Hilchenbach. Das künftige Café Herzstück in Hilchenbach entsteht in einem Haus mit sehr langer Geschichte. Die wird gerade für einen Moment sichtbar.
Die neuen Fenster sind eingebaut, die Küche ist bestellt – das Café Herzstück nimmt Gestalt an. Dr. Peter Neuhaus, Geschäftsführer des Café-Vereins, gerät ins Schwärmen, wenn er sich das Innenleben des künftigen Kultur- und Sozialcafés vorstellt: Menschen, die sich hier verabreden oder vielleicht hier auch erst kennen lernen. Leute, die am Cafétisch schreiben, oder Gäste, die einer Autorenlesung zuhören – schließlich ist die Buchhandlung von Eva-Maria Graß („Bücher buy Eva“) um die Ecke im selben Haus. Und das Beste: Niemand muss hier Geld verdienen – es reicht, wenn in dem ehrenamtliche geführten Café das Geld reinkommt, das für die Zutaten gebraucht wird, aus denen in der Küche der Klimawelten Kuchen gebacken wird, und um die Miete zu bezahlen. Wobei die im ersten Jahr ganz niedrig sein wird, dank eines Förderprogramms des Landes.
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Zwei Mal abgebrannt und wieder aufgebaut
Vorn wird die Theke eingerichtet, im anschließendem schmalen Raum werden die Gäste vielleicht auf Hockern an Hochtischen Platz nehmen, wenn sie hinten, sozusagen im Herzen des Herzstücks, keinen Platz mehr gefunden haben. Der Raum ist entkernt, die Wand durchgebrochen, die Fläche fürs Café verdoppelt, am Ende sind Toiletten – barrierearm – und Wirtschaftsraum abgetrennt. Das Mauerwerk des Gewölbekellers, der das Herzstück eigentlich ist, ist offengelegt; man geht von der Gerbergasse bis zum Marktplatz-Plateau unter den Eingang der Buchhandlung. Nach dem zweiten Stadtbrand 1844 wurde das Haus wieder aufgebaut, aber auch schon nach dem ersten Stadtbrand von 1689. Ob hier also schon Hans Henrich Irle um 1697 durchs Gewölbe ging oder erst 1821 der Amtmann Reifenrath oder 1893 der Leimfabrikant Hugo Holdinghausen, wird den Phantasien bei Kaffee und Kuchen überlassen bleiben.
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„Bornsteinzimmer“ würde Dr. Peter Neuhaus den neuen Caféraum gern nennen, nach Heinrich Brian Born, dem Bauunternehmer, Hausbesitzer und Vermieter. „Wir hätten das gar nicht finanzieren können“, sagt Dr. Peter Neuhaus. Die 50.000 Euro Eigenanteil, die als Spenden und über ein Crowdfunding-Projekt eingesammelt wurden, gehen schon für die Café-Einrichtung drauf. Maurer, Installateur und Elektriker haben hier eine Menge zu tun gehabt. „Vernünftige WLAN-Ausstattung ist uns auch wichtig.“ So ganz zurück zu den Reifenraths und Holdinghausens wollen sie nun doch nicht.
Am Anfang ein Sommermärchen
Das Sommermärchen von 2019 sollte eigentlich viel eher weitergehen. Nach den paar Wochen improvisierten Cafébetrieb – Toilette auf der anderen Straßenseite bei den wohlwollenden Nachbarn der Christliche Gemeinde – war klar, dass es weitergehen sollte. Dann aber kam Corona, und während der Pandemie wurde auch die To-Do-Liste länger. Es braucht schon einiges, um aus einem Fahrrad- und vormaligen Jeansladen, der auch eine Geschichte als Metzgerei, Verlag der Hilchenbacher Zeitung und Technische Bedarfsartikelhandlung hat, einen vorschriftsmäßigen Gastronomiebetrieb zu machen.
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Im Advent wollten die Leute vom Herzstück ihre ersten Gäste empfangen. Im Frühjahr wird es nun tatsächlich so weit sein, in Zeiten der Krisen dauert alles ein bisschen länger. Mit Stadtspaziergängen hat sich das Team die Zeit vertrieben und das Publikum auf dem Weg nach Helberhausen, Allenbach und Grund bewirtet und neugierig gemacht. Bei den Festen in der Stadt war das Herzstück präsent, auch beim lebendigen Adventskalender des Hilchenbacher Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage auf der Gerichtswiese – da gab es den Apfelsaft der Schülergenossenschaft Keppels Früchtchen, der natürlich im Herzstück der Getränkekarte steht, erwärmt.
Im nächsten Herbst: „Südwestfalen liest“
Das neueste Projekt für das Herzstück ist eine regionale Buchmesse „Südwestfalen liest“, die im Herbst 2023 zeitgleich mit der Frankfurter Buchmesse stattfinden könnte. Außer der Buchhandlung käme dann auch der Verein Hilchenbacher Bildungsinsel mit ins Boot. Das Herzstück, gerade auch mit dem Hilchenbacher Heimatpreis ausgezeichnet, vernetzt das kunterbunte Hilchenbach.
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