Hilchenbach. Die Philharmonie Südwestfalen hat mit einem Konzert zum Thema „Human“ Kultur Pur eröffnet. Ein Highlight: Eine drei Meter große Dundupuppe.
Die Philharmonie Südwestfalen hat wieder einmal mit einem Konzert, in diesem Jahr zum Thema „Human“, die 32. Ausgabe des Kultur Pur-Festivals eröffnet. Langweilig? Ganz im Gegenteil, denn die Verantwortlichen lassen sich stets etwas Besonderes einfallen.
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Sei es ein musikalischer Partner, wie vor einigen Jahren die A-cappella-Gruppe der King‘s Singers, oder Schauspieler als Moderatoren oder ein besonderes musikalisches Motto.
Kultur Pur: Philharmonie Konzert zeigt alle Facetten des Menschseins
„Also sprach Zarathustra“: Fanfarenklänge aus der Feder von Richard Strauß mit dem grandiosesten Fortissimo des Abends kommen einem musikalischen Urknall gleich. Und das Publikum im vollen Zelttheater freut sich, wie perfekt das große Orchester ausgesteuert ist und jede Instrumentengruppe präsent wird. Dazu untermalen stets wechselnde, aber nie zu dick aufgetragene Lichteffekte die Wirkung der Musik. Die ist so ausgewählt, dass im Laufe des Konzerts alle Facetten des Menschseins zum Ausdruck gebracht werden: Optimismus oder ausstrahlende leichte, flotte Rhythmen, getragene Klänge der Streicher, die tiefen Pessimismus aufkommen lassen.
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Nicht umsonst gilt Samuel Barbers „Adagio for strings“ als das traurigste Musikstück aller Zeiten. Wie passend, dass die Philharmoniker direkt dahinter und ohne Atem zu holen eine locker-flockige Komposition von Jean Sibelius setzen. Freude kommt ebenfalls bei der längsten Tonschöpfung des Abends auf, in der eine schottische Hochzeit beschrieben wird. Einschließlich der ausgelassenen Tänze der Hochzeitsgesellschaft, dem ungezügelten Alkoholgenuss und der Reue danach, als die Sonne wieder aufgeht. Und als Tüpfelchen auf die schottische Folklore bringt dann auch noch ein leibhaftiger Dudelsack-Virtuose die Stimmung des Publikums auf einen vorläufigen Höhepunkt.
Kultur Pur: Dundupuppe schüttelt Hände und verteilt Luftküsse
„Nur wir Menschen wissen, dass wir sterben“, sagt Moderator Max Moor, bekannt aus TTT – Titel, Thesen, Temperamente. Als Moderator des Konzertes ist er viel mehr als ein Stücke-Ansager und Komponisten-Beschreiber. Mit deren Namen, die ohnehin wieder vergessen werden, hält er sich zurück, lässt vielmehr die Musik sprechen und prangert, ohne belehrend zu sein, an, was das menschliche Miteinander neben all den Kriegen und Auseinandersetzungen am meisten belastet: „Intoleranz und selbstgewählte Gleichgültigkeit“.
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Die Überraschung des Abends: Fünf Puppenspieler, die mit ihrer zunächst lebensgroßen, dann riesigen von innen beleuchteten Figur das große Zelt in eine magische Welt eintauchen lassen. Denn die Lichtpuppen sind wie Menschen, die kommunizieren können und sich berühren lassen.
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„Romeo und Julia“, die von Tschaikowski komponierte tragische Liebesgeschichte aus Verona und eine lebens- und liebesfreudige „Fiesta“ aus Mexiko loten am Ende noch einmal die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle aus und lassen selbst den Dirigenten in leichten Tanzmodus bringen. Aber die wunderbaren Künstler der Philharmonie Südwestfalen setzen bei ihrer Zugabe einen optimistischen Schlusspunkt: „We are the world“, mit all dem präsentiert, was dieses Orchester an Klasse und Emotion hergeben kann. Das Ergebnis: Standing ovation.