Hilchenbach. In der Regel sind Anke Wunderlich und ihr Team unsichtbar. Die Ordner und Helfer sind in brenzligen Situationen schnell zur Stelle.
Und dann ist da noch das Kleingedruckte. Die vielfach ausgehängten „Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Festivals Kultur Pur“ muten wie der verzweifelte Versuch der Bürokratie an, auch in der Zelttheaterstadt noch irgendetwas zu regulieren, vom Kartenumtausch bis zum Haftungsausschluss bei Hörschädigungen nach Rockkonzerten. Genauso wie der druckfrische Bußgeldkatalog, mit dem die Leute von der Hilchenbacher Ordnungsbehörde unterwegs sind: Wer in Gegenwart von unter 18-Jährigen Gras raucht, muss mit 300 bis 1000 Euro Bußgeld rechnen.
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Mit wachsamem Blick auf Kultur Pur achten
Das Thema von Anke Wunderlich ist das nicht. Sie leitet, mit einer Unterbrechung, seit 2005 das Team der Ordner und Helfer von Kultur Pur, die auf Sauberkeit achten sollen, Unfallgefahren beseitigen („Über die Tage kann im Boden schon mal eine Schraube hochkommen“), Auskunft geben und ansprechbar sind. „Menschen, die einen wachsamen Blick und soziale Kompetenz haben, motiviert sind und angemessen kommunizieren können“, beschreibt Anke Wunderlich das Anforderungsprofil, das die rund 20 Leute im Team erfüllen. Sie haben einen Blick auf den Platz, stehen am Einlass, sichern Notausgänge, Backstage-Bereich und die Technik oben auf der Tribüne. Je nach Show wird die Gruppe von zwei bis 20 Security-Profis von der Siegener MEK-Security unterstützt, die auch schon seit drei Jahren bei Kultur Pur dabei sind.
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Nur wenige knifflige Situationen in der Kultur-Pur-Geschichte
„Ich mag die Vielfalt der Menschen“, sagt Anke Wunderlich, die sich für den Einsatz bei Kultur Pur Urlaub für ihren Job als Traumatherapeutin bei der DRK-Kinderklinik nimmt. Knifflige Situationen, bei denen Gäste aus der Rolle fallen, kommen „seltenst“ vor, betont sie. Und wenn, „mache ich mir erst mal selbst ein Bild“, bevor, wenn dann noch nötig, Security oder Polizei hinzugezogen werden. Es sind dann übrigens nicht etwa Besucher oder Besucherinnen von Konzerten, die Ärger machen, sondern Ausflügler, die – wie Anke Wunderlich umschreibt – „nicht gut einschätzen können, wie viel sie vertragen.“
Mit einem einzigen Funkspruch kann Anke Wunderlich ihre Truppe in Minutenschnelle zusammenrufen. Das wurde einmal erforderlich, als der Rettungshubschrauber landen musste und die Schaulustigen im Weg standen. „Da mussten wir eine Kette bilden, damit der landen konnte.“ Und dann 2007 beim Orkan Ciaran, als während der Late Night Show die Zelte dicht gemacht werden mussten und niemand mehr raus durfte. „Da brauchte es Fingerspitzengefühl.“ Die allgemeinen Geschäftsbedingungen („Die Weisungen der Ordnungskräfte sind zu beachten“) helfen da wenig. Eher schon eine Grundgelassenheit, auf die Anke Wunderlich sich zumindest bei sich selbst verlassen kann. „Ich bin überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen.“
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