter entsteht ein neuer Hörsaal. Der Zeitplan ist mehr als ambitioniert: Zum 1. September 2014 will die Universität ihren Betrieb dort aufnehmen. Das Projekt kostet rund 37 Millionen Euro.
Bis die Bauarbeiten dafür beginnen können, müssen die Arbeiten am Weidenauer Haus Hüttental abgeschlossen sein: Dort werden 31,7 Millionen Euro investiert. Spätestens zum Herbst 2013 soll der Auszug des Stadtkrankenhauses erfolgen, betont Kreisklinikum-Geschäftsführer Bertram Müller. Dann erst kann der aufwändige Umbau beginnen.
Die Hängepartie ist beendet: Das Studentenwerk hatte sich bislang vergeblich beim Land um Geld bemüht – jetzt springen heimische Baufirmen ein. Für Kauf und Umbau der Immobilie nehmen die Firmen Quast, Runkel und Hundhausen 17 bis 18 Millionen Euro in die Hand.
Es wird eine Nutzfläche von 8500 Quadratmetern geben. 4400 werden an die Uni für Büros und Seminarräume vermietet. Auf 2340 Quadratmetern werden 89 Studentenapartments mit einer Größe von 30 bis 55 Quadratmetern für Wohngemeinschaften entstehen. Allerdings hoffen die Investoren, dass das Studentenwerk doch noch mit ins Boot kommt. Sollte dies nicht klappen, würde der der Quadratmeterpreis bei zehn Euro liegen.
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Außerdem wird es dort eine Cafeteria, Gästewohnungen für die Uni sowie die bisher schon vorhandene Chirurgische Praxis und die Physikalische Therapie geben. Zudem ist sicher, dass das Aktive Museum Südwestfalen kostenlos eine zweite Etage im Bunker bekommen kann.
Drei M illionen für neues Hörsaalgebäude
Bislang war nur der Umbau des Unteren Schlosses in trockenen Tüchern. Dafür hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW bereits 15,9 Millionen Euro für den Umbau zugesagt. Das Gefängnis wurde bereits vor einem Jahr geräumt. Allerdings wurde bislang noch kein neuer Standort für das Arbeitsgericht gefunden, das bislang im Schloss untergebracht ist. Die Suche danach läuft auf Hochtouren.
Weitere rund drei Millionen Euro für ein neues Hörsaalgebäude kommen von Stadt, Kreis, Sparkassenstiftung und Uni. Dafür wird die bisherige Isolierstation abgerissen. Erst mit diesem Gebäude kann der Platzbedarf befriedigt werden: Bis zu 4000 Studierende und 200 Lehrkräfte, darunter 50 Professoren, sollen zum Wintersemester 2014 auf dem Altstadt-Campus zu Hause sein.
Für Stadt und Kreis ist es eine „Jahrhundert-Chance“, die der Region neuen Schub verleihen wird und einen wichtigen Standortfaktor darstellt. „Andere Städte würden sich danach die Finger lecken“, betonte Landrat Paul Breuer bei der Vorstellung. „Es wird dem Oberzentrum für lange Zeit ein jüngeres Gesicht geben.“ Außerdem sichere die Uni den akademischen Nachwuchs für Unternehmen und Behörden .
Wichtigste Entscheidung
Für Siegens Bürgermeister war der Altstadt-Campus bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren „ein Traum, der jetzt Realität wird. Es ist die wichtigste Entscheidung für die Stadt, seit die Universität überhaupt in Weidenau gegründet wurde.“ Für Uni-Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart ist das Vorhaben ein wichtiger Standort- und Marketingfaktor. „Das ist ein richtiger Campus, der Leben, Studieren und Forschen gleichermaßen verbindet.“ Gleichzeitig machte er deutlich, dass sich die Uni außer mit den akademischen Verdiensten dann auch mit einem Schloss werben könne.
Städte wie Münster oder Bonn rückten die historische Bausubstanz gekonnt in den Mittelpunkt. „Die Bildungssilos auf der grünen Wiese haben sich nicht bewährt“, sagte er mit Blick auf die 70er-Jahre-Architektur auf dem Haardter Berg. „Bildung kann man nicht kasernieren.“