Hilchenbach. Die Freude über das Lichterspektakel auf dem neuen Marktplatz währt nicht lange – die Stadt Hilchenbach hat ein Baum-Thema, nicht nur da.

Hilchenbach hat ein Baum-Thema. Und ein Marktplatz-Thema. Gelegentlich kommt beides zusammen. Es gab Streit um die neu angepflanzte Eibenhecke („Giftpflanze des Jahres“ 2011) am gerade eröffneten „grünen Norden“ des Marktplatzes. Und eine Diskussion über die Linden im unteren, zweiten Marktplatz-Bauabschnitt, die gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden. Und nun über die neuen vier Winterlinden und die japanische Blütenkirche auf dem oberen Marktplatz. Beziehungsweise über das Scheinwerferlicht, in das sie – nicht – getaucht werden sollen.

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Die Marktplatz-Bäume

Dem Klima- und Umweltausschuss teilte die Verwaltung jetzt mit, dass „bei uns die Anregung eingegangen“ sei, die durchgehende Beleuchtung der Bäume zu überprüfen. Die „Lichtverschmutzung“ schade den Tieren, die in dem Baum ihren Lebensraum haben, und sie sei auch schädlich für den Baum, sagte Janine Lückerath (Klimawelten), zudem sei die Beleuchtung Energieverschwendung. „Das sieht schön aus, hat aber keinen Nutzen“, sagte die Geoökologin, die hauptberufliche Mitarbeiterin der Umweltbildungsstätte ist. Im schlimmsten Fall könnten Hilchenbacher Bürgerinnen und Bürger das schlechte Beispiel in den eigenen Gärten nachahmen. „Es ist wichtig, dass die Stadt Vorbild ist.“

Baudezernent Michael Kleber verwies darauf, dass die Baum-Beleuchtung Bestandteil des vom Rat beschlossenen Konzepts ist. Der Vorschlag sei auch von den Touristikern unterstützt worden. Wichtig sei die Ausleuchtung der Stufenanlage. „Auf keinen Fall“ sei aber vorgesehen, die Beleuchtung über die ganze Nacht einzuschalten. Gedacht sei an einen Zeitraum zwischen Dämmerung und „späten Abendstunden“. Intensität, Farbgebung und Dauer der Beleuchtung befänden sich „derzeit noch in der Feinjustierung“, heißt es in der Vorlage weiter. Es werde gewährleistet, „dass die negativen Auswirkungen auf Artenschutz und -vielfalt, Natur und Nacht auf ein Minimum reduziert werden“. Festgehalten werde aber aus Sicherheitsgründen an der dauerhaften Beleuchtung der Treppenstufen.

Verstoß gegen Bundesnaturschutzgesetz?

Martin Debus (SPD) bezeichnete den Einwand aus den Klimawelten als „beachtenswert“. Janine Lückerath bot der Verwaltung ein Gespräch an. Der Lebensraum für Tiere werde beschädigt, „auch wenn die Bäume zwei Stunden weniger beleuchtet werden“. Sie verwies auf den neuen Paragrafen 41a des Bundesnaturschutzgesetzes mit der Überschrift „Schutz von Tieren und Pflanzen vor nachteiligen Auswirkungen von Beleuchtungen“. Beleuchtungen von Straßen und Wegen, Grundstücken und Werbeanlagen sind demnach so anzubringen „dass Tiere und Pflanzen wild lebender Arten vor nachteiligen Auswirkungen durch Lichtimmissionen geschützt sind“. Für die Genehmigung solcher Anlagen sei die für Naturschutz und Landschaftspflege zuständige Behörde einzubeziehen. „Licht in der Nacht wirkt für zahlreiche Tiergruppen, Vögel, Insekten, Fische, Amphibien, etliche Fledermäuse, zum Teil so nachteilig, dass ganze Populationen aussterben oder Lichtbarrieren, etwa eine beleuchtete Straße, wie eine Mauer nicht überwunden werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz.

Die gefällten Bäume

33 Bäume zählt die Verwaltung in ihrem Bericht zur Baumkontrolle und -pflege auf, die gefällt wurden oder noch gefällt werden, hinzu kommt eine nicht genannte Zahl von Bäumen im Einfahrtsbereich des Kulturellen Marktplatzes Dahlbruch und auf dem Hilchenbacher Marktplatz, die ebenfalls gefällt werden sollen. Insgesamt fünf Seiten lang ist der Bericht über die Pflegemaßnahmen. Schwerpunkte sind die Uferbepflanzung und die Linden an der Grunder Straße, die Bäume am Stift-Keppel-Weg in Allenbach, an der Kindelsbergstraße in Müsen sowie an der Jung-Stilling-Allee und der Brachthäuser Straße in Hilchenbach. nach 2015 ein weiteres Mal „auf den Stock gesetzt“ werden die Kugelahorne an der B 508 in Hilchenbach.

Die verschnittene Einheits-Eiche

Ein „Korrekturschnitt“ in der Baumkrone soll die „Einheits-Eiche“ auf dem Bernhard-Weiss-Platz in Dahlbruch retten. Der Baum in der – einstigen – Platzmitte war gestutzt worden, bevor Foyer und zweiter Veranstaltungssaal vor das Theater gebaut wurden. Der zuvor vorgenommene Rückschnitt sei „nicht fachgerecht“ erfolgt, stellt die Verwaltung fest. Die Eiche – ursprünglich sollte es eine Linde werden – war etwa ein Dutzend Jahre alt und acht Meter hoch, als Bürgermeister Paul Roth und Stadtdirektor Wolfgang Bell sie am 3. Oktober 1990, dem ersten Tag der Deutschen Einheit, vor dem Gebrüder-Busch-Theater pflanzten.

Die Bäume zum Start ins Leben

84 junge neue Bäume kommen jedenfalls auf den Rehberg in Müsen. Jeder Setzling soll für ein neu in diesem Jahr bis 31, August neu geborenes Hilchenbacher Baby stehen. SPD und Grüne hatten im vorigen Jahr den Antrag gestellt, den der Umweltausschuss dann auch beschlossen hatte. Die Pflanzaktion im Stadtwald wird fortan einmal im Jahr erfolgen, jeweils für die Geburten vom 1. September bis 31. August.

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