Hilchenbach. Im Mai soll mit den Arbeiten für den vorerst letzten Bauabschnitt begonnen werden. Ganz billig wird das nicht.

Und wenn der „grüne Norden“ mit Sitzplätzen zwischen Bäumen, Wasserspiel und bunter Beleuchtung noch so schön geworden ist: Mit dem zweiten und vorerst letzten Bauabschnitt für den Hilchenbacher Marktplatz tut sich die Politik schwer. Den Beschluss fasste der Infrastrukturausschuss am Ende mit zwei Gegenstimmen und einer Stimmenthaltung. Nun werden Aufträge ausgeschrieben und vergeben.

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Ab Mai, so der Zeitplan, soll weiter gebaut werden können. Aus diesem Grund wird das Frühlingsfest auf das letzte April-Wochenende vorverlegt. Ziellinie ist der September, rechtzeitig zur Herbstkirmes, die nicht nur wegen der geänderten Platzverhältnisse anders aussehen wird als bisher. „Den Ruinener Weg müssen wir mit bedenken“, sagte die für Wirtschaftsförderung zuständige Fachdienstleiterin Martina Hamann. Dort könnte die Offenlegung des Langenfelder Bachs beginnen; der Parkplatz, auf dem sonst immer ein Fahrgeschäft steht, wäre dann weg.

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Stadt wird bis zu 400.000 Euro selbst aufbringen

Grund für die Bedenken gegen den zweiten Marktplatz-Bauabschnitt waren vor allem die Kosten, die sich inzwischen - für beide Bauabschnitte - auf 1,1 Millionen Euro summieren. An den 560.000 Euro, die insgesamt fällig werden, ist die Stadt mit einem Eigenanteil von 340.000 Euro beteiligt. Für ergänzende Maßnahmen will die Stadt einen Teil ihres Landeszuschusses für „Zukunftsfähige Innenstädte“ verwenden. 140.000 Euro stehen für Gestaltungsmaßnahmen, Bänke, Bäume und Spielgeräte bereit; allerdings muss die Stadt sich mit 30 Prozent an den Ausgaben selbst beteiligen. Insgesamt also, so rechnete Christoph Rothenberg (FDP) vor, dürfte es auf einen städtischen Anteil von 400.000 Euro hinauslaufen. Auf der anderen Seite kenne der Rat vom noch einzubringenden Haushalt „noch nicht einmal die Eckdaten. Das passt nicht zusammen.“

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Im Anschluss an das Wasserspiel entsteht, in Höhe der Einmündung Gerbergasse, ein von vier neu gepflanzten Linden umfasster Platz, auf dem Veranstaltungen stattfinden und Marktstände aufgestellt werden können. Damit dort niemand drauffährt, soll die Fläche zumindest zu Beginn mit weiteren Pollern abgeriegelt werden, sagte Landschaftsarchitektin Doris Herrmann. „Langfristig werden die nicht nötig sein.“ Die vorhandenen stünden doch regelmäßig schief, wandte Lukas Debus (SPD) ein: „Ich habe den Eindruck, die werden alle regelmäßig umgefahren.“ „Schrecklich“ finde sie die schwarzen Metallstangen, sagte Annette Czarski-Nüs.

Im Mai sollen die Arbeiten auf dem Hilchenbacher Marktplatz weitergehen.
Im Mai sollen die Arbeiten auf dem Hilchenbacher Marktplatz weitergehen. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

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Das wird ein richtiger Eyecatcher.
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UWG gegen Beleuchtung und neues Pflaster

Richtung Rathaus folgt ein Aufenthaltsbereich mit Bäumen, „Plauschplatz“ und einem kleinen Kletter-Wolf. Das Wasser des Wasserspiels am oberen Markt, das in einer Leitung in den Rathauskeller fließt und von der gereinigt zurückgepumpt wird, wird hier in ein 15 Meter langes und anderthalb Meter breites Wasserbecken abgezweigt. Nur ein Wasserfilm wird den Boden des Beckens bedecken. Das Becken wird nur 18 Zentimeter hoch sein, Sitzgelegenheiten bieten und für Veranstaltungen überdeckt werden, zum Beispiel mit einer langen Theke. „Das wird ein richtiger Eyecatcher“, glaubt Martina Hamann. Für den Sommer werden vielleicht auch noch Holzliegen angeschafft. Zusätzlich wird auch der Parkstreifen auf der anderen (Sparkassen-)Seite der Fahrgasse neu gestaltet, mit Pflanzbeeten und Sitzbänken.

