Müsen. Heiligabend 1924 wurde das Museum in Müsen eröffnet. Der Sanierungsbedarf wird auf 135.000 Euro geschätzt. Aber da ist auch noch die Wilhelmsburg.
Es war Heiligabend, der 24. Dezember 1924, an dem Grubendirektor Hermann Fuhr das Bergbaumuseum in Müsen eröffnete, immerhin noch sieben Jahre vor der Schließung der Grube Stahlberg, mit der eine mehr als 600-jährige Bergbaugeschichte zu Ende ging. 100 Jahre wird das 2024 her sein, stellt Andreas Jüngst, Vorstand des Vereins Altenberg und Stahlberg, fest. „Der Moment, wo man sich noch mal schön machen sollte.“ Tür, Fenster, Dach und Fassade sind ausbesserungsbedürftig, eine neue Heizung würde das Raumklima verbessern und damit auch die neben Werkzeugen, Geräten, Mineralien und Ausgrabungsfunden ausgestellten Dokumente, unter anderem die Gästebücher des Bergwerks, besser schützen.
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Bis 1845 stand das Verläs woanders
Hans-Jürgen Klein, für Kultur zuständiger Referatsleiter bei der Stadtverwaltung, nannte dem Kulturausschuss bei seinem Ortstermin auch gleich eine Zahl: 135.000 Euro, so die erste Schätzung, würde die Stadt investieren müssen. „Uns hilft jeder Euro“, sagt Andreas Jüngst. Der Verein Altenberg und Stahlberg mit seinen rund 110 Mitgliedern hat viel zu tun: Nicht nur Museum und Schaubergwerk, sondern auch der Altenberg mit seinem neuen Aussichtsturm, der Fürsteneingang an der Müsener Hauptstraße, das Mundloch des in Müsen beginnenden Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollns am Ernsdorfer Busbahnhof in Kreuztal und das Pulverhäuschen über dem Müsener Feriendorf werden durch den Verein und besonders die 15 Aktiven betreut.
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Das Museum auf der Stollenhalde war einst Bethaus, auch „Verläs“ genannt: Hier wurden die Namen der Bergleute verlesen und ein Gebet gesprochen, bevor sie in den Schacht einfuhren. Bis 1845 stand es, noch ohne Glockenturm, oberhalb des Dorfs am alten Schacht St. Friedrich. Auch das Nachbargebäude stand nicht immer auf der Stollenhalde. Der ehemalige Schuppen, zuletzt als Hühnerstall genutzt, stand bis 2002 an der Hauptstraße und wurde von dort umgesetzt. Heute dient er als Werkstatt und Aufenthaltsraum sowie als Lager. „Da steht auch noch eine Dampfmaschine“, berichtet Andreas Jüngst. Um ein bisschen mehr Platz zu gewinnen, übernimmt der Verein nun auch das dreigeschossige Trafohäuschen, das vom Stromnetzbetreiber nicht mehr benötigt wird.
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Virtuell durchs Bergwerk gehen
Nicht (mehr) Teil des Museums ist die Menage, das ehemalige Schlafhaus, das jetzt dem Müsener Filmproduzenten Rainer Fränzen gehört, der dort Studios und Veranstaltungsräume, unter anderem einen Escape Room, einbaut. Hier befand sich einmal die Heimatstube des Ortes – aus der Zeit, bevor sich der 1973 gegründete Altenberg-Verein mit der Arbeitsgruppe Stahlberger Erbstollen des ehemaligen Müsener Heimatvereins zusammengeschlossen hat. Aktuell steht die Herstellung von Stollenmundlöchern an. „Im Moment sind wir bei der Grube Neue Hoffnung“, sagt Andreas Jüngst.
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Zusammen mit den Archäologen vom Landschaftsverband engagieren sich die Aktiven auch in der Forschung: So konnten sie nachweisen, dass die Littfelder Grube Viktoria älter als bis dahin angenommen ist. Wenn der Glasfaseranschluss da ist, steht der Digitalisierung von Museum und Bergwerk nichts im Wege: Neben QR-Codes zu weiteren Texten wird auch die Verbindung zu den 3-D-Laserscans interessant: Nach und nach lässt der Landschaftsverband Gruben digital vermessen, sodass ein virtuelles Bergwerk entsteht, durch das sich Interessierte digital bewegen können.
Verstärkung für die Wilhelmsburg
Befasst hat sich der Kulturausschuss auch mit dem Stadtmuseum in der Wilhelmsburg, das nach der Sperrung des Dachgeschosses nur noch eingeschränkt nutzbar ist. Die derzeitige Situation sei „nicht zufriedenstellend“, sagt die Museumsleiterin und neue Stadtarchivarin Jutta Behren-Sarkodieh. Mit einer Investition in die erforderlichen Baumaßnahmen, unter anderem einen Aufzug und den aus Brandschutzgründen benötigten zweiten Fluchtweg, rechnet sie in der nächsten Zeit nicht. Das Ziel, „das Museum wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken“, gibt sie dennoch nicht auf: „Mit wenig Manpower, wenig Mitteln, aber viel Kreativität.“ Immerhin ist sie nicht mehr allein auf dem Posten.
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Ein – bisheriger – Praktikant wird dem Museum für zwei Jahre in Vollzeit zur Verfügung stehen, mit 100-prozentigem Personalkostenzuschuss, sodass die Stadt dafür nichts ausgeben muss. Und auch der pensionierte Stadtarchivar Reinhard Gämlich, der schon vor fünf Jahren in Ruhestand gegangen ist, ist im Rahmen eines Minijobs bis Jahresende wieder da, um seine Nach-Nach-Nachfolgerin einzuarbeiten.
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