Siegen. Drei Siegener Krankenhäuser bilden den „Siegener Klinikverbund“. Nächster Schritt könnte die Vollfusion aller vier Kliniken werden.

Aus der vor gut einem Jahr geschmiedeten „Allianz“ von Kreisklinikum, Marienkrankenhaus und DRK-Kinderklinik soll ein „Siegener Klinikverbund“ werden – damit beschäftigen sich derzeit die Gremien der Krankenhausträger, unter anderem am vorigen Freitag der Kreistag. Zumindest im Hintergrund steht aber ein weiterreichender Schritt: die Vollfusion aller vier Krankenhäuser, also der „Allianz“ und des Diakonie-Klinikums mit den Standorten Jung-Stilling (Siegen) und Bethesda (Freudenberg).

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Die Allianz

Die „Allianz“ gibt es seit einem Jahr: Zusammenarbeit der Mediziner, Abstimmung von Investitionen, Spezialisierungen, gemeinsame Einrichtungen – das waren die Themen. Das Labor im Kreisklinikum arbeitet auch für Marienkrankenhaus und Kinderklinik, die Apotheke des Marienkrankenhauses versorgt auch das Kreisklinikum, und gerade geht auch die auf der Sieghütte errichtete Küche aller drei Häuser in Betrieb. „Dafür brauchen wir eine gesellschaftsrechtliche Basis“, erklärt Landrat Andreas Müller die Notwendigkeit des Verbunds, der wie eine Holding als Dach für selbstständige Häuser zur Verfügung steht.

Die Fusion

Dabei soll es aber offenkundig nicht bleiben. Von außen kommt Druck: Das Gesundheitsministerium macht die volle Überweisung aller Strukturfördermittel davon abhängig, dass die vier – und nicht nur drei – Krankenhausträger zusammenarbeiten. Das schlechte Zeugnis, das der Wissenschaftsrat dem Siegen-Bonner Uni-Projekt „Medizin neu denken“ ausgestellt hat, hat auch mithier gibt es mehr artikel und bilder aus dem siegerlandder Zerstrittenheit der vier Krankenhausträger zu tun. Die haben sich inzwischen tatsächlich an einen Tisch gesetzt. „Ich kann bestätigen, dass es auf Trägerebene der vier Kliniken ein Gespräch über die Zukunft der Siegener Krankenhauslandschaft gegeben hat“, sagt dazu Stefan Nitz, Sprecher der Diakonie , „mit den Erkenntnissen daraus werden sich die Gremienvertreter der Diakonie in Südwestfalen nun befassen.“

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Den Kreistagsfraktionen liegt längst mehr vor als nur die Information über den Dreier-Klinikverbund. Die Diakonie hat den Kommunalpolitikern eine Konzeptstudie für eine Vollfusion der Krankenhäuser zukommen lassen. Als neuer Akteur ist Sparkassen-Vorstandschef Wilfried Groos in die Arena geholt worden, der einem Moderatoren-Gremium mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft vorsteht – mit dem Auftrag, die Krankenhaus-Träger nun auch am Tisch zu halten. Die sind in dieser Frage ausgesprochen schmallippig: „Wir sind im Gespräch“, sagt Landrat Andreas Müller. „Wir arbeiten seit Jahren eng zusammen. Diese Zusammenarbeit wird intensiviert“, sagt Dr. Christian Stoffers, Sprecher der Marien-Gesellschaft, „das andere wird die Zeit zeigen.“

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Visionen

Hinter die Vision vom Humanmedizinstudium in Siegen setzt Landrat Müller zwar ein Fragezeichen. „Dennoch wird ein großes Betätigungsfeld für die Universität Siegen bleiben“ – angefangen von Biomedizin und Medizintechnik hin bis zur akademisierten Pflegeausbildung, „Grundlage ist die gute Zusammenarbeit der vier Kliniken.“

Versuche

2007 scheiterte der Verbund von Kreis- und Diakonie-Klinikum an den 53 Millionen Euro Ausgleichszahlung für die Altersversorgung der bis dahin beim Kreis Beschäftigten, die der Kreis an die Diakonische Versorgungskasse hätte überweisen müssen.

2018 gründeten Uni und drei Krankenhausträger die Stiftung „Medizin neu denken“. Weil diese sich nicht auf Forschung und Lehre beschränken, sondern auch um Krankenversorgung kümmern will, lehnte die Diakonie den Beitritt ab.

Die andere Vision ist das Krankenhaus der medizinischen Maximalversorgung, zu dem das fusionierte Klinikum ausgebaut werden könnte – das wäre dann mehr als der bloße Zusammenschluss der vier Häuser.

Der Weg zum Ziel

Der Kreistag wird voraussichtlich im März über den Dreier-Klinikverbund entscheiden. Offen ist, ob dieser Verbund dann die Diakonie als vierten Partner zum Beitritt einlädt oder ob bereits die Vollfusion als nächster Schritt formuliert wird. Eine Rolle dabei spielen wird auch die kartellrechtliche Betrachtung: Gerade erst hat das Bundeskartellamt einen Zusammenschluss in Gü- tersloh untersagt – was dem Kurs der Landespolitik zuwiderläuft, die Fusionen fördern will. Vor diesem Hintergrund würde ein Nebeneinander der Häuser noch eine ganze Weile nützlich sein: Die Region könnte nachweisen, dass Patienten noch eine Wahl haben.