Wilnsdorf. Wasserstoff-Autos sind nicht unbedingt auf dem Vormarsch. Die Gemeinde Wilnsdorf erteilt dem Vorschlag für eine Tankstelle eine deutliche Abfuhr.

Wasserstoff war zuletzt nicht gerade auf dem Vormarsch, zumindest nicht als Fahrzeugtreibstoff. Deutschland setzt hinsichtlich der Verkehrswende auf Elektromobilität als klimafreundliche Antriebstechnologie, statt auf die H2-Brennstoffzellen. Nur wenige Hersteller bieten nach einer gewissen Anfangseuphorie vor einigen Jahren überhaupt noch Wasserstoff-Modelle an. Für eine industrielle Nutzung sieht das anders aus, aber für die Massenmobilität ist die Technologie womöglich abgemeldet.

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Auch im südlichen Siegerland. 2020 war eine Potenzialanalyse über den Regionalverein „Leader-Region 3-Länder-Eck“ erstellt worden, um zu untersuchen, ob und wie Wasserstoffinfrastruktur in Wilnsdorf, Burbach und Neunkirchen genutzt werden kann. Die Zahl der Brennstoffzellenfahrzeuge tendierte seinerzeit gegen null – erwartet wurde ein Anstieg, der sich inzwischen kaum eingestellt hat –, allerdings wurden hier insbesondere für den Schwerlastverkehr Möglichkeiten gesehen. Eine Wasserstofftankstelle im Südsiegerland hätte hier Anreize schaffen sollen.

Wilnsdorfer LKR-Fraktion: Wasserstoff-Fahrzeuge werden an Bedeutung gewinnen

Die Gemeinde Wilnsdorf erteilt dem Vorhaben nun faktisch eine Absage. Die LKR-Fraktion sah in einem Antrag zum Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr die „einmalige Möglichkeit“, in der Region eine Vorreiterrolle einzunehmen, indem man nach Siegen eine weitere Wasserstofftankstelle errichte. Das Thema werde an Bedeutung gewinnen, schreibt Fraktionsvorsitzender Andreas Klein, man könne sich auch kreisweit strategisch positionieren mit der ersten Tankstelle, an der auch Busse und Lastwagen betankt werden könnten. Entsprechend solle die Verwaltung geeignete Flächen suchen, den Eigenanteil im Haushalt bereitstellen und Projektpartner zur Refinanzierung neben den möglichen Fördermitteln suchen.

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Das sieht die Verwaltung grundsätzlich anders. Nicht nur, weil die seit Jahren bestehende – und eher mäßig ausgelastete – Wasserstofftankstelle im Siegener Industriegebiet Leimbachtal nur acht Kilometer vom vorgeschlagenen Standort Autohof entfernt liegt und seit Kurzem auch Lastwagen dort betankt werden können. Sondern auch, weil die Gemeinde derzeit andere finanzielle Sorgen habe, als 300.000 Euro für ein Projekt zusammenzukratzen, das sich mangels Nachfrage, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit am Markt bisher nicht etablieren konnte. Es sei nicht Aufgabe der Gemeinde, die Technologie „aus kommunalen Steuermitteln zu subventionieren, nur um ‘eine Vorreiterrolle’ einnehmen zu können“, heißt es in der von Bürgermeister Hannes Gieseler unterzeichneten Stellungnahme zum LKR-Antrag. „Die Gemeinde muss angesichts der Energiekrise und einer hohen Inflation bei ohnehin angespannter Haushaltslage kurzfristig mit empfindlichen Kostensteigerungen für den kommunalen Haushalt rechnen“, heißt es weiter – daher müsse sich die Verwaltung auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

Wasserstofftankstelle am Autohof Wilnsdorf an A 45: Mäßiges Interesse

Zwar gab es mit der Potenzialanalyse Absichtserklärungen von Unternehmen, 25 wasserstoffbetriebene Autos und zehn Lastwagen zu kaufen, wenn es am Wilnsdorfer Autohof eine solche Tankstelle gäbe. Standortfrage und Finanzierung seien aber nicht geklärt, eine konkrete Lösung nicht in Aussicht. Alternativ bräuchte es die Zusicherungen von Kooperationspartnern aus der Wirtschaft, bestimmte Mengen Wasserstoff abzunehmen (Speditionen oder Busunternehmen etwa). Entsprechende Gespräche seien längst und würden weiter geführt. Das Interesse der Unternehmen sei aber ebenfalls abgeflaut, da es bei der Technologie für motorisierte Mobilität eben keine Fortschritte gibt.

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Generell reichen die Erneuerbaren Energien in Deutschland derzeit nicht aus, um klimafreundlichen „grünen“ Wasserstoff zu produzieren. H2 herzustellen ist energieintensiv und bislang nicht ausreichend effizient, für seine Produktion wird fossiles Erdgas verwendet – „grauer“ Wasserstoff. Neben der eigentlichen Tankstellen-Fläche – 1000 bis 1500 Quadratmeter – benötige es also auch vor Ort mehr Wind- oder Solaranlagen. Die LKR kritisiert insbesondere die Errichtung von Windrädern in Wilnsdorf scharf.