Siegen. Vor Gericht: Die beiden mutmaßlichen Täter wollten ihrem Opfer laut Anklage 30.000 Euro abpressen. Als das nicht klappt, stechen sie auf ihn ein.
Es geschah an einem Samstagnachmittag im August 2022: In der Friedrich-Friesen-Straße neben dem Kugelgasbehälter überfallen zwei Männer einen anderen (26), stechen auf ihn ein, bis er schwer verletzt auf dem Gehweg liegen bleibt. Die beiden Täter flüchten. Im Zuge der Ermittlungen werden sie identifiziert, im Dezember werden auch Fahndungsfotos veröffentlicht. Im April 2023 wird der 24-Jährige schließlich verhaftet, der sich seit Donnerstag vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts Siegen verantworten muss.
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Angeklagt wird er wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Sein damals 19-jähriger Komplize, der ebenfalls mit Haftbefehl gesucht wird ist, ist laut Aussagen der Polizei auf der Flucht im Ausland.
Einer von zwei Verdächtigen noch auf der Flucht
Der Staatsanwalt fasst in seiner Anklage den Stand der Ermittlungen zusammen, was an jedem Samstagnachmittag geschah: Die mutmaßlichen Täter haben ihr späteres Opfer nach seinem Autoschlüssel gefragt, mit der Absicht, eine Tasche mit 30.000 Euro Inhalt aus dem Wagen zu stehlen. Als der Angesprochene den Schlüssel nicht aushändigt, soll der 19-Jährige das Opfer anschließend mit einem Klappmesser bedroht haben. Der Angegriffene versucht zu fliehen, woraufhin ihm der 24-Jährige beide Beine wegtritt. Sein jüngerer Komplize soll das Opfer dann mit Stichen verletzt haben. Als sie merken, dass der Mann noch lebt, sticht der 19-Jährige weiter auf ihn ein, während sein Mittäter, der nun vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts steht, ihn mit Tritten und Schlägen verletzt. Zehn Messerstiche treffen das Opfer im Rücken, vier in den Hals, weitere am Arm und hinter dem Ohr. Sie lassen ihn schließlich auf dem Gehweg liegen – in der Annahme, dass der Mann tot ist.
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Siegener Notarzt: „Es bestand auf jeden Fall Lebensgefahr“
Ohne den Autoschlüssel sollen die mutmaßlichen Täter dann zum Wagen des Geschädigten gelaufen sein. Laut Anklageschrift haben die beiden versucht,. die Scheiben des Pkw einzuschlagen, um an das Geld zu gelangen. Als sie dabei jedoch angeblich von Zeugen gesehen werden, seien sie ohne Beute geflüchtet. Die Frage, warum das Opfer eine so hohe Summe an Geld dabei hatte und woher die beiden davon wussten, wurde am ersten Prozesstag noch nicht erwähnt.
Nicht viel später fand ein Ehepaar während seiner Fahrradtour den schwer verletzten Mann auf dem Bürgersteig. „Wir haben sofort den Notarzt gerufen und versucht, die Blutungen zu stillen“, sagt der 65-jährige Zeuge. „Das ist ein sehr lobenswerter Einsatz“, lobt Richterin Elfriede Dreisbach die Ersthelfer. Das Opfer litt unter starkem Blutverlust, besonders durch die Schnittverletzungen am Rücken, wie der damals zuständige Notarzt berichtet: „Es bestand auf jeden Fall Lebensgefahr.“ Der 26-jährige Mann überlebte schwer verletzt.
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Opfer und sein Vater folgen der Ladung nach Siegen nicht
Der erste Verhandlungstag verläuft zäh. Schon etwa 20 Minuten nach der Eröffnung kommt es zur ersten Unterbrechung: Der Verteidiger zweifelt an der rechtmäßigen Besetzung der Kammer, eine erkrankte Schöffin war ersetzt worden. Nach einer weiteren Stunde Auszeit geht es weiter, erste Zeugen werden gehört. Dann wieder Warten: Geladen sind der Geschädigte und sein Vater. Sie erscheinen nicht. das Gericht beschließt, die beiden Zeugen von der Polizei vorführen zu lassen. Die Beamten treffen an der Wohnung niemanden an. Die Verhandlung wird vertagt. Für den Folgetermin sind nun die Polizisten, das Opfer und der Vater geladen.
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