Hilchenbach. Wie es mit der Umgestaltung des Hilchenbacher Marktplatzes weitergeht, hat der Infrastrukturausschuss jetzt beschlossen. Erst einmal ist Kirmes.
Der „grüne Norden“, wie der obere Teil des neu gestalteten Marktplatzes in Hilchenbach genannt wird, ist fast fertig. Auf dem mit Winterlinden gesäumten Plateau sind die Holzbänke montiert, nächste Woche erfolgt ein Probelauf des Wasserspiels.
So wird weitergebaut
Im Infrastrukturausschuss wurden jetzt die Entscheidungen für den folgenden Bauabschnitt getroffen: Die vier Sommerlinden werden gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt, sodass diese für einen Veranstaltungs- und Wochenmarktplatz in Höhe der Einmündung Gerbergasse sorgen und eine breitere Zufahrt zu den Häusern an der Nordseite des Markts übrig bleibt. Die Wochenmarkthändler seien einverstanden, für die anderen Veranstaltungen würden Stellplätze für bis zu 30 Büdchen möglich. „Damit kommen wir sehr gut hin“, sagt Fachdienstleiterin Martina Hamann. Neben Sitzgelegenheiten und Spielgeräten wird ein zweigeteilter Wasserlauf, der an das Wasserspiel am oberen Markt anbindet, diesen Teil der Anlage prägen.
Vor allem die Baumfällungen waren umstritten: Die von der Stadt beauftragte Landschaftsarchitektin Doris Herrmann hatte dazu geraten, die unregelmäßig gewachsenen und unterschiedlich großen, von Baumscheiben eingezwängten Bäume zu entfernen, um Neupflanzungen einheitlich aufwachsen zu lassen und einen größeren Abstand zur Bebauung herzustellen. „Es wäre schöner gewesen, die Bäume zu erhalten“, bedauert Oliver Schneider (CDU), „aber ich weiß, dass wir dafür keine Mehrheit kriegen.“ „Uns wäre es lieber, es blieben alle Bäume da“, sagt Annette Czarski-Nüs (Grüne), „aber wir müssen diese Kröte schlucken.“
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Von einem „guten Kompromiss“ spricht Tim Lukas Debus (SPD). Immerhin blieben die Bäume auf der Südseite stehen. Dort reihen sich Engelbert, Sparkasse, Tourismusinformation und Pampeses aneinander. Letztere, erinnert Ulrich Bensberg (UWG), sollten doch zusätzlich zu ihrer Veranda auch noch auf der Marktplatzseite Tische und Stühle aufstellen können – wenn es denn dort wieder einen Pächter gibt. Ende Juni ist die Gaststätte geschlossen worden. Es werde „auf jeden Fall zeitnah“ einen Nachfolger geben, habe er von der Krombacher Brauerei erfahren, berichtet Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis. Das Interesse möglicher Pächter sei groß.
Nicht entschieden ist die Lage der Bushaltestelle, die ursprünglich Teil des zweiten Bauabschnitts werden sollte. Das hatte der Infrastrukturausschuss abgelehnt, weil er Gefahren für die am Wasser spielenden Kinder befürchtete. Nun bleibt die Haltestelle erst einmal da, wo sie ist: nicht barrierefrei vor dem Rathaus. Die Verwaltung suche nach einem Standort, wo die Haltestelle „zentrumsnah und barrierefrei“ angelegt werden könne, sagt Martina Hamann auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Alternative, die Buslinie nicht mehr über den Marktplatz zu führen, hatte der Ausschuss verworfen.
Das ist der Zeitplan
„Es ist gut, dass wir ein bisschen Luft für den Marktplatz bekommen“, sagt Fachdienstleiterin Martina Hamann. Ursprünglich war vorgesehen, mit dem zweiten Bauabschnitt bis zum Rathaus sofort weiterzumachen. Jetzt soll die Neugestaltung erst nach der Winterpause weitergehen und im nächsten Sommer fertig sein. Das führt dazu, dass in diesem Jahr nun doch ein volles Veranstaltungsprogramm möglich wird: Die Kirmes vom 16. bis 19. September bleibt auf dem Marktplatz – wie immer mit dem Riesenrad und Autoscooter im unteren Bereich. Oben, wo nun weniger Platz zur Verfügung steht, wird ein etwas kleinerer „Taumler“ aufgestellt, für den stärkeren Nerven- und Magenkitzel kommt ein „Rocket“ dazu. Erst nächstes Jahr, wenn der Marktplatz umgebaut ist, werden die Fahrgeschäfte neu verteilt, dann unter anderem auch in die Dammstraße.
