Müsen. Kirchenmusiker Dr. Gabriel Isenberg erzählt Hilchenbacher Orgelgeschichte(n) und spielt dazu Werke von Komponisten aus der Region.
Der Hilchenbacher Geschichtsverein lädt am Freitag, 1. September, 19 Uhr zu einem Vortrag mit Musik in die evangelische Kirche Müsen ein. Als Referent konnte der Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler Dr. Gabriel Isenberg gewonnen werden.
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Hilchenbacher ist heute Kirchenmusiker in Damme
In Hilchenbach aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur am Gymnasium Stift Keppel Lehramt Musik und Mathematik an der Universität Siegen und Kirchenmusik an der Hochschule für Künste Bremen. 2001 bis 2005 war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, 2006 der Richard-Wagner-Stiftung. 2017 promovierte er zum Dr. phil. an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden über den Orgelbau des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Südwestfalen. Seit 2008 ist Dr. Gabriel Isenberg hauptamtlicher Kirchenmusiker an St. Viktor in Damme (nördlich von Osnabrück) und seit 2019 Orgelsachverständiger für das Bischöflich Münstersche Offizialat Vechta. Zudem arbeitet er seit 2022 als Redakteur für die Kirchenmusik-Zeitschrift „Musica sacra“ und ist Autor zahlreicher musikwissenschaftlicher Veröffentlichungen.
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Die Geschichte der Orgeln in den evangelischen und katholischen Kirchen Hilchenbachs wirft einige Schlaglichter auch von überregionaler Bedeutung auf die westfälische Orgel- und Kirchengeschichte. Der Hilchenbacher Orgelstreit von 1675 gibt erhellende Einblicke in das damalige Verhältnis zur Musik innerhalb der reformierten Kirche. Das Konsistorium in Siegen lehnte eine Orgel als „Jüd- und Papstsche Reliquie“ ab, erst 1683 durfte die erste Orgel in der Hilchenbacher Kirche gebaut werden. 1839 wurde die Kirche abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der 1911/12 dann auch eine neue Orgel bekam.
In Keppels Stiftskirche ist das älteste Orgelgehäuse des Siegerlandes
Das bis heute erhaltene Orgelgehäuse in der Stiftskirche Keppel ist das älteste im Siegerland und ist beredtes Beispiel des Barockorgelbaus in Westfalen. In der katholischen St.-Augustinus-Kirche in Dahlbruch stand anfangs eines der ersten Orgelwerke der bedeutendsten katholischen Orgelbauwerkstätte im (Erz-)Bistum Paderborn.
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Und die Müsener Orgelgeschichte weist mit der historischen Ladegast-Orgel von 1895, deren Restaurierung 1974 als wegweisend in der Neubewertung pneumatischer Orgeln gilt, ein ganz besonderes Klangdenkmal auf. „Die erste Orgel für Müsen baute der Orgelbauer Johannes Thies (Amöneburg) mit 10 Registern im Jahre 1777. Da der Orgelbauer wohl etwas zu stark dem Alkohol zugesprochen hatte und auch nicht gerade ein Meister seines Faches war, erhielt das neue Werk nach seiner Fertigstellung ein vernichtendes Urteil und es wurde die Überarbeitung durch einen anderen Orgelbauer angeraten“, berichtet Gabriel Isenberg (orgelsammlung.de). „Arnold Boos aus Niederndorf stellte die Orgel dann immerhin so weit her, dass die Akten sechzig Jahre lang keine Nachrichten über Reparaturen größeren Ausmaßes enthalten.“
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Wo sind die ehemaligen Hilchenbacher Orgeln geblieben?
Nicht zu vergessen ist das Hilchenbacher Lehrerseminar, in dem damals zahlreiche Lehrer-Organisten ausgebildet wurden und das damit weit über die regionale Musikpflege hinaus ausstrahlte. Und über den Verbleib so mancher ehemaliger Hilchenbacher Orgel weiß der Autor Geheimnisse zu lüften. Dr. Gabriel Isenberg führt in seinem Vortrag durch die Hilchenbacher Orgelgeschichte, erzählt Geschichten und gibt Einblicke in die wunderbare Welt der Orgeln. Im Wechsel spielt er auf der historischen Ladegast-Orgel Musik unter anderem von Komponisten aus Hilchenbach und Umgebung.
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