Hilchenbach. Das Kultur- und Sozialcafé nutzt das Förderprogramm Leader so, wie es ab sofort viele Vereine und Projekte in Hilchenbach tun können.

Im Grunde sind sie alle neu: Franziska Eick, Susanne Henn und Jens Steinhoff, die seit April in der Wilhelmsburg das Regionalmanagement für die Leader-Region SauerSiegerland ans Laufen bringen. Und Anja Hoffmann und Edith Thomas, die an diesem Nachmittag die Gäste des Café Herzstück in der Gerbergasse mit Kaffee und Kuchen versorgen. Das Kultur- und Sozialcafé am Marktplatz, das Mitte März angefangen hat, kann sich über mangelnde Bekanntheit nicht beklagen. Aber Leader?

Ein schönes Bild für das, was Leader will.
Jens Steinhoff

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Da ist schon der Name, eine Abkürzung von sechs Worten in französischer Sprache, EU halt. Übersetzt hat das was mit Zusammenarbeit, Entwicklung und ländlichem Raum zu tun. Eigentlich ist Jens Steinhoff vom Dortmunder Institut für Regionalmanagement, der bereits die Erarbeitung der Regionalen Entwicklungsstrategie für die Leader-Bewerbung begleitet hat und das Team nun in der Startphase verstärkt, ganz froh über den Termin im Café. „Ein schönes Bild für das, was Leader will.“ Nämlich ein Projekt aus der Ehrenamtlichkeit heraus entwickeln. Menschen inspirieren, die sich da treffen. Und Geld nicht nur für Beton und Mauern ausgeben. Deshalb ist das Café auch unter den ersten Kleinprojekten, die in der neuen Leader-Region, zu der auch Lennestadt und Kirchhundem gehören, gefördert wird: 20.000 Euro für Belüftung, ein Glasvordach vor dem Eingang, eine Markise über den Tischen auf der Gerbergasse und einen Küchenumbau, in den die Müsener Bensbergs ihre ganze Kunst gesteckt haben. „Das war eines der ersten Projekte, die wir angegangen sind“, sagt Franziska Eick.

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Mit den „Kleinprojekten“ ging es los

„Einfach klasse“, sagt Herzstück-Geschäftsführer Dr. Peter Neuhaus, „für uns ist Leader ein riesengroßes Glück.“ „Die Kleinprojekte sind die beste Werbung, die man sich für Leader vorstellen kann“, sagt Jens Steinhoff. Damit hat das Team denn auch angefangen: 160.000 Euro vom Land waren zu verteilen, gerade einmal drei Wochen Zeit waren für die Bewerbungen. „Das Interesse war groß“, berichtet Susanne Henn. Am Ende waren doppelt so viele Vorschläge da wie die 17, die den Zuschlag erhielten: ein Ritterpfad rund um die Ginsburg, ein Bücherschrank für den Dorfinfopark in Müsen, ein öffentliches Fernglas auf dem Gillerbergturm - und so weiter. Höchstens 20.000 Euro pro Projekt und 20 Prozent Eigenleistung, das sind die Bedingungen für die jährlichen Kleinprojekte.

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Derweil laufen die Vorbereitungen für das „große“ Leader: Projekte mit bis zu 250.000 Euro Fördersumme und 30 Prozent Eigenanteil aus dem Budget von insgesamt 2,3 Millionen Euro, die die drei Kommunen bis Ende 2029 ausgeben dürfen. Im Schrabbenhof in Silberg ging es bereits mit einem Impulsabend los: Drei Projektgruppen zu den Themen „Klima-, Umwelt-, Naturschutz“, „Stadt- und Dorfentwicklung“, „Freizeit, Kultur, Miteinander“ werden beginnen, die Ideen aus der Leader-Bewerbung auszuarbeiten und neue Ideen von Einzelpersonen, Gruppen und Vereinen zu sammeln, auch Ideen von Kommunen und Unternehmen, wobei von Letzteren ein höherer Eigenanteil von 35 Prozent erwartet wird.

