Wilnsdorf. In einer Sondersitzung soll der Rat Wilnsdorf entscheiden, wo die Wohncontainer aufgestellt werden – sonst bleibt es beim Sportplatz Wilgersdorf.
Der Wilnsdorfer Rat wird sich zu ungewöhnlicher Zeit zu einer Sondersitzung treffen: Am Samstag, 18. November, werden die Gemeindevertreter ab 10 Uhr beraten, wo die Wohncontaineranlage für 92 Geflüchtete aufgestellt wird. Die Verwaltung hat 19 Standorte untersucht, von denen neun in Frage kommen. Die Vorlage der Verwaltung ist deutlich: Wenn der Rat keine Entscheidung trifft, bleibt es beim Sportplatz Wilgersdorf. Der Zeitdruck ist groß. Die Gemeinde erwartet, dass die Container am Montag, 4. Dezember, geliefert werden.
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„Unsere Gemeinschaftsunterkünfte in den drei ehemaligen Grundschulen Anzhausen, Obersdorf und Wilden, in den Dorfgemeinschaftshäusern Wilden und Rinsdorf, im Übergangswohnheim Niederdielfen, im ehemaligen Forstamt Obersdorf und in weiteren Gebäuden“, stellt Bürgermeister Hannes Giesler in einer am Freitag verbreiteten Stellungnahme fest. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Belegung von Turnhallen oder weiterer Dorfgemeinschaftshäuser unbedingt zu vermeiden.“ Für den Gemeinderat werde das „sicher keine leichte Entscheidung“. Am Samstag sei „nicht die Zeit für populistische Scheindebatten zum Asylrecht, sondern für entschlossenes Handeln - ganz konkret hier in der Gemeinde Wilnsdorf“.
Das ist bisher passiert
In der Vorlage zur Sondersitzung erinnert die Verwaltung an die nicht öffentliche Sitzung des Hauptausschusses am 2. November, in der der Ankauf von vier leer stehenden Wohnhäusern beschlossen wurde, in denen 80 Geffüchtete Unterkunft finden werden. Außerdem fiel dort die Entscheidung für das Anmieten einer zweigeschossigen Containeranlage mit 46 Wohneinheiten für insgesamt bis zu 92 Personen, acht Sanitärräumen, zwei Küchen und zwei Gemeinschaftsräumen. Dass in der Sitzung auch ein Standort, nämlich der Wilgersdorfer Sportplatz, festgelegt wurde, war nicht geplant, wurde aber dann notwendig, weil die Firma wider Erwarten kurzfristig liefern kann.
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Der TuS Wilnsdorf/Wilgersdorf hatte bereits am letzten Wochenende gegen die Entscheidung des Hauptausschusses protestiert. Bürgermeister Hannes Gieseler hatte daraufhin auf die noch laufende Prüfung weiterer Standorte hin gewiesen. Das Ergebnis wurde am Freitag veröffentlicht. Eine Empfehlung für einen Standort gibt die Verwaltung nicht. Sie schlägt aber vor, Alternativen zu benennen und eine Rangfolge festzulegen, „um direkt handlungsfähig zu sein“.
Diese neun Standorte sind möglich
Neun Standorte erfüllen die Mindestanforderung, dass die Eigentümer das Grundstück zur Verfügung stellen, die Fläche die erforderliche Größe von 50 mal 20 Metern hat und Baurecht geschaffen werden kann. Alle haben eine asphaltierte Zufahrt, alle bis auf einen haben einen Stromanschluss.
Unterschiede gibt es bei der Erschließung. Auf dem Parkplatz des Feuerwehrgerätehauses Anzhausen, am alten Wohncontainerstandort in Oberdielfen, auf dem Gewerbegrundstück Auf der Struth 1 in Rudersdorf, am alten Wohncontainerstandort in Rudersdorf, auf dem Sportplatz Wilgersdorf, auf der Schotterfläche neben der Skater- und Dirtbike-Anlage in Wilnsdorf und auf dem Parkplatz vor dem Naturschutzgebiet Neue Hoffnung sind Wasser- und Kanalanschluss spätestens innerhalb von vier Wochen herstellbar. Für den Sportplatz Anzhausen müsste für die Trinkwasserversorgung die Druckerhöhungsanlage im Feuerwehrgerätehaus erneuert werden; die Lieferzeit wird auf acht Wochen geschätzt. Sechs Wochen Bauzeit werden für Wasser- und Kanalanschluss am Sportplatz Rudersdorf veranschlagt. Auf den Sportplätzen Rudersdorf und Anzhausen müsste die Löschwasserversorgung verbessert werden; auch das dauert acht Wochen. Die Gesamtkosten für die Erschließung werden zwischen 30.000 Euro (Gewerbegrundstück Rudersdorf) und 300.000 Euro (Sportplatz Rudersdorf) geschätzt.
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Aussagen macht die Vorlage auch zur „Sozialverträglichkeit“ der neun Standorte. Wilnsdorf, Wilgersdorf, Rudersdorf und Oberdielfen haben bisher keine Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete. In die bestehende Bebauung integriert sind nur der ehemalige Wohncontainerstandort an der Oberdielfener Straße in Oberdielfen und der Parkplatz Bösselbach am Feuerwehrgerätehaus Anzhausen. Alle vorgeschlagenen Standorte sind weniger als einen Kilometer von der nächsten Bushaltestelle entfernt, alle - bis auf die Struth in Rudresdorf - höchstens 600 Meter von der Wohnbebauung entfernt.
In der Bewertung ist keiner der neun Standorte mit allen Kriterien in den grünen Bereich eingestuft, überall gibt es auch „gelbe“ Einschränkungen .
Diese zehn Standorte fallen durch
Zehn Standorte verfehlen die Mindestanforderungen und landen im roten Bereich, der für „unvereinbare Restriktionen“ steht. Das liegt meist an der nicht in der gefordert kurzen Zeit herstellbaren Erschließung und am fehlenden Baurecht. Durchs Raster gefallen sind der ehemalige Wohncontainerstandort vor Gernsdorf (zu klein), der ehemalige Sportplatz Oberdielfen (mit 940.000 Euro die höchsten Erschließungskosten), der ehemalige Sportplatz Rinsdorf (der Eigentümer lehnt ab), das Gewerbegrundstück Auf der Struth 2 in Rudersdorf und der Bolzplatz an der Martin-Luther-Straße in Wilgersdorf (beide zu klein), der Zeltplatz in Wilgersdorf, der Museumshof in Wilnsdorf (zu klein), das Gewerbegrundstück Lehnscheid in Wilnsdorf (Eigentümer lehnt ab) und das Gewerbegrundstück Großwiese in Wilnsdorf.
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