Siegen/Olpe. Die Marien-Gesellschaft Siegen tritt dem Olper GFO-Verbund bei - „Beitritt, keine Übernahme“. Einen neuen Namen fürs Krankenhaus gibt es schon.
Paukenschlag für die südwestfälische Krankenhauslandschaft: Die Marien Gesellschaft Siegen (MGS) und die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) planen eine gemeinsame Zukunft. Beide Aufsichtsgremien haben am Mittwoch, 15. November, ihre Zustimmung zu einem gemeinsamen Verbund beschlossen und einen Tag später bekanntgegeben. Die Fusion ist auch eine Reaktion auf den aktuellen NRW-Krankenhausplan und die auf Bundesebene diskutierten Klinikreformen: Gerade alleinstehende Kliniken wie das St. Marien-Krankenhaus in Siegen haben es zunehmend schwer, sich zu behaupten und zu refinanzieren, erläutert MGS-Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann in einer gemeinsamen Mitteilung.
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Verbesserungen in der medizinischen Versorgung werden vor allem für die südwestfälischen Krankenhausstandorte des neuen Verbunds erwartet. Die GFO betreibt unter anderem das St. Martinus Hospital in Olpe und das St. Josef Hospital in Lennestadt. Zusammen mit dem Siegener St. Marien-Krankenhaus soll unter der Dachmarke „GFO Kliniken Südwestfalen“ ein gemeinsames medizinisches Konzept erarbeitet werden, das Leistungsangebot der drei Standorte „gut und sinnvoll“ aufeinander abgestimmt werden. Jedes Haus soll dabei ein besonderes, spezialisiertes Profil erhalten. Das war vor Jahren eine zentrale Idee der Siegener Uni-Klinikum-Idee (Projekt „Medizin neu denken“) gewesen: Dass nicht alle Häuser alles anbieten, sondern bestimmte, vorhandene Schwerpunkte vertieft werden, um Synergien zu nutzen und Parallelstrukturen zu vermeiden. Dieser Gedanke wird auch in der aktuellen NRW-Krankenhausplanung aufgegriffen.
Klinikverbund in Siegen mit Kreisklinikum und Kinderklinik dürfte mit Fusion vom Tisch sein
Der gemeinsame Verbund sei daher aus strategischer Sicht für beide Partner sinnvoll, zukunftsweisend und konsequent, betonen die Geschäftsführer: „Insbesondere im Klinikbereich ist Größe ein immer bedeutenderer Faktor.“ Die medizinisch-pflegerisch-therapeutische Versorgung in der Region werde gestärkt, Standorte würden langfristig gesichert. Auch Altenhilfeeinrichtungen, Hospiz, Therapiezentrum und Medizinische Versorgungszentren der MGS könnten im großen Verbund bessere Leistungen anbieten und einzelne Angebote „bestmöglich miteinander verzahnen“.
Damit dürfte feststehen, dass es zu keinem rein Siegener Klinik-Verbund mehr kommen dürfte. Nachdem Siegen dann doch nicht Standort eines Uni-Klinikums wurde, wozu es zwingend die Diakonie in Südwestfalen und ihr Jung-Stilling-Klinikum gebraucht hätte, blieben St. Marien-Krankenhaus, Kreisklinikum und DRK-Kinderklinik eng verbandelt und kooperieren an vielen Stellen - bei der Ausbildung von Pflegekräften etwa. Das muss mit dem Beitritt auch nicht beendet sein und dürfte ebenfalls Thema der Vertragsverhandlungen sein, die der Absichtserklärung („Letter of Intent“) folgen. Welche Folgen das für die Marien-Gesellschaft konkret haben wird, steht daher auch noch nicht, so MGS-Pressesprecher Dr. Christian Stoffers auf Nachfrage: „Es handelt sich um einen Beitritt und nicht um eine Übernahme“, betont er.
Die Partner: Siegener Marien-Gesellschaft hat 2400 Beschäftigte, GFO Olpe 15.000
Die GFO ist dabei der deutlich größere der beiden Partner: Die Marien Gesellschaft beschäftigt in ihren gut 30 Einrichtungen, darunter das St. Marien-Krankenhaus und sechs Seniorenzentren in NRW und Rheinland-Pfalz, mehr als 2400 Menschen und ist damit eine der größten Arbeitgeberinnen der Region. Zum GFO-Verbund gehören mehr als 100 Einrichtungen an 130 Standorten, darunter zehn Akutkrankenhäuser, in denen insgesamt rund 15.000 Menschen arbeiten.
Generelles Ziel der Partner sei es, vor dem Hintergrund veränderter gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen gemeinsam eine qualitativ hochwertige medizinisch-pflegerische Versorgung gerade für die Menschen in der Region Südwestfalen zu sichern und zugleich die christlich geprägte Gesundheitsversorgung zu erhalten. Bis Ende 2024 will das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales die Bewilligungsbescheide für das Leistungsangebot der einzelnen Kliniken und Klinikstandorte in NRW versenden. Dies geschehe aber völlig unabhängig von der geplanten Zusammenarbeit von MGS und GFO. Die MGS habe sich bereits vor mehr als zehn Jahren auf den Weg gemacht, über Kooperationen und Verbünde in der Region Südwestfalen zu verhandeln und diese „aktiv aus einer stabilen Position heraus“ zu gestalten, so Geschäftsführer Winkelmann. Diese Strategie bestätige sich nun, da sich aufgrund der bevorstehenden Umwälzungen im Gesundheitssystem deutlich abzeichne, dass „die Zukunft der Leistungserbringung in größeren Verbünden sowie konzentrierten und spezialisierten Strukturen liegt“.
Beitritt zum Verbund soll Siegener Beschäftigten neue berufliche Möglichkeiten bieten
Mit dem geplanten Beitritt zum GFO-Verbund will die MGS auch den Beschäftigten gute Zukunftsperspektiven bieten, sowohl an den bisherigen Standorten wie auch innerhalb des Verbunds, der breiteren Austausch und andere Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung biete. Mit der GFO als Partnerin würden die Optionen größer, sich im immer komplexer werdenden Umfeld der Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln. Neben der räumlichen Nähe und der gleichen konfessionellen (katholischen) Trägerschaft böten sich Chancen für gemeinsame Entwicklung und Wachstum, die die Siegener Mariengesellschaft alleine nicht habe.
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Beide Trägergesellschaften passen gut zueinander, betont auch Markus Feldmann, Sprecher der GFO-Geschäftsführung: Man kenne sich durch langjährigen, kontinuierlichen Austausch und habe auch schon zusammengearbeitet – etwa im Brustzentrum Siegen-Olpe, beim Ärztesymposium Siegen-Olpe und beim Aufbau der Hospizarbeit auf der Eremitage bei Siegen: „Daher besteht ein Vertrauensverhältnis.“ Als christlich orientierte Organisationen stehe man sich inhaltlich und weltanschaulich nahe, teile die gleichen Werte. „Gute Voraussetzungen für das Zusammenwachsen und eine künftige gemeinsame Unternehmenskultur.“