Hilchenbach. Ein Blick in die Geschichte vom Beginn 1689 bis zum Ende der 1960er Jahre: Es gab sogar Fremdenzimmer und einen Kolonialwarenladen.

„Pampeses“ hat seinen Hausnamen von Daniel Pampus, dem Hilchenbacher, der am 1. Mai 1689, dem Tag des großen Stadtbrandes, zum Bürgermeister gewählt worden ist. Sein Fachwerkhaus hat er, wie es die Balkeninschrift verrät, am 20. August 1689 errichtet – wohl der erste Neubau nach dem Stadtbrand. Über die Jahre danach weiß das Stadtarchiv kaum etwas. 1844 hat es nämlich noch einmal gebrannt, mit dem Wohnhaus des Bürgermeisters gehen auch alle Akten in Flammen auf.

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1839 bieten die Erben von Johannes Peter Stahl das Wohnhaus zu Verkauf an: „Sehr geräumig und vorzüglich zur Wirtschaft, Bäckerei, Brau- und Krämerei zu gebrauchen.“ Die Tradition vom Pampeses als Gasthaus beginnt. Johann Friedrich Stahlschmidt , Friedrich Loos und Carl Menn sind die weiteren Wirte im 19. Jahrhundert, allesamt zugleich Bäckermeister. Das Haus wird mehrmals angebaut, den größten Anbau lässt Carl Menn 1906 errichten. Der wird 1978 im Zuge der Stadtsanierung abgerissen; heute befindet sich dort die Sommerterrasse.

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Im 19. Jahrhundert gibt es viele Gaststätten in Hilchenbach

1890 gab es insgesamt zwölf Gaststätten und Cafés in Hilchenbach. Unter ihnen waren der Gasthof Engelbert (somit heute zweitältester Gasthof auf dem Marktplatz), der Deutsche Hof (2016 abgebrannt), der Gasthof Florenburg (an der Stelle des 1976 errichteten Rathauses), das Hotel Müller in der Schützenstraße, der Ratshof in der Bruchstraße (heute Hotel Hof 31). Später kamen das Café Kramer in der Herrenwiese und die Konditorei Müller in der Dammstraße („Süßer Konrad“) dazu.

1951 wird ein Pachtvertrag zwischen den Erben von Erich Menn und Willy und Hilde Velte aus Attendorn , den künftigen Betreibern der Gastwirtschaft, geschlossen. Aus dem Vertrag geht hervor, dass sich im Haus auch ein Ladenlokal befindet, in dem ein Kolonialwarengeschäft betrieben wird. Offenbar gibt es außerdem zwei zur Familie Menn gehörende Bewohnerinnen, die von den neuen Pächtern „anderweitig unterzubringen“ seien. „Solange dieses nicht möglich ist, behalten sie im Hause je einen Schlafraum sowie ordnungsmäßige Verpflegung durch die Pächter.“

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Lärm und Gerüche nicht erwünscht

Dass 1951 der Eindruck des zweiten Weltkrieges noch frisch ist, belegt der Paragraf 11 des Pachtvertrages: „Wird durch Krieg die Einziehung des Herrn Velte zur Wehrmacht oder durch Besetzung des Hauses durch eine Besatzungs- oder Wehrmacht oder dergleichen für die Pächter die Fortführung des Pachtverhältnisses unmöglich, so können sie den Pachtvertrag mit halbjährlicher Frist aufkündigen.“

1969 übernimmt Edwin Roth das Haus. Bier- und Gaststube, Speise- und Gesellschaftszimmer bilden laut „Erlaubnisbescheid“ das Erdgeschoss. Im ersten Obergeschoss befinden sich vier, im zweiten zwei Fremdenzimmer. „Die Bereitstellung von Gemeinschaftshandtüchern ist nicht gestattet“, heißt es in einer dazu erlassenen Auflage. Außerdem, so die Kreisverwaltung weiter, seien „alle Vorkehrungen zu treffen, dass durch den Betrieb die Hausbewohner und die Nachbarschaft weder durch Lärm noch durch Gerüche gestört oder belästigt werden“.

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