Siegen. Echte Schätze aus der gefilmten Siegerland-Geschichte: historische Aufnahmen zeigen Stadt und Region im Wandel – durchaus auch schonungslos.

Vor 18 Jahren hat der Siegener Filmemacher Alexander Fischbach einen ersten historischen Film über die Region Siegerland und Wittgenstein restauriert und so der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht: Der Film zeigte Freudenberg in den 1950er Jahren. Jetzt wurden in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein zahlreiche weitere historische Filme zu der kompletten Siegerland-Filmedition zusammengefasst. Die Filmzusammenstellung umfasst 29 Filme auf einem modernen Medium. Die auf 499 Stück limitierte komplette Siegerland Filmedition ist auf einen USB-Stick gespeichert und kann auf Smart-TV Geräten, PC´s, Macs und Tablets abgespielt werden.

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„Die Magie, die von bewegten Bildern ausgeht, übt seit jeher eine große Faszination auf uns Menschen aus“, weiß Alexander Fischbach. Die Bewahrung von filmischem Kulturgut sei wichtig, um die Geschichte einer Region und einer Gesellschaft zu dokumentieren und zu verstehen. „Lange Zeit galt Film als Gebrauchsgegenstand, der rein wirtschaftlichen Interessen zu dienen hatte“, erklärt Alexander Fischbach, „das führte dazu, dass von zahlreichen kulturhistorisch wertvollen Filmen heute keine einzige Kopie mehr existiert.“

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Die Filme: Start mit Siegens 700-Jahrfeier

Die Filme sind Zeitdokumente, die einen Einblick in vergangene Lebenswelten und gesellschaftliche Verhältnisse gewähren, die weit zurück liegen, so auch zur Lebens- und Arbeitswelt des Siegerlandes und seiner Nachbarregionen. Ältester Film der Siegerland-Filmedition ist die Zusammenstellung aus dem Jahr 1924, die die Stadt Siegen zeigt, wie sie vor ihrer Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs aussah. Ein Film-Highlights ist der Siegerlandfilm „Der Eisenwald“ aus dem Jahr 1953, der die Lebens- und Arbeitswelt im frühen 20. Jahrhundert im Siegerland porträtiert.

Die Filmsammlung umfasst zahlreiche Themenfelder wie zum Beispiel den für die Region besonders wichtigen Siegerländer Hauberg, der für die Herstellung von Holzkohle in Kohlemeilern, aber auch für die Gewinnung von Eichenlohe für die zahlreichen Ledergerbereien wichtig war. Der Abbau von Eisenerz in den zahlreichen Siegerländer Gruben und dessen Verhüttung zu Roheisen wird nicht nur in diesem Film thematisiert.

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Menschenmengen in der Kölner Straße

Jenseits der Industriethemen kommen all jene auf ihre Kosten, die sich für Landschaft, Architektur und deren Veränderungen im Wandel der Zeit interessieren: Wer kennt zum Beispiel noch die Straßenbahn oder den O-Bus in Siegen? Wer erinnert sich noch an die von Menschenmengen gefüllten Einkaufspassagen entlang der Kölner und Marburger Straße? Oder den Wochenmarkt in der Poststraße? Filme wie „Der deutsche Wald und sein Wiederaufbau“, der sich mit der Wiederaufforstung der Wälder nach dem Zweiten Weltkrieg befasst, schlagen eine Brücke zu den heute dramatischen Veränderungen der Wälder in der Region, die durch den Klimawandel ausgelöst wurden.

Die Herstellung von Schellen und Glocken für das Weidevieh präsentiert „Der Schellenschmied von Grund“. Er nimmt sich eines landwirtschaftlichen Themas an. Denn im Siegerland wurde noch bis in die 1960er Jahre eine mehr oder weniger intensive Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben.

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„Wittgenstein – weißer Fleck auf der Landkarte“

Zahlreiche weitere Filme machen den wirtschaftlichen und kulturellen Wandel der Region sichtbar. Dazu gehören „Wittgenstein – weißer Fleck auf der Landkarte“, „Sorgen in Siegen“, „Revier hinter den Bergen“, der Film über die 500-Jahrfeier des Alten Fleckens in Freudenberg und die Dokumentation zum Jubiläum „100 Jahre Motoromnibus“ im Jahr 1995. Für einen handfesten Skandal sorgte im Jahr 1966 der von dem Journalisten Heinrich Vormweg verantwortete Film „Siegen – Notizen zu einer Stadt“, der schonungslos die Region skizzierte und den Einheimischen damals einen unangenehmen Spiegel vorhielt.

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Krönender Abschluss der mit gut 960 Minuten oder gut 16 Stunden Spielzeit bestückten Edition ist der Film „Siegen-Wittgenstein von oben – Echt vielfältig“. Dieser Film begeistert mit atemberaubenden Luftaufnahmen der Region und baut eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Filmsammlung blickt aber auch über die Grenzen Siegen-Wittgensteins hinaus und zeigt, dass die Region wirtschaftlich eng mit Nachbarregionen verbunden war.

Bezug über Bestelltelefon 0271/4059749, www.heimat-flimmern.de sowie über den regionalen Buchhandel. Für alle, die bereits eine frühere Version der Siegerland Filmedition haben, gibt es jetzt die Siegerland Erweiterungsbox zum Vervollständigen.

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