Siegen. Parkautomaten, die nur Münzen akzeptieren: „Das kann‘s heutzutage echt nicht sein“. Das soll sich ändern, ein „Zeichen für Fortschritt“ in Siegen

Die Stadt verfolgt das Ziel, in allen Bereichen der Verwaltung bargeldlose Bezahlung anbieten. Ausdrücklich, ohne dadurch Bargeld zu ersetzen. Daran hatten mehrere Fraktionen im Rat ihre Zustimmung geknüpft, auch wenn Volt als antragstellende Fraktion mit keinem Wort die Abschaffung des Bargelds angedeutet hatte. Die Stadtverwaltung selbst verwies darauf, dass der schließlich mehrheitlich angenommene Antrag eigentlich überflüssig sei: Man sei längst auf diesem Weg.

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Beispielsweise im Parkhaus Löhrtor könne man nicht mit Kreditkarte bezahlen, schilderte Kenny Schulz – wenn beispielsweise der Weihnachtsmarkt um 22 Uhr schließe, könne es durchaus vorkommen, „dass man Zeit und Mühe investieren muss, um Bargeld zu besorgen“ – je nach dem, bei welchem Geldinstitut. Wenn bei der Stadt und allen mit ihr verknüpften Einrichtungen und Veranstaltungen – Siegerlandhalle, Kitas, Stadtfest, Touristeninformation, Museen, Theater, VHS und eben auch Parkhäuser – mobil, mit EC- und Kreditkarte bezahlt werden könne, sei das komfortabler und bürgerfreundlicher, einfacher, effizienter und attraktiver: „Ein Zeichen für Fortschritt.“

LKB Siegen – Cyberangriff lehrt: Bezahlen hängt am besten nicht nur von digitalen Systemen ab

Man führe das bereits „sukzessive überall ein“, betonte Kämmerer Wolfgang Cavelius – dies sei bereits seine dritte Stellungnahme zum Thema. Die nötigen Geräte überall zu installieren, sei immer auch eine Kostenfrage. Denn nicht nur die Terminals kosten Geld, sondern auch jeder Bezahlvorgang. Bei den Parkhäusern zum Beispiel müsse der in der Buchung jeweils aus der Parkgebühr herausgelöst werden. „Wo es möglich und händelbar ist, ermöglichen wir das“, bekräftigte er. Verwiesen wurde auch auf das Handy-Parken per App.

Wo es möglich und händelbar ist, ermöglichen wir das.
Wolfgang Cavelius - Kämmerer

CDU-Fraktionschef Marc Klein pflichtete bei: „Das Ziel gilt, es ist beschlossen und wird umgesetzt.“ Weitere Aktivitäten seien hier also eigentlich nicht erforderlich. Ingmar Schiltz (SPD) erinnerte daran, dass insbesondere Kreditkartenzahlungen Geld kosten und bei Terminals mit nur wenigen Bezahlvorgängen nicht wirtschaftlich seien. Michael M. Schwarzer (LKB) mahnte angesichts der aktuellen Geschehnisse, es sei „nicht gut, wenn die Zahlungsfähigkeit von funktionierenden digitalen Systemen abhängt“.

Siegen: „Manche Ratskollegen sollten vielleicht nochmal in die 6. Klasse kommen – Leseverstehen“

Einmal mehr sprangen die Grünen Volt bei. Dass an manchen Parkautomaten nur mit Münzen gezahlt werden könne, sei wenig bürgerfreundlich, meinte Martin Heilmann: „Das kann‘s ja heutzutage echt nicht sein.“ Was das angebliche Abschaffen des Bargelds angehe – einige Stadtverordneten hatten aus dem Volt-Antrag „herausgelesen“, dass mit Einführung der digitalen Zahlweise dann nicht mehr mit Scheinen und Münzen bezahlt werden könne: „Das steht nirgends.“

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Volt-Fraktionsvorsitzender Samuel Wittenburg, der in der Sitzung schon bei anderen Themen – offenbar auch bewusst – missverstanden worden war, fand diese erneute Diskussion um etwas, das niemand gefordert hatte, „sehr bedauerlich“. Vielleicht müssten manche Ratskollegen noch einmal in seine 6. Klasse kommen, so der Gymnasiallehrer: Da steht Leseverstehen auf dem Stundenplan.