Den Auftakt unserer Gastro-Serie „An Tisch und Tresen“ macht die Konditorei Naschwerk. Ein Familienbetrieb, der Tradition und Modernes verbindet.

Der Neunkirchener Markus Podzimek darf sich mit einem Titel schmücken, der auf der Zunge zergeht: Maître Chocolatier. Im Jahr 2005 gewann der 43-Jährige den Pâtisserie-Oscar und belegte bei der Schokoladen-WM in Paris den achten Platz. Heute leitet Podzimek die Konditorei „Naschwerk“ in vierter Generation. „Manchmal hilft mein Großvater Albert mit seinen 93 Jahren noch mit, wenn er kann“, lächelt Podzimek.

Markus Podzimek und sein Sohn in der Siegener Naschwerk-Filiale.
Markus Podzimek und sein Sohn in der Siegener Naschwerk-Filiale. © WP | Dominik Brendel

Das Naschwerk, ehemals Konditorei Heimann, blickt auf mittlerweile 107 Jahre bewegte Geschichte zurück. Heute steht die Konditorei mit drei Standorten und 120 Mitarbeitern wirtschaftlich auf soliden Füßen. Neben der großen Filiale im Sieg-Carré führt Inhaber Podzimek noch den Stammsitz in Neunkirchen und ein kleines Café in Wilnsdorf. Dazu betreibt das Naschwerk einen Online-Shop, der Pralinen, Schokolade und Co. in alle Welt vertreibt.

Das Herzstück im Sieg Carré

An einem Dienstagmorgen sitzt Markus Podzimek im Siegener Naschwerk und nippt an einer Tasse Kaffee. Die Filiale im Sieg Carré hat er 2006 mit seiner Frau eröffnet. Mittlerweile ist die Gastronomie zum Herzstück der Konditorei geworden. Auf drei Ebenen gibt es Pralinen, Schokolade, Eis und Kaffee-Spezialitäten soweit das Auge reicht. „Wir stellen alles selbst her und nehmen nur die besten Zutaten“, sagt Podzimek. Das hat allerdings auch seinen Preis: Eine Vierer-Packung Pralinen startet bei 5,90 Euro, eine Tafel Schokolade kostet 5,20 Euro aufwärts. Mittlerweile bietet das Naschwerk im eigenen Restaurant aber auch herzhafte Speisen an. Italienische Köche zaubern hier Pizza, Pasta, Salate, aber auch Burger und Eintöpfe. „Sie können bei uns Pralinen essen, aber auch Chili con Carne“, lacht Podzimek.

Wandel der Zeit

Irgendwie sei das schon verrückt, findet Markus Podzimek. Denn früher stellte das Unternehmen eigentlich nur Torten her. Aber man habe gemerkt, dass das allein nicht reiche, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „1975 haben wir angefangen, Pralinen und Schokolade zu produzieren. Dafür wurden wir von der Konkurrenz belächelt. Das sei ja alles viel zu aufwendig und lohne sich nicht“, sagt Markus Podzimek. Heute gebe es diese Konkurrenz nicht mehr. „Wir konnten uns stets gut halten, weil wir uns weiterentwickelt haben. Wir haben neue Trends schon früh mitgemacht.“

Wertschätzung für das Gastgewerbe

Drei Monate im Siegerland. Zugegeben, das ist keine lange Zeit, wenn Sie diese Region einmal kennenlernen wollen. Ich, ein gebürtiger Hagener, habe es während meiner Volontärsstation in der Siegener Lokalredaktion dennoch versucht und mir vorgenommen, einmal die Gastronomie-Szene zu entdecken. Denn wo können Sie eine Region und ihre Menschen besser kennenlernen als in Restaurants, Cafés, Eisdielen und Kneipen?

In der Serie „An Tisch und Tresen“ schildere ich meine Eindrücke aus vielen, vielen Besuchen in Siegerländer Gastronomien. Jede Folge ist ein kleiner Guide für die jeweilige Stadt bzw. den Stadtteil. Wie meine Auswahl getroffen habe? Zum einen habe ich Tipps aus unserer Redaktion erhalten, zum anderen haben mir Leserinnen und Leser nach einem Aufruf im Mai ihre Lieblings-Gastronomien per E-Mail verraten. Außerdem haben die Bewertungen in Online-Portalen eine wichtige Rolle gespielt. Die Serie ist jedoch kein allumfassender Gastro-Guide für das Siegerland – dafür ist die Auswahl viel zu groß.

Beeindruckt hat mich bei meinen Gesprächen mit Wirten, Köchen, Kellnern und Konditoren vor allem eines: Mit wie viel Hingabe daran gearbeitet wird, den Gästen etwas Besonderes zu bieten. Aber das Geschäft ist zäher denn je. Innerhalb von zehn Jahren haben 81 Gastro-Betriebe im Kreis Siegen-Wittgenstein geschlossen, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) jüngst mit. Ein trauriger Trend, dem wir entgegenwirken sollten. Denn die Siegerländer Gastronomie hat enorm viel zu bieten – das weiß ich nach meinen drei Monaten hier ganz gewiss.

So auch im Jahr 1999, als die Konditorei ihre Kreationen in einem Online-Shop anbot. „Mein Gott, war das damals kompliziert“, schüttelt Markus Podzimek den Kopf. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. „Wir liefern unsere Produkte in alle Welt“, sagt Podzimek. Mittlerweile sei der Online-Shop hinter der Siegener Filiale die umsatzstärkste Säule des Unternehmens.

Service

Adresse: Am Bahnhof 17, 57072 Siegen; Kontakt:
0271/2316473; info@dasnaschwerk.de; www.naschwerk.de.

Öffnungszeiten: montags bis samstags 10 bis 19.30 Uhr, sonntags 13 bis 19 Uhr.

Sonstiges: Kinderfreundlich, behindertenfreundlich, Außengastronomie.

Leere Innenstädte

Dennoch blickt Markus Podzimek nicht ohne Sorgen in die Zukunft. Weil der stationäre Handel schwächelt und die Innenstädte zunehmend leerer werden. „Ich bin wirklich gespannt, wie es hier in zehn oder 20 Jahren aussieht.“ Denn irgendwann soll ja vielleicht sein Sohn Oskar die Konditorei übernehmen. „Das wäre sicher schön“, sagt Markus Podzimek.