Siegen. Die Podzimeks eröffnen in berüchtigter „Mafia-Eisdiele“ in Siegener Innenstadt mit völlig neuem Konzept und witzigem Namen: „Wir dielen mit Eis“.
Der Name lag ja quasi auf der Straße. Anfang Mai 2023 wurde das Eiscafé „Al Teatro“ am Scheinerplatz, mitten in der Siegener Innenstadt, im Rahmen einer spektakulären Razzia durchsucht und geschlossen. Laut der Ermittler diente es als Stützpunkt der süditalienischen Mafia in Siegen. Seither lagen die verschlossenen Räume so da, wie die Einsatzkräfte sie hinterlassen hatten. Bis jetzt: Ab Donnerstag, 4. April, ist die Eisdiele wieder da. Das „Naschwerk“ übernimmt; das Ehepaar Tordis und Markus Podzimek hat sich ein neues Konzept überlegt – und greift die berüchtigte Vorgeschichte mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern auf.
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Die „Eisdielerei“ spielt natürlich auf Mafia-Klischees vom Drogenverkaufen („dealen“) und dem Tätigen illegaler Geschäfte („Deals machen“) an - der Kühlschrank ist ein „Eistresor“, Inspektor Clouseau prangt neben quietschbunten Emblemen an der Wand, im Logo mit dem Gangster-artigen Sonnenbrillenträger steht aber natürlich auch „Das Naschwerk“. Das Konzept ist ganz anders als im „alten“ Naschwerk gegenüber im Siegcarré, wo es natürlich weiter Eis gibt, erklärt Tordis Podzimek. Wo aber der Außenbereich zum ZOB nicht mehr optimal war und sich auch das Publikum verändert habe. Das „Prinzip Starbucks“ nennt die Geschäftsführerin die Neuerungen - es gibt natürlich Eis in bewährter Naschwerk-Qualität, aber nur to go, zum Mitnehmen. Keinen Service an den Tischen, wer kommt, kauft an der Theke und setzt sich hin, wo es beliebt. Dafür kosten die Eisbecher auch weniger. Die übrigens „Dieler“ heißen, statt Erdbeerbecher zum Beispiel.
Siegener Mafia-Eisdiele wird zu Naschwerk-Eisdielerei - alle finden‘s witzig
Anfang Januar fragten sich die Podzimeks, was eigentlich mit den Räumen passiert. Denn die Lage ist super: Der Scheinerplatz ist definitiv eine der hübscheren Ecken von Siegen, mit viel Publikumsverkehr, zwischen Parkhaus, Siegufer, Fußgängerzone, Apollo, Sparkasse sind immer viele Menschen unterwegs. Sie erkundigten sich beim Eigentümer, der schon ein paar Angebote hatte, aber nichts Großartiges, erzählt Tordis Podzimek. Sie schauten sich das Ganze mal an „und wir hatten direkt eine Vision“, sagt sie grinsend. Ein Abend zuhause, vielleicht mit ein bisschen mehr als einer Flasche Wein, und dann stand die Entscheidung: Das machen sie. Der Name kam dann ganz von selbst: Diese Vorgeschichte mussten sie einfach abgreifen. Was die meisten Leute ziemlich witzig finden, die Resonanz ist jedenfalls super. Fotos vom neuen Logo werden reichlich gemacht. Auch die Polizei, die schräg gegenüber im „Treffpunkt Sicherheit“ sitzt und viel in der Stadt auf Streife ist, habe das schon abgefeiert.
Als sie loslegten, klebten auf den Türen noch die polizeilichen Plombensiegel, im Inneren sah es aus wie nach einem Einbruch. „Es war noch alles eingeräumt“, erzählt Tordis Podzimek, „alles“. Auch Lebensmittel... Sie entrümpelten und hübschten kräftig auf. Gastronomie steht weiter vor massiven Veränderungen, sagt Markus Podzimek, mit der Eisdielerei will das Naschwerk ein jüngeres, urbanes Publikum in den Blick nehmen. Auch Studierende, von denen es künftig mehr in der Innenstadt geben soll. Gleichzeitig ist es immer schwieriger, Personal zu finden. Wenn nur an der Theke Eis und Getränke ausgegeben werden, der aufwendige Service an den Tischen entfallen kann, ist das eine Erleichterung. Auch deswegen Selbstbedienung. Nur an der Qualität, betont Podzimek, werde nicht gespart.
Lounge und Balkon mit herrlichem Blick über Siegens Innenstadt über der Eisdielerei
Wer mag, kann im Außenbereich Platz nehmen, an den massiven, schweren Holztischen, die nicht so einfach demoliert oder in den Fluss geworfen werden können wie die üblichen Außengastro-Möbel - ein echtes Problem in der Siegener Innenstadt, sagen sie. Oder auch oben in der Lounge oder auf dem Balkon, mit herrlichem Blick auf den Scheinerplatz. „Einfach sitzen, abhängen, ein bisschen quatschen“, freut sich Geschäftsführerin Podzimek.
Da an warmen Sommertagen und -abenden aber viel los ist im Zentrum, könne das Eis (oder der Aperol Spritz, alias „Erwachsenen-Diel“) gerne mit zum Siegufer genommen werden. „Wie im Großstadt-Kiez“, sagt Podzimek. Das Spielzeuggeschäft nebenan sei auch total begeistert: Spielzeuge und Eis zum Naschen – wenn das kein Anziehungspunkt für Familien ist. Egal bei welchem Wetter.
In der Eisdielerei in Siegen gibt‘s das Naschwerk-Eis in der bekannten Qualität
In den essbaren Eisbechern (auf Wunsch für Allergiker auch aus Pappe) ist das drin, was immer schon im Naschwerk-Eis drin war: Frische Zutaten, nach alter Handwerkstradition verarbeitet. Regionale Milch vom Birkenhof oder frische Früchte, betont Markus Podzimek. Keine Fertigmischungen in Wasser einrühren, sondern Fonds kochen, ruhen lassen. Naschwerk-Sorbets waren immer schon vegan, weil da halt keine tierischen Produkte drin sind. „Wir machen das so wie Oppa“, sagt Markus Podzimek. Einige der Rezepte seien schon vier Generationen alt. 1,70 Euro kostet die Kugel Eis, die Energiekosten sind hoch, die Kühlung muss permanent laufen. „Das merkt man in der Eisherstellung.“ Das Instagram-Profil läuft schon super, sagt Tordis Podzimek, vor Eröffnung und ohne dass bislang viel Werbung gemacht wurde. Follower der Seite könnten hierüber von Gewinnspielen, Verlosungen oder Rabatten profitieren. Gute „Diels“ eben.
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Geöffnet ist täglich von 11 bis 18 Uhr (sonntags 13 bis 18 Uhr), bei gutem Wetter abends auch länger. dieeisdielerei.com, instagram.com/die.eisdielerei.