Hilchenbach. Angst vor Vergiftung: Bleibt die neu gepflanzte Eibenhecke auf dem Marktplatz in Hilchenbach stehen? Giftig sei an ihr „so ziemlich alles“.
Der Hilchenbacher Marktplatz ist nicht nur Baustelle. Der „grüne Norden“ wächst bereits – vier Winterlinden und eine Blütenkirsche wurden gepflanzt. Und nun auch die Eibenhecke, die den künftigen Verweilort auf dem Plateau unter Bäumen gegen die Fahrgasse und die Richtung Rathaus angrenzende Spielzone abgrenzt. Ob die Hecke da aber bleiben kann, stellte Christoph Rothenberg (FDP) jetzt im Rat in Frage. An der Heckenpflanze, so Rothenberg, sei „so ziemlich alles giftig“.
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Die Eibe sei sogar „Giftpflanze des Jahres 2011“ gewesen, berichtete Christoph Rothenberg. „Das war mir nicht bekannt“, gestand Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis, der sich ausdrücklich nicht als Botanik-Experte verstanden wissen wollte: „Ich habe natürlich die Erwartung, dass die Garten- und Landschaftsarchitektin sich etwas dabei gedacht hat.“ Was, wird Doris Herrmann nächsten Mittwoch im Infrastrukturausschuss beantworten können. Dort wird nämlich über die Gestaltung des zweiten Bauabschnittes zwischen Gerbergasse und Rathaus beraten.
Bezüglich giftiger Hecken in Hilchenbach sind die Einschätzungen widersprüchlich
Oliver Schneider (CDU) erinnerte sich allerdings daran, dass die Eibe, die sich durch sparsamen Wasserverbrauch auszeichnet und daher keinen Aufwand für die Bewässerung erzeugt, schon letzten September Thema im Klima- und Umweltausschuss war. „Für die Eiben-Hecken sollen nur männliche Pflanzen verwendet werden, da die Beeren der Eibe sehr stark giftig sind“, steht im Protokoll – was allerdings im Widerspruch zur Feststellung zum Beispiel des Industrieverbandes Agrar steht, dass zumindest der „leuchtend rote, fleischige Samenmantel, der den giftigen Samenkern umhüllt“, ungiftig sei: „Da er süßlich schmeckt, stellt er eine gefährliche Verlockung für neugierige Kinder dar.“
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Die Internet-Recherche nach der Eibe haben die Hilchenbacher Kommunalpolitiker womöglich noch vor sich - sie werden auf sehr widersprüchliche Einschätzungen stoßen. Zum Beispiel auch die eines niederländischen Pflanzenhändlers, der das Vergiftungsrisiko „als in der Praxis sehr gering“ bezeichnet. Man müsse schon „mindestens 50 Gramm“ Nadeln essen, „bevor man stirbt“. Mit dem UWG-Stadtverordneten Peter Kraus hat der Rat den Fachmann in den eigenen Reihen. Männliche Eiben, erklärte der Landschaftsgärtner, hätten doch gar keine Früchte, die Kinder locken könnten. „Und kein Kind wird in die Hecke beißen.“ Doch, erwiderte Ernst Heinrich Hofmann (FDP): Ein Enkelkind habe von einem Ast gegessen – ihm sei davon sehr übel geworden.
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Zumindest müsse am oberen Marktplatz das Schild „Bitte nicht in die Hecke beißen“ angebracht werden, fand Ernst Heinrich Hofmann. Wenn es danach ginge, so Peter Kraus, müssten auch Buxbäume und Ligusterhecken verbannt werden. „Die sind auch giftig.“ Das Prädikat „Giftpflanze des Jahres“ wird übrigens vom „Botanischen Sondergarten“ in Hamburg-Wandsbek, ursprünglich ein Schulgarten, verliehen. 2022 traf es die Kartoffel, 2023 die Petersilie.
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