Hilchenbach. Was macht Kultur Pur auf dem Giller zum Festival für Familien? Nicht nur das umsonst-und-draußen-Programm. Auch an viele Details wird gedacht.

Auf einmal ist auf der anderen Ecke des Platzes was los, sofort wenden sich die Blicke von der Märchenerzählerin ab. „Die Konzentration geht flöten“, wendet sich Doris Friedmann an ihr junges Publikum. Nur einen Moment noch. „Du schaffst das.“ Drüben hat sich El Goma einen Jungen aus der ersten Reihe ausgeguckt. Während der Comedian das hinter ihm zu den Zelten (weg)laufende Publikum zu eigentlichen Helden seiner Show macht, spielt er mit seinem jungen Assistenten, der mit sichtlich wachsendem Vergnügen mitmacht, ein Spiel mit einem blauen Luftballon. Man ahnt, wie das endet. Drinnen im großen Zelt klatschen derweil Kinder, Eltern und Großeltern Beifall für den Riesenchor Singing Circus.

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Viele Details machen aus Kultur Pur auf dem Giller ein Festival für Familien

Wie Kultur Pur ein Festival für Familien wird? Eben so. Wobei das ohne die vielen vermeintlichen Kleinigkeiten drumherum nichts würde. Für die ist Katja Fünfsinn, Stellvertreterin von Festivalleiter Jens von Heyden, zuständig. „Wir versuchen, für alle den Besuch so angenehm wie möglich zu machen.“ Das fängt beim Ankommen an. Der Weg vom Eingang beim Infocontainer zum Festivalgelände wird mit Platten ausgelegt und ist somit für Kinderwagen befahrbar. Auf der Wiese werden Flächen für Picknicks freigehalten – und die Weitsprunggrube ist sowieso für jegliche Installation tabu: Sie ist einfach ein großer Sandkasten.

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Die Ordner werden geschult für kleine Gäste und ihre erwachsenen Begleitungen, bieten Hilfe an, bevor jemand lange ratlos herumsteht. Deren Dienst beginnt übrigens schon sehr früh, lange bevor die ersten Gäste kommen. „Wir machen morgens immer eine sehr genaue Müllrunde.“ Kein Kind soll mit Abfall oder gar Glasscherben in Berührung kommen. Und wenns mal richtig heiß wird, wird Eis gereicht und werden die aufblasbaren Planschbecken aufgestellt.

Ein riesiger Treffpunkt für Freunde: Hier geht niemand verloren

Zwei Sammelplätze sind auf „verloren“ gegangene Kinder eingerichtet. „Da gibts auch Lollies“, sagt Katja Fünfsinn. Sie kommen seltener zum Einsatz, als man bei einer Veranstaltung mit mehreren tausend Menschen vermutet. Denn erstens gibt es von da, wo die Familie sich niederlässt, schon genug zu sehen und somit keinen Grund zum Weglaufen. Und zweitens haben die kleinen Gäste hier immer viele große Freunde, die sie kennen – der Giller ist halt zu Pfingsten auch ein riesiger Treffpunkt.

Bei Dinos und Drachen haben wir lange überlegt. Doch die Kinder haben sich weniger erschreckt als die Erwachsenen.
Katja Fünfsinn, Veranstaltungsleitung

Bei den Preisen der Gastronomie zieht Kultur Pur rote Linien: „Der Besuch soll finanzierbar sein“, sagt Katja Fünfsinn. Natürlich bringen die Familien zum Picknick ihren Proviant mit, Tupperboxen voller Obst und kleingeschnittenem Gemüse, lauter gesundes Zeug. Aber zur Feier des Tages soll denn doch auch der Süßkram oder irgendwas mit Schokoladen von einem der vielen Stände drin sein. „Süße Sachen, die es zu Hause nicht gibt.“ Sogar bei den Walk Acts wird vorsichtig ausgewählt, erzählt Katja Fünfsinn. „Bei Dinos und Drachen haben wir lange überlegt.“ Eigentlich ohne Grund. „Die Kinder haben sich weniger erschreckt als die Erwachsenen.“ Wobei auf dem Giller, wenn überhaupt, sowieso nur freundliche Drachen unterwegs sind. Versteht sich.

Manchmal genügt auch schon das Zuhören durch die Zeltwand

Familienfreundlich: Da gehört Unterstützung für Gäste mit Handicap dazu, rollstuhlbreite Einlassschleusen zum Beispiel. Sonnenschirme über den Bierzeltgarnituren für die Empfindlicheren. Und einfach nur Platz. Junge Leute treffen sich hier, hören dem Konzert einfach von draußen durch die Zeltwand zu. Bei den Fanta 4 übrigens in Gesellschaft von Katja Fünfsinns 75-jähriger Mutter, die sich ein Stehplatzkonzert nicht mehr zumuten kann. Es gibt eben für alles eine Lösung. Auch für den Jungen mit dem blauen Luftballon. Den wird er nämlich wieder los. El Goma hat für ihn ein kleines Mädchen in der ersten Reihe entdeckt. Aus den beiden wird aber kein Paar.

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