Hilchenbach. Nächste Woche wird das Gasthaus Pampeses in Hilchenbach schließen. Die Betreiber haben fürs Ende des Restaurantbetriebs ganz persönliche Gründe.

Das Gasthaus Pampeses schließt – das ist ein Paukenschlag für die Gastronomie in Hilchenbach. „Es sind viele traurig, gerade die Stammgäste. Aber für uns ist es eine wahnsinnig gute Entscheidung“, sagt Betreiber Stefan Dörrenberg. Es sind ganz persönliche Gründe, die ihn und seine Frau Nina Dörrenberg dazu bewogen haben. Am Montag, 26. Juni, ist der letzte Tag im Restaurant. Stefan Dörrenberg betont: „Wir wollen keine Abschiedsfeier machen. Für uns ist das alles sehr emotional.“

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Vieles ist in den vergangenen Wochen auf die Familie eingeprasselt – die Gerüchteküche in der Stadt brodelte. Nun ist das Aus offiziell. Rund zehn Jahre betrieben Stefan und Nina Dörrenberg das Restaurant aus voller Leidenschaft. „Wäre jetzt noch einmal 2013: Ich würde es wieder tun“, sagt der mittlerweile 47-Jährige. Doch seit Oktober vergangenen Jahres fehlt ein „großer Pfeiler des Unternehmens“: seine Mutter Sigrid Dörrenberg. „Sie war fast täglich bei uns.“ Sie sorgte für ihre Familie, unterstützte sie in allem – so wie auch Nina Dörrenbergs Familie es bis heute tut.

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„Wenn hier Stress war und Erdbeeren fehlten, ist sie mit dem Rad schnell losgefahren und hat sie geholt“, sagt Stefan Dörrenberg über seine Mutter. Natürlich gibt es einige Dinge, die sie für das Gasthaus tat, aber da waren eben auch die vielen, ganz persönlichen, privaten Momente, die viel wichtiger sind. Sie war eine liebevolle Mama und Oma, passte immer auf den 7-jährigen Sohn von Stefan und Nina Dörrenberg auf, wenn sie Zeit hatte. Trotz ihrer 79 Jahre war sie immer topfit – bis ihr Leben abrupt endete: „Als sie im Oktober mit den Hunden spazieren war, ist sie tot umgefallen“, sagt Stefan Dörrenberg. Er war schnell vor Ort, sah, wie Sanitäter versuchten, seine Mutter zu reanimieren. „Ich war beim Sterben mit dabei.“

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Es sind schwere Schicksalsschläge wie diese, die Menschen dazu bewegen, alles noch einmal in Frage zu stellen. „Du denkst ganz anders und fragst dich: Wie sieht die Zukunft aus?“, berichtet Stefan Dörrenberg. Nach dem Tod seiner Mutter fehlt auch die Oma, die auf den Enkel aufpasst. Stefan und Nina Dörrenberg müssen auf Babysitter zurückgreifen. Das Familienleben leidet unter dem Gastronomiebetrieb noch stärker als zuvor.

Nina und Stefan Dörrenberg schließen das beliebte Gasthaus Pampeses in Hilchenbach.
Nina und Stefan Dörrenberg schließen das beliebte Gasthaus Pampeses in Hilchenbach. © WP | Dominik Brendel

„Wenn unser Sohn frei hat, können wir nicht“, so Stefan Dörrenberg. Die beiden Pampeses-Betreiber entscheiden sich, aufzuhören – Anfang des Jahres fällt der Entschluss. Doch auch das Herz des Sohnes hängt am Betrieb: Er kennt dort alles, es ist für ihn ein stückweit ein zweites Zuhause. Als ihm seine Eltern jedoch erklären, dass sie durch die Aufgabe des Gastronomiebetriebs auch einmal am Wochenende gemeinsam in den Zoo fahren könnten, sagt er: „Macht das!“ „Wer soll mir das sagen, wenn nicht das eigene Kind?“, so Stefan Dörrenberg.