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Ulrich Bensberg (UWG) schlug vor, das vorhandene Natursteinpflaster auch in der Mitte, nicht nur am Rand, liegenzulassen und nicht durch Betonplatten oder Verbundsteine zu ersetzen. Zum einen entstünde dann kein „Flickenteppich“, zum anderen würde Geld gespart. Auch die bunte Beleuchtung von Wasser und Bäumen („Lichtverschmutzung“) sei entbehrlich. Schließlich regte Bensberg „sitzfähigere“ Ruhebänke an, die am oberen Marktplatz aufgestellten seien zu tief. „Das alte Pflaster tut’s noch“, pflichtete Peter Kraus (UWG) bei. „Absolut unnötig“ sei die Beleuchtung: „Die fördert das Insektensterben.“ „Auf den Fall zeitlich begrenzen“, forderte Annette Czarski-Nüs (Grüne).

Erst im Frühjahr wird der
Erst im Frühjahr wird der "grüne Norden" des  Hilchenbacher Marktplatzes mit dem illuminierten Wasserspiel wieder zum Verweilen einladen. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Wolf, Gummiente und Eibenbecke

Landschaftsarchitektin Doris Herrmann warb für den bisherigen Entwurf: Die Beleuchtung bringe großen Mehrwert, „sie macht die Atmosphäre aus“, wie sich auf dem oberen Markt zeige. Dazu müssten die Lampen „nicht die ganze Nacht“ brennen. Von der Idee, das oft als Ansammlung von Stolperfallen kritisierte und bei Regen zudem rutschige Pflaster liegenzulassen, hielt die Planerin nichts: „Über kurz oder lang müsste es ausgebessert werden.“ Dem schloss sich Oliver Schneider (CDU) an: „Das Pflaster hat immer für Unmut gesorgt.“ Die „extremen Kosten“ hätten überrascht. Andererseits: „Wir gestalten die Visitenkarte von Hilchenbach neu.“ Auch Martin Born (fraktionslos) winkte bei den Vorschlägen der UWG ab: „Die Ersparnis wäre marginal.“ Ein Verzicht auf die Illumination mit 14 Punktstrahlern „wäre total schade“. Max Taplick, stellvertretender Leiter des Fachdienstes Bautechnik, wies darauf hin, dass langfristig die gesamte Marktplatz-Beleuchtung ausgetauscht und auf LED umgestellt werde. Die Altstadtleuchten aus den 1980er Jahren seien unwirtschaftlich, Ersatzteile nur noch schwer zu bekommen.

Ich habe noch eine schwarze Gummiente. Da kann man ungiftig reinbeißen.
Christoph Rothenberg, FDP

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Lukas Debus (SPD) räumte ein, dass seine Fraktion eine Neugestaltung „im Bestand“ bevorzugt hätte, der erste Bauabschnitt aber tatsächlich „sehr gelungen“ sei. Für den neuen Aufenthaltsbereich am Wasserbecken könne „vielleicht ein anderes Kunstwerk“ vorgesehen werden. Sie finde den bekletterbaren Wolf im Unterholz, das Hilchenbacher Wappentier, „sehr attraktiv“, erwiderte Doris Herrmann. Alternativen seien aber denkbar: eine Wippe. Oder ein Wasserrad: „Meine Lieblingsvorstellung.“ „Ich habe noch eine schwarze Gummiente zu Hause“, sagte Christoph Rothenberg (FDP) und spielte auf die Diskussion über die auch hier vorgesehene Eibenhecke („Giftpflanze des Jahres 2011“) an: „Da kann man ungiftig reinbeißen.“ Das Marktplatzpflaster kommt übrigens nicht auf den Müll, sondern wird zur Wiederverwendung eingelagert. Die Steine werden noch gebraucht.

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