Siegen. Der Intendant der Philharmonie Südwestfalen äußert sich zur Kündigung von Nabil Shehata: Auch ihn habe das überrascht, sagt Michael Nassauer.
Musik machen. Das ist und bleibt der Auftrag der Philharmonie Südwestfalen. Auch wenn die See gerade (mal wieder) rau ist, die finanzielle Situation herausfordernd und der Chefdirigent in der neuen Saison nicht mehr dabei sein wird. An der Qualität des Orchesters werde das aber erst einmal überhaupt nichts ändern, sagt Intendant Michael Nassauer. Er kennt die Philharmonie, kennt auch Höhen und Tiefen und wieder Höhen, ist schließlich seit über 25 Jahren schon Teil des Orchesters. Viele Jahre als Hornist und inzwischen auch viele Jahre als Intendant.
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Die Spielzeit 2024/25 sei schon vor der auch für ihn überraschenden Kündigung Nabil Shehatas geplant gewesen und verspreche eine tolle Saison zu werden. Trotz der vom Land NRW als institutionellem Zuschussgeber geforderten Sparmaßnahmen, habe er „keine Schmalspursaison“ konzipiert, sondern wieder eine Mischung aus sinfonischem Programm, Filmmusikgala, Education-Projekten und Opernmusiken. „Ich finde das total bereichernd“, so Nassauer, der diese „Bandbreite des Repertoires“ sehr spannend findet. Finanziell durchaus lohnend seien die Filmmusik-Gastspiele des Orchesters in Köln oder Frankfurt. Formate, die er unbedingt haben wollte und die der Philharmonie auch die Chance bieten, in besonders schönen Sälen zu spielen.
Siegen: Philharmonie Südwestfalen muss um Finanzen kämpfen - Kündigung ein anderes Thema
Michael Nassauer ist es wichtig, dass unterschiedliche Thematiken auch differenziert betrachtet werden. Das eine sei zweifellos die aktuell angespannte wirtschaftliche Lage, die sich aus der erheblichen tariflichen Gehaltssteigerung der Beschäftigten ergebe. Dieser Tarifabschluss sei in der Jahresmitte 2023 erfolgt, nachdem die Politik sämtliche Budgets längst beschlossen hatte und sich somit naturgemäß eine große Lücke auftun musste. Dass das Orchester in diesem Jahr „um eine auskömmliche Finanzierung“ kämpfen müsse, habe aber nicht zwangsläufig etwas mit der Kündigung des Chefdirigenten zu tun, der maßgeblich Einschränkungen im organisatorischen Bereich beklagt habe und einen (aus seiner Sicht) Mangel an künstlerischen Perspektiven. Dass Shehata „ohne Plan B“ von sich aus das Orchester verlasse, sei „unüblich, aber in der Branche nicht beispiellos“, so der Intendant.
Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin müsse nun mit aller Ruhe gesucht werden. „Was wir nicht brauchen, ist ein hektischer Schnellschuss“, betont Michael Nassauer. „Wir werden einen guten Chefdirigenten finden, wir werden uns einigen und dann schauen, wann dieser in Siegen beginnen kann.“ Sicher sei er, dass 2019 Nabil Shehata genau der richtige Dirigent für die Philharmonie Südwestfalen gewesen sei. Man könne für diese fünf – auch wegen Corona nicht immer leichten – Jahre dankbar sein. Shehata („ein Weltklassemusiker auf dem Kontrabass“) hätten diese fünf Jahre inklusive des Umgangs mit 66 individuellen Künstlerpersönlichkeiten, mit Veranstaltern, Politikern oder Presse durchaus verändert.
Siegen: Philharmonie Südwestfalen soll einen Orchesterdirektor bekommen
Perspektivisch soll künftig das Orchestermanagement verstärkt werden. Von externer Seite sei dazu geraten worden, einen Orchesterdirektor zu installieren, gewissermaßen die rechte Hand des Intendanten. Nassauer: „Ich habe keinen Stellvertreter. Eigentlich sitze ich auf zwei Stühlen.“ Der Trägervereinsvorstand habe der Umwandlung der derzeitigen Assistentenstelle (Christoph Haupt wechselt im Laufe dieses Jahres in den Ruhestand) bereits zugestimmt. Man warte noch auf die entscheidende Freigabe der Bezirksregierung Arnsberg.
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