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Natürlich werden Dörrenbergs das Gasthaus, das Team und die Gäste fehlen, betont er. „Wir gehen auch mit einem weinenden Auge. Wir lieben das, was wir tun und wir haben hier viele tolle Menschen kennengelernt. Aber das darf nicht über der Familie stehen.“

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Auch wenn es sicherlich schwierig werde, so ein „klassisches Betreiberpaar zu finden, wie uns“. Stefan Dörrenberg ist gelernter Koch, seine Frau gelernte Hotelfachfrau. Er wird nach Betriebsende „als Hoteldirektor im Sieger- oder Sauerland“ arbeiten. Eine feste Stelle im Angestelltenverhältnis hat er schon: „Da gibt’s 30 Tage Urlaub im Jahr und einen geregelteren Arbeitsalltag.“

Gutscheine jetzt noch einlösen

Das Gasthaus Pampeses schließt nicht, weil die Erfolge nicht stimmen, betont Stefan Dörrenberg. Sie haben über all die Jahre ein „tolles Restaurant mit guten Sitzplätzen“ etabliert, überbrückten auch die Corona-Zeit gewinnbringend mit Außer-Haus-Verkäufen. Das Restaurant schaffte es, gut-bürgerliche Küche mit gewissem Schick zu verbinden, ohne abgehoben zu wirken. Sowohl die Außenterrasse als auch der Innenbereich des Restaurants mit Gewölbekeller waren in der Regel gut besucht. „Die Umsätze sind da“, betont Stefan Dörrenberg. Diese kamen aber auch nicht von ungefähr: Sein Arbeitstag hat mit Vorbereitungen und allem Drum und Dran in der Regel „Minimum 14 Stunden“.

Bis zum Ladenschluss ist das Gasthaus Pampeses, Markt 14, von donnerstags bis montags (mittags: 11 Uhr bis 14 Uhr, abends: 17 Uhr bis open end) sowie sonntags und feiertags durchgehend geöffnet. „Wer noch einen Gutschein hat, sollte ihn bis zum 26. Juni einlösen“, betont Stefan Dörrenberg. Ein Nach-Pächter für das Restaurant werde noch gesucht.

Es befindet sich übrigens in einem der ältesten Gebäude Hilchenbachs: Laut Balkeninschrift wurde das Fachwerkhaus am 20. August 1689 erbaut, nachdem der große Stadtbrand am 1. Mai 1689 ganz Hilchenbach, bis auf fünf Häuser, zerstörte. Erbauer des Hauses war Daniel Pampus (1642-1720), der gerade am Brandtag zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Aus seinem Nachnamen leitet sich der heutige Name des Hauses Pampeses ab.

Die Pampeses-Pächterin Nina Dörrenberg (40) fängt wieder als Hotelfachfrau an – in Teilzeit. Mit den neuen Jobs wird ihnen voraussichtlich viel mehr Zeit zur Verfügung stehen. „Im September 2021 waren wir als Familie das letzte Mal im Urlaub“, berichtet der gelernte Koch. Bald ist der wieder viel leichter möglich. Auch die drei Mitarbeiter haben bereits neue Jobs gefunden: „Sie sind alle gut versorgt, jeder geht seinen Weg, keiner geht im Groll.“

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Nun stehen dem Pampeses-Team noch zwei anstrengende Wochen bevor. „Vermutlich wird es einen Run geben.“ Bis zum letzten Tag wollen alle Mitarbeiter die Qualität halten, die Gäste bedienen und für jeden von ihnen da sein, betont der Restaurantbetreiber. An den letzten Tagen wird es dort eine „etwas kleinere Karte“ geben, damit keine Lebensmittel weggeschmissen werden müssen. Nach Ladenschluss werden das Ehepaar Dörrenberg und ihr Team dann noch einmal wienern, alles fertigmachen, „sodass es vernünftig aussieht“. Und dann ist endgültig Schluss. „Das wird für uns ein bewegender Moment.“

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