Hilchenbach. Der Hilchenbacher Infrastrukturausschuss verheddert sich in der Marktplatz-Gestaltung – und dann ist da auch noch die Sache mit der Eibenhecke.
Steffen Schwab
Sollen die vier Sommerlinden an der Nordseite des Marktplatzes gefällt werden? Landschaftsarchitektin Doris Herrmann drängt auf eine Entscheidung: „Wir empfehlen, die Bäume durch neue zu ersetzen.“ Der Infrastrukturausschuss ist hin- und hergerissen – eine Mehrheit zeichnet sich gegen die Fällung ab. Die Planung für die Neugestaltung des Marktplatzes wird dann allerdings schwierig. Nach stundenlanger Beratung vertagt sich das Gremium. Noch im Juni soll es eine zweite Beratungsrunde geben.
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Der Ausschuss trifft sich auf dem neu entstandenen Plateau auf dem oberen Marktplatz mit den vier Winterlinden im Karree und der japanischen Blütenkirsche in der Mitte. Eine Mauer zum Sitzen ist schon da, der Platz für die Fahrrad-Ladesäulen noch ausgespart. „Es geht gut vorwärts“, freut sich Ausschussvorsitzender Michael Stötzel (SPD). Doris Herrmann lenkt den Blick Richtung Rathaus. Mit Flatterband ist ein Platz abgesteckt, der am Rand und zusätzlich in der Mitte mit Bäumen bestanden ist – soll er an der Fahrgasse enden oder die ganze Marktplatzbreite ausfüllen?
Mit neuen Bäumen wäre Feuerwehr-Zufahrt möglich
Und die Bäume: Die Linden auf der Südseite bei der Sparkasse gedeihen prächtig. Die auf der Nordseite sind unterschiedlich gewachsen, manche groß, manche klein. „Natur“, murmelt jemand. Tatsächlich geht es um einen drei Meter breiten Streifen vor den Häusern. Würde der frei, müssten Feuerwehr und Versorgungsfahrzeuge nicht über den künftigen Wassergraben und die Grünanlage quer über den Platz fahren, sondern hätten eine Zufahrt am Rand. „Wir wären in der Gestaltung freier“, sagt die Planerin und weist darauf hin, dass die Bäume auf der Nordseite „sehr eingeschränkt in ihrer Entwicklungsmöglichkeit“ seien und wohl kaum noch 50 Jahre überleben würden – so lange soll der nun neu gestaltete, in den 1908er Jahren gepflasterte Platz halten.
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Ziemlich schnell einig ist sich der Ausschuss, die Fahrgasse nicht auch noch in das in der Platzmitte entstehende Karree einzubeziehen – nur Peter Gebhardt (FDP) ist dafür: „Das beruhigt den Verkehr.“ Auch ein neues Spielgerät muss neben Wassergraben und Wasserfontänen nicht aufgestellt werden – eine (Wappen-)Wolfskulptur reicht, zumal das Darauf-Herumklettern ja auch nicht verboten wird. Aber die Bäume: „Eine Neupflanzung ist sinnvoller““, findet zwar Oliver Schneider (CDU). Damit ist er aber ziemlich allein. Die Bäume müssen bleiben, fordert Tim Lukas Debus (SPD). Eine Fällung („beherzt entnehmen“, formuliert die Planerin) wäre in der Öffentlichkeit „schlecht vermittelbar“. Das Argument mit der Feuerwehrzufahrt will Sven Wengenroth (Linke) nicht gelten lassen: „Die Bäume haben in den letzten 60 Jahren auch niemanden gestört.“
Kein Platz mehr für den „Fliegenden Teppich“
Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis weist darauf hin, dass in das neue Karree bei der Kirmes „der Fliegende Teppich super reinpassen“ würde – wenn die zwei Bäume in der Mitte nicht wären. Kerstin Broh vom Stadtmarketing berichtet, dass die Markthändler zusammen in die Platzmitte wollen, ohne Stände jenseits der Fahrgasse. Auch das Musikfest brauche Platz. Tim Lukas Debus (SPD) regt an, die zwei Bäume („Ihr Hinweis aufs Klima in allen Ehren“) „irgendwo anders zu pflanzen“. „Der Grundgedanke war Aufenthaltsqualität und Beschattung“, wendet Ulrich Bensberg (UWG) ein. Doris Herrmann fasst zusammen: Würden alle Anregungen berücksichtigt, bliebe in der Mitte ein leerer Platz ohne Struktur: „Da fließt alles zusammen, der Platz hätte überhaupt keinen Halt.“
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Die Missstimmung wird deutlicher. Er sei „ein bisschen überrascht“, sagt Oliver Schneider (CDU). Feuerwehr und Kirmes seien bisher kein Thema gewesen. „Ich bin davon ausgegangen, das das im Vorfeld besprochen wird.“ Ähnlich äußert sich Tim Lukas Debus (SPD), der nach einer Sitzungsunterbrechung die Vertagung beantragt. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis hält das für überflüssig: „Es wird immer einen Weg geben, die Kirmes im Zentrum zu verorten.“ An die Stelle des „Fliegenden Teppichs“ kämen dann eben Schieß- und Losbuden. Die Kirmes werde ohnehin neu strukturiert und wohl in Richtung Dammstraße gelenkt werden müssen, wenn nach der Öffnung des Langenfelder Bachs und dem Bau des Bäckerei-Cafés der Platz für das große Fahrgeschäft am Ruinener Weg verloren gehe.
Eine Eiben-Hecke kommt selten allein...
„Und das ist die Hecke, die noch weg muss.“ Beim Ortstermin unternimmt Peter Gebhardt (FDP) den ersten Versuch, die gerade am oberen Plateau gepflanzte Eibenhecke („Giftpflanze des Jahres“) zum Thema zu machen. „Die Stadt will sicher nicht verklagt werden, wenn eine Oma nur noch einen toten Dackel an der Leine hat.“ Nach einem weiteren Anlauf platzt Oliver Schneider (CDU) der Kragen. Über die Hecke sei vor der Pflanzung ausführlich beraten worden. „Man muss auch mal zuhören. Wir wissen alle, dass die Hecke nicht zum Essen gepflanzt wird.“
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Warum die FDP-Fraktion das erst in der Ratssitzung vorige Woche, nicht aber in den Beratungen des Marktplatz-Arbeitskreises anspricht, fragt Vorsitzender Michael Stötzel (SPD). Landschaftsarchitektin Doris Herrmann möchte sich offenkundig aus diesem Hilchenbacher Streit heraushalten und bleibt schmallippig: Die Hecke sei „nicht kritisch“, „es gibt viele giftige Pflanzen“. Erst nach mehrfacher Aufforderung äußert sich schließlich der Bürgermeister. Ihn wundere es, „dass sich die FDP Gedanken über Eiben macht“, sagt Kyrillos Kaioglidis. Vor dem Brunnen am oberen Markt, nur wenige Meter von der Baustelle entfernt, wachse schließlich bereits eine Eibenhecke: „Die steht schon seit 30 Jahren da.“
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