Kreuztal. In Fritz-Erler-Siedlung Kreuztal fehlen Parkplätze, einige parken auf Feuerwehrflächen. Das kann lebensgefährlich werden. Knöllchen helfen kaum.

Parkplatzprobleme gibt es in der Fritz-Erler-Siedlung schon lange. Rund 2000 Menschen aus 50 Nationen leben laut Stadtverwaltung im dicht besiedelten Quartier. Als die Siedlung mit ihren drei charakteristischen Hochhäusern Ende der 60er Jahre errichtet wurde, hatte kaum jemand ein Auto. Das hat sich verändert – und das führt zu Problemen. Denn nicht alle Anwohner haben eine Garage oder einen festen Stellplatz – Parkplatzsuche, jeden Tag aufs Neue. „Leider kommt es immer wieder vor, dass die Feuerwehrzufahrten oder die Sperrflächen für die Drehleiter der Feuerwehr zugeparkt sind“, weiß Brandinspektor Christian Heß.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Er ist seit 35 Jahren in der Kreuztaler Feuerwehr und wohnt unterhalb der Fritz-Erler-Siedlung. Wenn er mit seinen Hunden spazieren geht, sieht er oft die Fahrzeuge im absoluten Halteverbot oder auf den weiß markierten Sperrflächen. „Ich beobachte das schon ungefähr seit 2015. Wenn eine Feuerwehrzufahrt oder Sperrflächen zugeparkt sind und es brennt, kann das im schlimmsten Fall Menschenleben kosten“, sagt Christian Heß, der auch im Hauptberuf Feuerwehrbeamter ist. So gehen den Rettern kostbare Minuten verloren.

In der Fritz-Erler-Siedlung hagelt es für Falschparker Knöllchen am laufenden Band

„Dieses Problem ist schon lange bekannt. Es gibt in der Fritz-Erler-Siedlung leider zu wenig Parkflächen“, erklärt Janine Wolski, Pressesprecherin der Stadt Kreuztal. „Unser Ordnungsamt führt dort täglich Kontrollen durch. Wenn jemand falsch parkt, bekommt er ein Knöllchen. Egal, was für ein Auto das ist oder wer dort parkt.“ Auch die LEG als Betreiberin der Wohnanlage sei in der Pflicht, sich um die Parkplatzsituation kümmern. Feuerwehrzufahrten müssen auch auf LEG-Grundstücken 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, frei sein.

Am Dienstagmorgen fährt die Drehleiter der Kreuztaler Feuerwehr im Rahmen einer Überprüfung der Feuerwehraufstellflächen zahlreiche Punkte in der Fritz-Erler-Siedlung an.
Am Dienstagmorgen fährt die Drehleiter der Kreuztaler Feuerwehr im Rahmen einer Überprüfung der Feuerwehraufstellflächen zahlreiche Punkte in der Fritz-Erler-Siedlung an. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Auch bei der LEG ist das Problem bekannt – auch er habe schon ein Knöllchen für Falschparken bekommen, erzählt ein Mitarbeiter des Mieterbüros. Eine Anfrage an die Düsseldorfer Zentrale der Immobiliengesellschaft blieb bislang unbeantwortet. Laut des Kreuztaler Feuerwehrchefs Jan Kleine habe es in der Vergangenheit bereits Gespräche zwischen LEG, Stadt und Feuerwehr vor Ort gegeben. „Die Wichtigkeit in dieser Angelegenheit ist sicherlich allen bekannt. Es ist nur schwierig umzusetzen, wenn sich manche Verkehrsteilnehmer nicht an die Regeln halten.“

Mit der 16 Tonnen schweren Drehleiter der Kreuztaler Feuerwehr durch die Fritz-Erler-Siedlung

So sieht es auch Christian Heß. Am 18. Februar machte er mit einem Post in einer Kreuztaler Facebook-Gruppe auf die Situation und seinen Ärger über die Parksünder aufmerksam. Die Reaktionen: Überwiegend verständnisvoll. Eine Frau schrieb jedoch, dass „Ortspolizisten oder Nachbarschaftsaufpasser“ mit Sicherheit auch nicht ohne Fehl und Tadel seien. Es sei immer einfacher, sich über andere aufzuregen und womöglich zu denunzieren.

