Siegen. Die Nachfrage nach Wohnraum und Gewerbeflächen ist hoch: Jetzt bekommt Siegen Unterstützung, um Grundstücke dem Städtebau verfügbar zu machen.

Um die ungebrochen hohe Nachfrage nach Wohnraum und Gewerbeflächen in Siegen bedienen zu können, setzt die Stadt weiter auf die sogenannte „Nachverdichtung“ – Grundstücke oft in innerstädtischer Lage bebauen, die nicht oder untergenutzt sind.

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Diese Brachflächen stehen der Stadt in den meisten Fällen nicht zur Verfügung, die Eigentümer wollen nicht oder noch nicht verkaufen. Teilweise befindet sich die Verwaltung schon seit vielen Jahren in Gesprächen mit den Besitzern, die Entwicklung gestaltet sich mitunter zäh und schwierig.

Experten von NRW.Urban helfen bei drei Grundstücken in Siegen

Jetzt bekommt Siegen in dieser Frage Hilfe. Die Stadt profitiert vom Förderprogramm „Bau.Land.Partner“: Das NRW-Heimatministerium hat 20 Kommunen ausgewählt, die von der Landestochter NRW.Urban, die bereits in Siegen das Wohngebiet auf dem Munitionsdepot am Wellersberg entwickeln soll, als Experten für die Entwicklung von Wohnbauland dabei unterstützt werden, solche innerstädtischen Brachflächen zu Bauland zu entwickeln. Die Stadt hatte nach einer Untersuchung drei vormals gewerblich genutzte Flächen identifiziert, die dazu die Voraussetzungen erfüllen. Für zwei Flächen schwebt der Stadt eine neue gewerbliche Nutzung vor, die dritte könnte für Wohnbebauung geeignet sein. Um welche Flächen es sich genau handelt, dazu macht die Stadt keine Angaben.

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Durch diese Unterstützung, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann, könne man auf komplizierte Grundstücke hoffen, an denen die Stadt teils seit Jahren städtebauliches Interesse habe. NRW.Urban könne hoffentlich dazu beitragen, „dass sich was bewegt“. Die Eigentümer möchten aber nicht immer verkaufen oder damit lieber warten, NRW.Urban nennt strittige Eigentümer- oder Erbengemeinschaften oder unklare Perspektiven aufgrund von Bodenuntersuchungen oder Rückbaukosten als häufige Ursachen.

So sollen mit „Bau.Land.Partner“ Brachflächen in Siegen entwickelt werden

Es sollen diese „Hemmnisse bei der Aktivierung von ungenutzten und brachgefallenen Grundstücken beseitigt und die Brachflächen gemeinsam mit den Kommunen und Grundstückseigentümern zu neuem Leben erweckt“ werden, heißt es dazu von der Düsseldorfer Staatskanzlei. Mit dem Förderinstrument soll NRW.Urban mit Wissen und Personal vor Ort dabei unterstützen, untergenutzte Flächen für Wohnen und Gewerbe zu aktivieren. Das kann die Restrukturierung von Gewerbegebieten sein bis hin zur ehemaligen Industriefläche, auf der Wohnungen entstehen sollen.

Umfangreiches Förderinstrument

„Bau.Land.Partner“ leistet in einem mehrstufigen Verfahren folgende Schritte: Moderation zwischen Eigentümern und Kommunen, Herbeiführung der Mitwirkungsbereitschaft, Klärung von Nutzungsperspektiven, Potenzialanalyse, Skizzierung eines verträglichen Gesamtkonzepts, Erstellung von Grobkosten- und Erlösbetrachtungen und Einschätzung der ökonomischen und rechtlichen Machbarkeit.

Neben Siegen beim siebten Aufruf zu „Bau.Land.Partner“ erfolgreich waren die Kommunen Bedburg, Bergheim, Borken, Düsseldorf, Gronau, Hagen, Kamen, Lüdenscheid, Nottuln, Rheine, Rosendahl, Schmallenberg, Steinfurt, Velbert, Viersen, Warburg, Warstein, Westerkappeln und Windeck.

