Hilchenbach. Kultureller Marktplatz Dahlbruch war gestern – jetzt richten sich die Blicke auf Helberhausen. Misstöne gibt es zum Hilchenbacher Marktplatz.

Hilchenbach hat eine neue Millionen-Baustelle: die Ortsmitte von Helberhausen. Nach dem Abriss der Schule und des Gasthofs Nies werden eine Kita und ein Dorfplatz neu gebaut.

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Dorfplatz Helberhausen

Die Vier-Gruppen-Kita Helli, die aus der ALF-Großtagespflegestelle Löffelzwerge hervorgeht, wird von den Investoren Christian Bernshausen und Stephan Henrich gebaut. Die Neugestaltung des Bereichs um die Kapellenschule stemmt der Trägerverein des nun als Bürgerhaus genutzten Gebäudes; dazu sollen Mittel aus dem EU-Förderprogramm Leader fließen. Dorfplatz und Multifunktionsfeld indes gehen auf das Konto der Stadt: Eine Million Euro wird bis 2026 auf dem ehemaligen Schulhof verbaut. Weil beide Anlagen als eigene „Projekte“ geführt werden, kann die Stadt beim Land den Höchstförderbetrag von 250.000 Euro gleich zweimal in Anspruch nehmen.

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Fachdienstleiterin Martina Hamann stellte jetzt dem Hauptausschuss die Planung vor, mit der sich im März auch eine Bürgerversammlung befasst hat. Der Beschluss darüber sei „keine alltägliche Entscheidung“, räumte sie ein, die Investition ein „großer Posten“ – die Chance, die Hälfte der Kosten vom Land bezahlt zu bekommen, allerdings wohl auch einmalig. Überzeugungsarbeit war allerdings nicht zu leisten, die Zustimmung einhellig. „Ein tolles Projekt für Helberhausen“, fand André Jung (CDU), „eine große Chance für die Dorfentwicklung.“ Jung hob die Aktivität der Vereine, hervor und der Bürger hervor, die als Investorengemeinschaft das Nies-Grundstück gesichert hatten: „Das Engagement in dieser Ortschaft ist großartig.“ „Ein sehr aktives Dorf mit richtig Leben“, bestätigte Michael Stötzel (SPD). Ein Erfolg sei auch der Bau der großen Kita: „Sie haben lange dafür gekämpft.“ Der Weg war lang von dem Zugeständnis des Jugendamts zu einer Ein-Gruppen-Einrichtung, aus der dann sogar nur eine Großtagespflegestelle mit neun Plätzen wurde, bis zur nun entstehenden Vier-Gruppen-Kita.

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Christoph Rothenberg (FDP) mochte „diese Euphorie nicht teilen“, er sei „gebranntes Kind“, seit der finanzielle Eigenanteil der Stadt am Hilchenbacher Marktplatz immer größer geworden sei. Wenn aber schon in Helberhausen investiert werde, so Rothenberg, dann aber auch in die Sanierung der Ferndorfstraße, deren Schlaglöcher noch nicht einmal Tempo 30 zuließen. Danach allerdings, so warnte Dr. Frank Luschei (Grüne), müsse man auch wieder über Verkehrsberuhigung nachdenken: Die Landesstraße trennt Kindergarten und Dorfplatz: „Da laufen viele Kinder.“

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Arne Buch (CDU) versuchte, das Helberhäuser Projekt von den Ideensammlungen aus der Erarbeitung des Integrierten Entwicklungskonzepts (IKEK) abzuheben. Die „Truppe von Gummibärchenverteilern“, spottete Buch über die Workshops an Thementischen und Flipcharts mit Moderationskarten und Klebepunkten, hätten nur „Fantasiewelten geschaffen“ und „den Leuten eine lange Nase gemacht“. Entwickelt worden seien „Ideen, von denen am Ende nichts geblieben ist“. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis widersprach vehement: Aus dem IKEK sei eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt worden: die Attraktivierung des Müsener Freibades, der Spielplatz Doktors Wäldchen, der Dorfplatz Vormwald, die Ortsmitte Oechelhausen, der Hilchenbacher Marktplatz und das Lützeler Bürgerhaus. „Darauf können wir stolz sein.“

Im Mai sollen die Arbeiten auf dem Hilchenbacher Marktplatz weitergehen.
Im Mai sollen die Arbeiten auf dem Hilchenbacher Marktplatz weitergehen. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Marktplatz Hilchenbach

Weniger gut ist die Stimmung zu dem anderen Millionenprojekt: Mittlerweile auf 1,2 Millionen Euro gehen die Kosten für die Erneuerung des Hilchenbacher Marktplatzes zu. Noch im letzten Herbst, zum Mondscheinmarkt, wurde der „grüne Norden“ mit seinem illuminierten Wasserspiel gefeiert, und im Februar wurde der Plan für den zweiten Bauabschnitt bis zum Rathaus beschlossen, der im Mai begonnen und rechtzeitig zur Herbstkirmes fertig werden soll. Am weitesten ging Christoph Rothenberg (FDP): „Stoppen, solange es noch geht.“ Der Betrag wäre für die Straßensanierung „weitaus besser angelegt“. Wenn nun auf den zweiten Bauabschnitt verzichtet würde, „können wir uns den wichtigen Dingen widmen“.

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Stein des Anstoßes sind 55.000 Euro Mehrkosten: zum einen für einen Poller mit Strom- und Wasseranschluss, der für die Kirmes und andere Veranstaltungen gebraucht wird. Zum anderen für die „Lounge-Bänke“, die - so die Vorlage der Verwaltung - „nochmals in ihrer Größe optimiert und teilweise mit Rücken- und Armlehnen ausgestattet (wurden), damit diese von Seniorinnen und Senioren problemlos genutzt werden können“. Dass Bänke erst nachgerüstet werden müssen, „dafür habe ich kein Verständnis“, sagte Stefan Jäger (UWG), auch die Notwendigkeit von Strom- und Wasseranschluss hätte vorhersehbar sein können.

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Man kann drauf sitzen. Nur in anderer Art und Weise.
Kyrillos Kaioglidis, Bürgermeister

„Wirklich absurd“ nannte es Dr. Frank Luschei (Grüne) - er habe vorausgesetzt, dass man nicht nachfragen müsse, ob man auf Bänken auch wirklich sitzen kann. Die Idee, die Mittel im Haushalt zu sperren, helfe nicht weiter, wandte Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis ein. „Wir können den Auftrag dann nicht so ausschreiben, als ob wir die 55.000 Euro hätten. Wir wollen aber doch, dass die Kirmes stattfindet.“ Im Übrigen sei es nicht so, dass die Bänke unbrauchbar seien. „Man kann drauf sitzen. Nur in anderer Art und Weise.“

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