Siegen. Psychische Erkrankung des Siegeners (32) wird schlimmer – und er immer gefährlicher. Jetzt ist der Prozess vor dem Landgericht zu Ende gegangen.
Der 32-Jährige hat zugegeben, seinen ehemaligen Nachbarn mitten in der Nacht mit einer Axt angegriffen zu haben – um ihn zu töten. Das Opfer überlebte schwer verletzt. Das Landgericht Siegen hat für den psychisch schwer gestörten Angeklagten nun die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Der Mann befindet sich seit seiner Festnahme – die Tat ereignete sich in der Nacht zum 17. Februar – in der forensischen Klinik Lippstadt. Die Kammer bestätigte, dass der Mann nicht schuldfähig, gleichwohl aber extrem gefährlich ist.
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Die Zahl der Justizangestellten war im Prozessverlauf erhöht worden, der Urteilsverkündung folgte der Mann in Handschellen, wurde am Ende renitent – wohl nicht das erste Mal, war aus Justizkreisen zu hören. Die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach blickte in der Urteilsbegründung auf die Vorgeschichte des 32-jährigen Siegeners zurück, der an einer schweren paranoiden Schizophrenie mit starken Halluzinationen leidet. Ihm fehlt jegliche Einsichtsfähigkeit, die Rede war von einem spirituell-religiösen Wahn – der Mann hält sich für Gott, Jesus und in jedem Fall berechtigt, über Gut und Böse zu entscheiden, andere Menschen sowohl zum Tode zu verurteilen und dies auch zu vollstrecken.
Siegener steigerte sich immer weiter hinein – er sei Christus, am Kreuz gestorben
Während er aufwuchs, sei die ältere Schwester vor allem seine Bezugsperson gewesen, so die Richterin. Der aggressiv-impulsive Vater habe früh die Familie verlassen, früh sei beim Angeklagten ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom diagnostiziert worden, das medikamentös behandelt wurde und zu starken Sedierungen schon im Kindesalter geführt habe. Er habe später eine Schule für emotionale und soziale Entwicklung besucht, zwei Ausbildungen nicht beendet. Eine Vorstrafe ist aktenkundig: Wegen Hantierens mit explosionsgefährlichen Stoffen.
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Der nunmehr Verurteilte, immer sehr körperbewusst und sportbegeistert, habe nach dem Ende einer Beziehung ein enges freundschaftliches Verhältnis zu einer Frau entwickelt, die während der letzten Jahre – er lebte von staatlicher Unterstützung und gelegentlichen Hilfsjobs – wohl seine einzige andere Bezugsperson gewesen sei. Schon länger habe er starke Obsessionen für bestimmte Themen entwickelt – Ernährung etwa – und sich immer weiter hineingesteigert. Seit 2021 habe die Frau Veränderungen bei ihm wahrgenommen: Er sei spiritueller geworden, habe sich als Christus und sie als Maria Magdalena bezeichnet, die ihm beistand, als er am Kreuz starb. Als er sich keine Hilfe suchte, nichts änderte, habe sie den Kontakt abgebrochen – er versuchte es demnach aber weiter bei ihr.
Der Ton wurde immer aggressiver: Siegener (32) handelte mit klarer Tötungsabsicht
Auch die Schwester habe den aggressiveren Ton, Gewaltfantasien, Gerede von Gott und Satan registriert – sogar eine eigene Sprache habe er entwickelt. „Es wird schlimmer“, so die Richterin am Donnerstag, 7. September – der Mann sei unbeirrbar davon überzeugt, dass die Dinge so seien, wie er sie zusammenfantasiert.
Er handelte mit klarer Tötungsabsicht, sich selbst hatte er demzufolge ja dazu ermächtigt, bedauerte nachher, dass sein Opfer doch überlebt habe. Den Mann traf es wohl deshalb, weil der ihn beim „Lernen“ – eine Art Vorbereitung auf das Abarbeiten seiner Todesliste – gestört hatte. Etwa, weil er im Treppenhaus die Nase hochgezogen habe. Ob der Mann, der körperlich und seelisch schwere Schäden durch den Angriff davontrug, je wieder vollständig genesen wird, sei unklar, so die Vorsitzende.
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Einsichtsfähigkeit sei durch die Erkrankung nicht gegeben, so Dreisbach weiter. Mordmerkmale wie Heimtücke gegenüber einem ahnungs- und wehrlosen Opfer seien nicht gegeben – demnach dachte der 32-Jährige, der andere habe ihn „provoziert“; tatsächlich lag er schlafend im Bett. Er sei schuldunfähig, aber gefährlich – „er will weitere andere Menschen töten und seine Todesliste abarbeiten.“