Zusätzlich zum jährlichen Aufruf, bei dem mehrere Flächen gleichzeitig angemeldet werden können, können sich Kommunen jederzeit mit besonders dringlichen Flächen für die „beschleunigte Einzelstandortaufnahme“ bewerben. An dem Förderinstrument (früher Flächenpool NRW) beteiligen sich bereits 88 Städte und Gemeinden mit 275 Standorten und einem Entwicklungspotenzial von 1600 Hektar Fläche, davon 836 Hektar für die Zielnutzung Wohnen.

Geschäftsführer Henk Brockmeyer: „Bei der Revitalisierung von Brachflächen steht die Klärung der kommunalen sowie der Eigentümerinteressen im Vordergrund. Mit der Analyse planungsrechtlicher Möglichkeiten und wirtschaftlicher Aspekte werden Entwicklungspotenziale der Standorte gemeinsam herausgearbeitet.“ Man verstehe sich als Scharnier zwischen privaten Eigentümern und Kommunen, um den Anstoß für eine einvernehmliche Entwicklung dieser Flächen zu geben.

Auf Gelände des früheren Bahnhofs Siegen-Ost passiert seit 10 Jahren fast nichts

Ob das Grundstück für „Bau.Land.Partner“ auf dem Zettel steht, ist nicht bekannt – geeignet wäre es jedenfalls: Das Gelände des ehemaligen Bahnhofs Siegen-Ost in Kaan-Marienborn liegt seit etwa zehn Jahren brach. Der Eigentümer des von der Hauptstraße aus gesehen rechten Teilstücks sei bisher immer verkaufsbereit gewesen, berichtete Thomas Runge im Bezirksausschuss Ost. Laut Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung hat es immer wieder potenzielle Interessenten gegeben, deren Vorhaben auch zu städtischen Interessen passten, was bisher immer aus den unterschiedlichsten Gründen gescheitert sei. Nun wolle der Eigentümer aber nicht mehr verkaufen, sondern selbst das Gelände entwickeln. Den Aussagen zufolge wolle er bei passenden Plänen bedarfsgerecht selbst bauen, die Stadt sei bei der Vermittlung geeigneter Interessenten mit im Boot.

Links des früheren Bahnhofsgebäudes in Kaan-Marienborn sind weite Teile des Areals ebenfalls noch unbebaut.
Links des früheren Bahnhofsgebäudes in Kaan-Marienborn sind weite Teile des Areals ebenfalls noch unbebaut. © Hendrik Schulz

Auch auf der linken Seite behält sich der Eigentümer vor, das Grundstück selber zu bebauen. „Er überlegt noch. Wir stehen im Dialog“, berichtete Runge.

Dass da 4500 zur Bebauung geeignete Quadratmeter brach liegen, sei gerade vor dem Hintergrund des Gewerbeflächendefizits in Siegen unbefriedigend. „Wir werden nicht aufgeben“, betonte Runge. Würde das Grundstück der Stadt gehören, wäre es inzwischen bebaut, versicherte er. „Vor zehn Jahren wurden den Kleingartenbesitzern ihre Flächen weggenommen und dann passiert nichts – bedauerlich“, fand auch Manfred Müller (SPD). Daniel Weber (CDU) kritisierte eine mögliche Wettbewerbsverzerrung – ein Bauunternehmen aus Siegen als Eigentümer hätte dort wohl längst gebaut, „wir brauchen in Kaan-Marienborn Fläche für Kleingewerbe“. Das Grundstück gehört einer Tiefbaufirma aus Wittgenstein. „Wir waren damals alle begeistert von den Plänen“, erinnerte Ausschussvorsitzender Johannes Tigges (CDU). Dass die Firma nach zehn Jahren Stillstand immer noch bestimmen könne und die Stadt kein Druckmittel habe, sei schade.

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