Kreuztal. Standort des Löschzugs Kreuztal bleibt ein Problem. Drehleiter nicht immer schnell genug am Einsatzort. Für die Personalgewinnung gibt es Ideen.

Einstimmig hat der Rat den Brandschutzbedarfsplan 2021-2025 beschlossen. Damit wird die Stadt bei der Bezirksregierung wieder die Befreiung von der Pflicht zu einer hauptamtlichen Wache beantragen, die in Städten ab 25.000 Einwohnern vorgeschrieben ist. Damit kämen auf die Stadt allein Personalkosten für rund 30 Feuerwehrbeamte zu, sagte Bürgermeister Walter Kiß. Die Feuerwehr in Kreuztal sei „sehr gut aufgestellt“, mit den neuen Gerätehäusern in Buschhütten und bald auch in Krombach „auf einem guten Weg“. SPD-Fraktionschef Jochen Schreiber pflichtete bei: Der Brandschutzbedarfsplan „zeigt die Leistungsfähigkeit der städtischen Feuerwehr“.

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Der Auftrag

Die Feuerwehr soll bei einem Feuer in Gebieten mit höheren Gebäuden innerhalb von acht Minuten mit den ersten beiden Löschfahrzeugen und der Drehleiter am Einsatzort sein. Dieses Schutzziel soll in 80 Prozent der Einsätze erreicht werden, gelungen ist das 2019 bei 72 Prozent. Für kleinere Brände in Randbereichen werden 10 Minuten für das erste Löschfahrzeug festgelegt – und das für 90 Prozent der Einsätze. Daraus folgt, dass nach der Alarmierung und dem Anrücken zum Gerätehaus eine Fahrzeit zwischen vier Minuten (Kredenbach) und zwei Minuten und zwanzig Sekunden zur Verfügung steht.

12,9 Prozent des Stadtgebietes mit knapp 49 Prozent der Einwohner werden in weniger als acht Minuten von der Feuerwehr erreicht, weitere 33 Prozent der Fläche mit rund 50 Prozent der Einwohner zwischen acht und zehn Minuten. 232 Einwohner müssen im Notfall länger als zehn Minuten auf die Feuerwehr warten.

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Neben Mängeln in der Löschwasserversorgung und schlechter Erreichbarkeit spielen der als ungünstig erachtete Standort der Drehleiter am Gerätehaus Leystraße und Defizite bei der Personalausstattung eine Rolle, wenn das Schutzziel nicht erreicht wird. „Defizitäre Erreichbarkeit“ haben Teile der Kölsbach- und der Erlersiedlung, Littfeld, Oberhees und Osthelden. Dort will die Feuerwehr bei Bränden die Bevölkerung mit Sirenenalarm warnen, „zur Optimierung der Selbsthilfefähigkeit“: „Dadurch beabsichtigt man, im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, die Einleitung lebensrettender Maßnahmen bis zum Eintreffen der Feuerwehr durch die Bevölkerung.“

Feuerwehr_Kreuztal: Das sind die Herausforderungen.
Feuerwehr_Kreuztal: Das sind die Herausforderungen. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Herausforderungen

Hochhäuser und „hochhausähnliche Gebäude“ befinden sich in der Erlersiedlung in Kreuztal und der Kölsbachsiedlung in Buschhütten. Bei Gebäuden mit mehr als 13 Metern Höhe muss die Drehleiter eingesetzt werden – in Randlagen gebe es Standorte, die nicht in der vorgegebenen Zeit erreicht werden, heißt es im Brandschutzbedarfsplan. Für sieben bis 13 Meter hohe Gebäude können auch dreiteilige Schiebleitern eingesetzt werden, die in Eichen, Ferndorf, Kreuztal und künftig in Krombach verfügbar sind; Neubauten dieser Gebäudehöhe werden aber nur noch genehmigt, wenn sie für die Drehleiter rechtzeitig erreichbar sind. Grundsätzlich Vorrang haben zweite bauliche Rettungswege, also zum Beispiel Außentreppen. In Kreuztal sind Schulen und Kitas entsprechend ausgestattet – bis auf die Kita Kunterbunt in Eichen, die deshalb ihr Dachgeschoss nicht nutzen darf.