Beste Lage mit Markise am Marktplatz: Susanne Rüsing vom Herzstück-Vorstand begrüßt das Leader-Team (Franziska Eick, Jens Steinhoff, Susanne Henn, von links).
Beste Lage mit Markise am Marktplatz: Susanne Rüsing vom Herzstück-Vorstand begrüßt das Leader-Team (Franziska Eick, Jens Steinhoff, Susanne Henn, von links). © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Für uns ist Leader ein riesengroßes Glück.
Dr. Peter Neuhaus

Leader-Themen für Hilchenbach

In der Regel, weiß Jens Steinhoff, kostet ein Leader-Projekt einige zehntausend Euro - das sind nicht die ganz großen Investitionen. „Leader ist eher Anschub, Impuls.“ Die Budgets werden nicht nach kommunalem Proporz verteilt. Die Entscheidung, wofür schließlich der konkrete Bewilligungsbescheid beantragt wird, trifft der Vorstand des Regionalvereins - Jan Strackbein aus Hilchenbach, Ulrike Wesely aus Kirchhundem und die drei Bürgermeister - anhand einer Checkliste. Da geht es um Ehrenamtlichkeit, um Wirksamkeit, um Öffentlichkeit. Was gefördert wird, muss öffentlich zugänglich sein, und je mehr Menschen mit einem Projekt erreicht werden, desto größer ist die Aussicht auf Leader-Mittel. „Jeder kann den Bewertungsbogen einsehen“, sagt Susanne Henn. Ist dann eine Entscheidung gefallen, begleitet das Regionalmanagement das Projekt von der Ausformulierung des Antrags bis zur Abrechnung.

In Hilchenbach könnte es zunächst auf ein Klima-Thema hinauslaufen: Melanie Klotz von den Hilchenbacher Klimawelten leitet die Klima-Projektgruppe, der Kontakt zu Stift Keppel und seinem „Zukunftswald“ mit eigener Baumschule ist geknüpft. Der „Lernort Klima“, sagt Jens Steinhoff, „passt zur Strategie.“ Das „Herzstück“ natürlich auch, das Ort für Begegnungen und Anregungen ist: mit den Leihgaben der Jugendkunstschule an den Wänden, mit dem Bücherschrank der benachbarten Buchhandlung Bücher buy Eva, mit abendlichen Lesungen und zuletzt der ersten südwestfälischen Buchmesse, bei der Autoren aus der Region aus ihren Werken vorgelesen haben.

Ehrenamtliche Verstärkung immer willkommen

Dreimal in der Woche macht das Herzstück auf: Mittwochs nachmittags kommen besonders viele Familien mit Kindern, samstags und sonntags mischt sich das Publikum. Der Donnerstag ist dazu gekommen - das ist Peter Neuhaus‘ Waffel-Donnerstag, das Backteam, das sonst in der Küche der Klimawelten wirkt, hat dann frei. Frühstücken kann man auch - das Angebot gilt aber bisher nur für Gruppen, die sich vorher anmelden, sofern sie nicht auch schon Stammgäste geworden sind wie der VdK, der jeden ersten Donnerstag im Montag kommt. „Perspektivisch“, überlegt Peter Neuhaus, könnten auch zwei öffentliche Frühstücks-Vormittage drin sein. Das liegt auch immer am Ehrenamt: Das Serviceteam würde sich über Verstärkung freuen.

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„Ohne Leader hätten wir das nie hinbekommen“, sagt Dr. Peter Neuhaus. Wobei die Herzstück-Leute noch nie schlecht darin waren, Unterstützer für sich zu gewinnen: die Stadt mit ihrer Wirtschaftsförderung, der sie die billige Miete im ersten Jahr verdanken, Bürgerverein und Bürgerstiftung, Volksbank und Sparkasse. Sie sind aber auch überall dabei: beim Musikfest, beim Mondscheinmarkt, beim Chredachsmärtche. Der bereits neu gestaltete obere Teil des Marktplatzes mit Licht- und Wasserspiel mag sein Teil dazu beitragen. Vielleicht sogar auch die Geselligkeit, zu der Pflaumenschnaps beiträgt, der zwar nicht auf der Karte steht und von den Gästen nicht bestellt werden kann, aber wohl Netzwerkarbeit fördert. Auch die zweite Drei-Liter-Flasche, erneut ein Geschenk der Bürgerstiftung, ist schon nicht mehr ganz voll. Auf dass die ganze Stadt ein Leader-Labor werde.

Das Café Herzstück macht vom 22. Dezember bis 7. Januar Betriebsferien. Erster Öffnungstag im neuen Jahr ist am Mittwoch, 10. Januar, 15 bis 17 Uhr.

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