Wilnsdorf. Windenergieanlagen Kalteiche werden abgebaut und durch mehr als doppelt so hohe ersetzt. Wenn der Wind weht, verdient Wilnsdorf kräftig mit.

Die Gemeinde Wilnsdorf will den Bau von zwei Windrädern bei Unterwilden, nahe der Ortsgrenze zu Salchendorf verhindern. Die beiden 285 Meter hohen Anlagen würden einen Abstand von nur rund 500 Metern zu den Wohngebieten in Wilden und Rinsdorf haben. Möglich ist das, weil die beiden Standorte außerhalb der Bereiche liegen, die im neuen Regionalplan als Windenergiebereiche vorgesehen sind. Die Bezirksregierung kann dann die Kreisverwaltung anweisen, ihre Entscheidung über den Antrag auszusetzen.

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In ihrer Vorlage für den Bau- und Umweltausschuss und den Rat, die am Mittwoch und Donnerstag, 31. Januar und 1. Februar, tagen, wird auf den nicht eingehaltenen Mindestabstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung hingewiesen, den die Bezirksregierung entgegen der Vorgabe des Landes festschreiben will.

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In Wilnsdorf-Wilden würde Ortsumgehung verhindert

Weiteres Argument ist die nach wie vor im Landesstraßenbedarfsplan vorgesehene Ortsumgehung Wilden. Diese könnte vom Gewerbegebiet Heinrichsglück bei Salchendorf westlich von Wilden im Bereich „Große Rausche“ auf die Höhe zwischen Wilden und Rinsdorf und dann weiter bis zum Industriegebiet Wilden-Nord führen. Die Initiative sei vom Rat der Gemeinde ausgegangen, um die Ortschaft von Verkehrslärm zu entlasten. Die Straßenplanung müsse beachtet werden, „ungeachtet der Frage, ob überhaupt und wenn ja wann die Umgehungsstraße gebaut wird“.

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Keine Umzingelung und keine Überlastung durch Windräder in Wilnsdorf

Von einer „Umzingelung“ der Gemeinde mit Windrädern könne allerdings keine Rede sein. In allen betroffenen Ortslagen bleiben die vom menschlichen Auge erfassten freien Sichtfelder von mindestens 60 Grad. Auch eine optische Bedrängung ergebe sich nicht: Von der Wohnbebauung aus gesehen lägen die Standorte hinter Kuppen oder seien von Bäumen umstellt.

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Zu bedenken gibt die Verwaltung schließlich, dass der Rat sich bei einer Zustimmung binden würde – er müsste dann auch andere Anträge befürworten. Eine „Überlastung“ mit Windenergieanlagen erfolge allerdings nicht; die wäre gegeben, wenn 15 Prozent des Gemeindegebietes belegt würden. Erreicht werden, zusammen mit dem Windpark auf der Kalteiche und dem nun auch zusätzlich entstehenden Windpark bei Niederdielfen/Oberdorf, dem der Rat nicht widersprochen hat, knapp acht Prozent; das sind rund 7250 Hektar.

Neue Windräder in Wilnsdorf sind 285 Meter hoch

Insgesamt werden in Wilnsdorf mit Berücksichtigung der im Regionalplanentwurf vorgesehenen Windenergiebereiche (Großraum Kalteiche bei Wilgersdorf/Wilnsdorf/Wilden, Gernsbacher/Tiefenrother Höhe bei Gernsdorf/Rudersdorf/Wilgersdorf, Bereich nordöstlich von Anzhausen und der in der neuesten Planung gestrichene Bereich bei Oberdielfen) 15 Windräder stehen: die drei nur 135 Meter hohen im bestehenden Windpark Kalteiche, die jetzt – so ein weiterer Bauantrag – abgerissen und durch drei neue je 285 Meter hohe Anlagen ersetzt werden sollen, vier auf der Gernsbacher/Tiefenrother Höhe, vier bei Niederdielfen/Obersdorf, drei im neuen Windpark Kalteiche-West und schließlich eins bei Oberwilden, das zum Windpark Baudenberg der Nachbargemeinde Burbach gehört. Der bestehende Windpark Kalteiche wird dabei nach Süden verlegt und liegt außerhalb der Regionalplan-Zonen, die aber für das „Repowering“ nicht maßgeblich sind.

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Wilnsdorfer Strom aus Windenergie: Mehr als der Eigenbedarf

Mit den 15 Anlagen könnten rund 143 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Das sind mehr als die 100 Millionen, die künftig für den gesamten Wilnsdorfer Strombedarf einschließlich Elektromobilität und Wärmepumpen gebraucht würden, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Die angestrebte Klimaneutralität der Gemeinde werde damit erreicht. Es könne „sogar noch ein wesentlicher zusätzlicher Beitrag zum Klimaschutz für andere Regionen geliefert werden“.

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Die rund 20 Millionen zusätzlichen Kilowattstunden, die zwei weitere Windräder in Wilden liefern könnten, seien daher „entbehrlich“. Schließlich würden aktuell bereits acht Millionen Kilowattstunden durch Photovoltaik auf Dachflächen produziert. Das Potenzial für Dachflächen-Photovoltaik betrage 58 Millionen Kilowattstunden, hinzu kommen die Möglichkeiten durch Freiflächen-Photovoltaik.

Wilnsdorf: Gemeinde und Bürger sollen am Geld mitverdienen

Nach dem Bürgerenergiegesetz müssen Gemeinden und deren Einwohnerinnen und Einwohner an den Erträgen von Windkraftanlagen beteiligt werden. Das gilt für Kommunen im Umkreis von 2500 Metern um die Turmmitte. Das Geld kann für die Aufwertung des Ortsbildes und ortsgebundener Infrastruktur, die Optimierung der Energiekosten oder des Energieverbrauchs der Gemeinde, die Förderung von kommunalen Veranstaltungen und Einrichtungen, die überall verpfllchtende kommunale Bauleit- und Wärmeplanung, Maßnahmen für den Natur- und Artenschutz und für Klimaschutz und Klimaanpassung verwendet werden.

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Wenn eine solche „Beteiligungsvereinbarung“ nicht zustande kommt, muss der Windrad-Betreiber eine „Ersatzbeteiligung“ bezahlen: Das sind – 20 Jahre lang – 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde Strom an die Gemeinde und eine Eigenkapitalbeteiligung der Bürger in Höhe von 90.000 Euro je installierten Megawatt Leistung. Bei den 7,2 Megawatt wie bei den aktuell beantragten Anlagen wären das 648.000 Euro, die auf Anteile von mindestens 500 und höchstens 25.000 Euro aufgeteilt werden. Die Beteiligung erfolgt in Form eines zehnjährigen Darlehens, das die Bürger dem Betreiber gewähren und das dieser mit 6,31 Prozent verzinsen muss. Alternativ dazu kann eine an die Gemeinde zu zahlende Ausgleichsabgabe an die Gemeinde von 0,8 Cent je Kilowattstunde festgesetzt werden