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Die Feuerwehr muss sich auf neue Wohn- und Gewerbegebiete einrichten: das Bender-Gelände in Ferndorf, Am Weinberg in Kredenbach, der Zimmerseifen unterhalb des Kreuztaler Friedhofs, der Hanker in Eichen zwischen Zum Möhnerschen und Hankerstraße, Littfeld-West und - langfristig – Rotenseifen in Littfeld als Wohngebiete und das Gelände zwischen Thyssenkrupp Steel und Bender in Ferndorf als Gewerbeansiedlung, sobald zu dessen Erschließung der Bahnübergang Aherhammer verlegt ist.

Die Kreuztaler Feuerwehr hat 253 Einsatzkräfte. Davon sind 15 an 24 Stunden verfügbar, 41 an Werktagen tagsüber kurzfristig, weitere 45 mit Zeitverzug. Vorgeschrieben ist eine 200-prozentige Personalreserve, also zum Beispiel 27 Personen für neun Plätze in einem Löschfahrzeug: Demnach müsste die Feuerwehr 396 Einsatzkräfte haben. Jugendliche sollen an die Feuerwehr gebunden werden, indem sie ab 16 Jahren an Einsätzen beteiligt werden und ihnen für den Klasse-B-Führerschein eine finanzielle Unterstützung gewährt wird. Bürgermeister Walter Kiß glaubt, dass 260 bis 270 Aktive ausreichen. „Wir haben die Zielerreichung bisher immer geschafft.“

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Standorte

Der Löschzug Kreuztal muss bei Einsätzen im nördlichen Stadtgebiet den Bahnübergang in der Siegener Straße überqueren. Wenn die Schranke geschlossen ist, „gehen wertvolle Minuten verloren“, heißt es im Brandschutzbedarfsplan. Zur Entlastung wurde 2008 ein weiterer Standort mit einem Löschfahrzeug in der Waldstraße eingerichtet. Der Brandschutzbedarfsplan nennt eine Verlegung des Standorts in Richtung Norden „zielführend“, das Gerätehaus in der Leystraße sei „einsatztaktisch kritisch zu betrachten“. Vorgeschlagen wird, ein weiteres Fahrzeug am Rathaus zu stationieren. Mit diesem könnten die bei der Stadt beschäftigten Feuerwehrleute ausrücken – das sind sechs Kreuztaler Wehrangehörige sowie weitere Bedienstete, die ebenfalls Interesse am Feuerwehrdienst bekundet haben. Bei Neueinstellungen in der Stadtverwaltung bekommen – so hat es die Politik beschlossen – Feuerwehrleute bei gleicher Eignung den Vorrang vor Mitbewerbern.

In Fellinghausen macht der Verkehr zur benachbarten Grundschule der Feuerwehr Sorgen. Die Weidener Straße sei „oftmals durch Zubringer- oder Abholerverkehr der Schule blockiert oder eingeengt“. Abhilfe soll eine ausgewiesene Hol- und Bringzone schaffen.

In Ferndorf müssen die Feuerwehrleute auf dem Parkplatz des evangelischen Gemeindehauses parken. Die Anfahrt werde durch den Hol- und Bringverkehr der Kita behindert: „Mangels fehlender Parkplätze haben sowohl Eltern als auch Erzieher keine Möglichkeit, ihre Fahrzeuge ohne Einengung der umliegenden Straßen abzustellen.“

In Kredenbach teilt sich die Feuerwehr die Parkplätze mit den Besuchern des Sportplatzes und der Turnhalle. Probleme beim Ausrücken bereitet die B-508-Baustelle: Die Feuerwehrleute stecken auf dem Weg zum Gerätehaus im Stau fest. Durch Veränderung bei der Ampelschaltung hätten sich die Rückstaus aber „deutlich verringert“.

Wenn die Feuerwehr in Krombach in ihren Neubau an der Hagener Straße einzieht, wird der alte Standort an der Krombachhalle für die Kleiderkammer genutzt, die derzeit noch bei der Löschgruppe Fellinghausen untergebracht ist.

Für Littfeld rät der Brandschutzbedarfsplan „mittelfristig“ zu einer „Standortoptimierung“. Das Gerätehaus liege zu weit entfernt von der B 517.

„In Littfeld und Fellinghausen müssen wir ran“, fordert Julian Siebel (CDU) im Rat. Auch für die Probleme des Stadtmitte-Standorts müssten Lösungen gefunden werden.

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