Siegen. .

Neu strukturiert startete die Universität Siegen ins Jahr 2011, und reichlich Neues nahm über das Jahr verteilt Gestalt an.

Zum 1. Januar waren die zwölf Fachbereiche der Uni Siegen Geschichte. An ihre Stelle traten die vier Fakultäten. Im November 2010 hatte der Senat die Reform beschlossen, die Rektor Prof. Holger Burckhart bereits bei seinem Amtsantritt im Oktober 2009 auf seine Agenda gesetzt hatte. Seine Vision: Das Vier-Fakultäten-Modell könne die Anforderungen an einen modernen Forschungsbetrieb besser erfüllen, die Interdisziplinarität stärken und die Uni Siegen auch international für Studierende und Lehrende attraktiver machen.

... machte ernst und schaffte zum Wintersemester 2011/12 die Studiengebühren ab. Damit erfüllte Rot-Grün ein Wahlversprechen, stellte den Hochschulen im Gegenzug aber Kompensationsmittel in Aussicht. Von jährlich insgesamt „249 Millionen Euro plus x“ war für die nordrhein-westfälischen Universitäten die Rede. Dass „x“ sich schließlich als „0“ herausstellte, mag nicht wirklich viele Leute überrascht haben. Die Uni Siegen erhält auf diese Weise rund 8,5 Millionen Euro pro Jahr, also rechnerisch etwa 4,25 Millionen pro Semester. Damit steht sie finanziell schlechter da, als sie es mit den Gebühren getan hätte: Die beliefen sich nämlich beispielsweise im Sommersemester 2011 bereits auf 4,8 Millionen Euro.

Die Zahl der Studierenden stieg deutlich: Vom Sommersemester 2010 zum Sommersemester 2011 von 12 544 auf 13 813. Für das aktuelle Wintersemester 2011/12 weist die Statistik 15 702 Studierende aus. „Wenn der doppelte Abiturjahrgang kommt, reißen wir die 17 000er Marke“, prognostizierte Rektor Burckhart beim jährlichen Empfang der Uni im November. Der doppelte Abi-Jahrgang kommt 2013. Auf die Herausforderungen, die damit verbunden sein werden, bereitet die Uni sich bereits seit Längerem vor – unter anderem durch Anmietung zusätzlicher Räume.

... nahm 2011 konkretere Gestalt an – zumindest in der Planung. Dass im Zuge des Regionale-Projekts „Siegen – Zu neuen Ufern“ die Wirtschaftswissenschaften ins Untere Schloss einziehen sollen, war schon länger bekannt. Immer konkreter nahmen allerdings die Pläne Gestalt an, dass in den mittelfristig leer stehenden Gebäuden des benachbarten Stadtkrankenhauses ebenfalls Hörsäle und Seminarräume, außerdem ein Studentenwohnheim und idealerweise eine Mensa entstehen sollen. Der „Campus Mitte“, so die Hoffnung von Stadt, Kreis und Uni, wird mit über 3000 Studierenden Siegen endlich auch sicht- und spürbar zu einer Universitätsstadt machen. „Ein sehr interessantes Projekt“, befand auch NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze im Februar bei einem Besuch in Siegen. Die Finanzierung zumindest für den das Untere Schloss betreffende Teil des Vorhabens ist schon länger gesichert. In jeden Fall soll der Campus zum Wintersemester 2014/15 den Betrieb aufnehmen.

Eine zentrale Rolle wird für die Uni aber weiterhin der Campus Adolf-Reichwein-Straße spielen. Darum wählte die Uni-Leitung auch ein Grundstück an der Robert-Schumann-Straße als Standort für das neue „Student Service Center“ (SSC). Anfang des Jahres fanden Abholzungsarbeiten auf dem Gelände statt, im Juli folgte der erste Spatenstich. Dabei war zeitweise sogar schon von der Suche nach einer Standortalternative die Rede: Anwohner hatten Protest angekündigt und Klage gegen die Errichtung des 70 Meter langen, dreigeschossigen Gebäudes eingereicht. Eine Richterin vom Verwaltungsgericht Arnsberg lehnte einen Eilantrag allerdings nach einem Ortstermin und Gesprächen mit den Beteiligten ab. Schließlich wurden nach Angaben der Uni alle Klagen zurückgezogen. Das SSC, in dem 2012 der Alltag einziehen wird, bündelt alle studentischen Service-Einheiten wie Studierendensekretariat, Studienberatung und Akademisches Auslandsamt. Bisher sind diese Einrichtungen über die Stadt verteilt.