Dieses Problem ist schon lange bekannt. Unser Ordnungsamt führt dort täglich Kontrollen durch. Wenn jemand falsch parkt, bekommt er ein Knöllchen. Egal, was für ein Auto das ist oder wer dort parkt.
Janine Wolski - Pressesprecherin Stadt Kreuztal

Ein Ortsbesuch mit der Feuerwehr. Oberbrandmeister Christian Dreute steuert die 16 Tonnen schwere Drehleiter den Eggersten Ring hinauf, Christian Heß auf dem Beifahrersitz. Der erste Falschparker lässt nicht lange auf sich warten: Auf einer Sperrfläche zu einem Hochhaus steht ein Sprinter mit SI-Kennzeichen. Die Drehleiter passt nicht vorbei. Nach ein paar Minuten kommt ein Mann mit einem Autoschlüssel in der Hand und will schnell das Auto wegfahren. Christian Heß klärt ihn erstmal auf: „Sie dürfen hier nicht parken. Das ist eine Fläche für die Feuerwehr.“ – „Ja, ja, normal“ und „Tschuldigung“, murmelt der Mann in gebrochenem Deutsch. Ein weiterer Mann kommt hinzu, fährt den Wagen schließlich weg. Er sei Fahrer bei einem Paketdienst, habe das Auto am Abend nach einer Tour dort abgestellt – sonst habe er keinen anderen Parkplatz gefunden.

Auto blockiert Feuerwehrzufahrt - Martinshorn treibt die Besitzer auf die Straße

Nur wenige Meter weiter, in einer Hauszufahrt zur Kattowitzer Straße, kommt die Drehleiter erneut nicht weiter. Auf einer Zick-Zack-Sperrfläche steht ein Sprinter mit ukrainischem Kennzeichen. Direkt dahinter: Verkehrsschild „Absolutes Halteverbot“. Das Feuerwehrfahrzeug kommt wieder nicht durch. Christian Heß steigt aus, um nachzuschauen, ob der Maschinist womöglich in Millimeterarbeit vorbeipasst, aber keine Chance, nichts zu machen. Heß ruft Stadtfeuerwehr-Chef Jan Kleine an. Der erlaubt die Benutzung des Martinshorns: 125 Dezibel jaulen vom Dach des Fahrzeugs durch die Sonntagsruhe, zahlreiche Fenster der Hochhäuser gehen auf, Menschen schauen heraus, zücken ihre Handys. Nach drei Minuten kommt eine Frau angelaufen. „Ist das Ihr Auto?“, fragt Christian Heß. Die Verständigung ist schwierig, ein Mann kommt hinzu, dolmetscht. Sie habe nur höchstens fünf Minuten hier gestanden, erklärt die Frau schließlich. Es brenne nicht, sagt ihr Christian Heß – aber wenn doch, hätten auch höchstens fünf Minuten Menschenleben in Gefahr gebracht. Sie zeigt Verständnis – anders als eine andere Frau, die nicht mit Lärm und Aufregung einverstanden und der Meinung ist, dass zwei Steine auf der Sperrfläche das Problem seien. Diese sollen den Bereich für die Feuerwehr freihalten.

Leider stellen sich viele Menschen hier so hin. Das wird immer schlimmer. Wenn man die Leute anspricht, interessiert es sie oftmals nicht. Jeder denkt wohl nur noch an sich.
Anwohnerin - der Fritz-Erler-Siedlung

Dieser Sprinter parkt an einem Sonntag am Eggersten Ring in der Zufahrt zu einer Feuerwehrstellfläche.
Dieser Sprinter parkt an einem Sonntag am Eggersten Ring in der Zufahrt zu einer Feuerwehrstellfläche. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Einige Meter weiter, ebenfalls an der Kattowitzer Straße kann die Drehleiter ein weiteres Mal nicht rangieren, weil Autos falsch geparkt sind. „Leider stellen sich viele Menschen hier so hin. Das wird immer schlimmer. Wenn man die Leute anspricht, interessiert es sie oftmals nicht. Jeder denkt wohl nur noch an sich“, sagt eine Anwohnerin.

Park-Problem in der Fritz-Erler-Siedlung ist lange bekannt – es fehlt ein richtiges Mittel dagegen

Dienstagmorgen, 27. Februar, gibt es ein weiteres Treffen: Vertreter des Ordnungsamts, des Bauamts, der Feuerwehr und der LEG. Bei dieser Brandverhütungsschau wurden alle 27 Feuerwehrstellflächen kontrolliert, auch um mögliche Mängel zu entdecken und schnellstmöglich zu beheben. Fehlende Verkehrsschilder und Absperrpfosten oder zugewachsene Zuwege werden aufgelistet. Maschinist Stefan Knipp fährt ein weiteres Mal mit der Drehleiter durch die Siedlung. Ein Objektleiter der LEG berichtet, dass das Problem mit zugeparkten Feuerwehrstellflächen und Behindertenparkplätzen bekannt sei, dass schon länger versucht werde, die Mieter für dieses Problem zu sensibilisieren. Leider gebe es aber immer wieder Mieter, die dennoch auf diesen Flächen parken.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Nun ist geplant, Aushänge in verschiedenen Sprachen gut sichtbar in den Häusern zu platzieren: Darauf erneut die Hinweise, dass die Stellflächen absolut tabu sind, nur von der Feuerwehr genutzt werden dürfen. Die Beschäftigten des Ordnungsamts werden weiterhin ihre Runden durch die Fritz-Erler-Siedlung drehen und allen Falschparkern ein Knöllchen an die Windschutzscheibe klemmen.