Hilchenbacher Kirmes
Die Kirmes beginnt am Samstag, 16. September, 14 Uhr, mit Freifahrten auf den Fahrgeschäften. Die kleineren Gäste freuen sich auf das „Märchen-Karussell“ und den „Babyflug“. Publikumsliebling wird wie immer der Autoscooter. Hinzu kommen der „Taumler“, eine sich in beide Richtungen drehende Scheibe, die gleichzeitig nach vorne kippt, sowie „Rocket“, eine Schiffschaukel mit einer Höhe von 25 Metern. Etwas langsamer lässt es das Riesenrad angehen und bietet einen wunderbaren Ausblick über Hilchenbach.
Der Sonntag beginnt um 11 Uhr mit dem Autoscooter-Gottesdienst. Während es sich die Kinder und Erwachsenen in den Fahrzeugen oder auf anderen Sitzgelegenheiten gemütlich machen, wird Pfarrer Herbert Scheckel mit dem Posaunenchor des CVJM und zahlreichen anderen Mitwirkenden eine Andacht der besonderen Art gestalten.
Montag ist ab 14 Uhr Familientag mit ermäßigten Preisen.
Dienstag endet die Kirmes um 22 Uhr mit dem Feuerwerk.
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Kurzfristig konnte auch der eigentlich auch schon abgesagte Mondscheinmarkt (21. und 22. Oktober) wieder ins Programm aufgenommen werden. Die Veranstaltung ist nicht nur bei den Besuchern, sondern auch den Händlern beliebt, berichtet Martina Hamann. Über 40 haben schon spontan ihre Teilnahme zugesagt. Das Chredachsmärtche setzt vom 15. bis 17. Dezember den Schlusspunkt für dieses Jahr. „Ich bin richtig froh, dass wir wieder durchstarten können“, lobt Oliver Schneider (CDU) die Aussicht auf die bunten nächsten Wochen und Monate.
Geplant ist bisher nur die Umgestaltung vom oberen Markt bis zum Florenburgweg. Im Gesamtkonzept ist ein dritter Bauabschnitt vorgesehen, der den Bereich vor dem Rathaus einschließlich des Platzes mit den Fahnenmasten umfasst und mit einem Balkon am Ufer des Langenfelder Bachs zur Gerichtswiese überleitet. Der ist bisher aber genauso wenig konkret geplant wie der vierte Bauabschnitt auf dem oberen Marktplatz bis zur Kirche.
Die Sache mit der Hecke
Nicht befasst hat sich der Ausschuss mit der Bürgereingabe von Martin Arzt, „präventive Maßnahmen zur Gefahrenabwehr für die Gesundheit“ zu ergreifen, die durch die neu gepflanzte Eibenhecke am oberen Markt gefährdet sei. Das sei kein Thema für den mit Stadtplanungsfragen beauftragten Infrastrukturausschuss, findet Tim Lukas Debus (SPD). Sein Antrag, die Eingabe an den Hauptausschuss zu überweisen, der am Mittwoch, 13. September, tagt, wird bei zwei Gegenstimmen der UWG angenommen.
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Die Eibe sei vom Bundesinstitut für Risikobewertung als giftige Pflanze eingestuft, die bei Kindern mittelschwere Vergiftungen verursachen könne, heißt es in der Eingabe. Giftinformationszentralen und Ärzte würden täglich mit Anfragen vor allem von besorgten Eltern konfrontiert. Die Verwaltung hält dagegen: „Die Gefahr durch giftige Pflanzen kommt alltäglich im Lebensumfeld der Menschen vor. Ein ordnungsgemäßer Umgang liegt in der Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen und für Kinder bei den Erziehungsberechtigten.“ Dass die Eibe „Giftpflanze des Jahres 2011“ ist, hat den Ausschuss bisher nicht beeindruckt: Auch unter der Kirche wächst seit Jahrzehnten eine Eibenhecke. Wasser auf den Mühlen der Hecken-Anhänger dürfte die jüngste Entscheidung aus Hamburg sein: „Giftpflanze des Jahres 2023“ ist – die Petersilie.