Netphen-Salchendorf. Der wichtige Veranstaltungsort im oberen Johannland wird erst im Herbst 2024 wieder genutzt werden können – nach mehr als drei Jahren.

Als die Stadt Netphen Mitte Juli 2021 die Johannlandhalle gesperrt hatte, weil der Statiker vor einem möglichen Einsturz des Hallendachs gewarnt hatte, waren die Salchendorfer noch zuversichtlich: Zum Jahresende, so die Hoffnung, könnte zumindest ein provisorischer Betrieb wieder ermöglicht werden. Im Stadtentwicklungsausschuss hat Beigeordneter Andreas Fresen nun einen Termin genannt: Es wird Herbst 2024, bis die Johannlandhalle wieder geöffnet wird.

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Inzwischen eine halbe Million Euro Mehrkosten

Aktuell werden Abbruch und Entsorgung der defekten Hallenteile ausgeschrieben, im September wird der Auftrag vergeben, Ende Oktober soll mit den Arbeiten begonnen werden. Währenddessen wird die Vergabe der weiteren Gewerke vorbereitet. „Wir hoffen, dass wir die Firmen kriegen“ – noch sind die Auftragsbücher im Baugewerbe voll. Was sich auch im Preis bemerkbar macht: Auf 1,2 Millionen Euro werden die Baukosten nun geschätzt. Der Landeszuschuss bleibt bei 653.000 Euro. Das waren 90 Prozent der ursprünglich auf 725.000 Euro geschätzten Baukosten. Denn zwischenzeitlich hat sich herausgestellt, dass es mit der Erneuerung des Dachs nicht getan ist. Auch die Seitenwände halten die Last nicht mehr aus. „Sie müssen nachgerüstet werden“, sagt Andreas Fresen.

Im Juli 2021 war fünf Vereinen mitgeteilt worden, dass die Halle „bis auf weiteres“ gesperrt würde: SV Germania Salchendorf, die Musikkapelle Salchendorf, der Chor „Treue“ Salchendorf, die Wurstekommission sowie der Heimatverein verloren damit ihre Übungs- und Veranstaltungsräume. Vorher war schon von Problemen mit der Belüftung die Rede: Die Zahl der Besucher wurde auf 200 begrenzt.

Im August schlossen sich die betroffenen Vereine zusammen und gründeten eine „Interessengemeinschaft Johannlandhalle Netphen-Salchendorf“, die Ansprechpartner für die Stadt sein will und die Suche nach Übergangslösungen unterstützt. Zu diesem Zeitpunkt wird der Modernisierungs- und Sanierungsbedarf mit 580.000 Euro angeben. Schon im Jahr zuvor hatte die Stadt dafür eine Landesförderung beantragt, war aber nicht zum Zuge gekommen.

Nach dem Spatenstich passiert lange Zeit nichts

Im November 2021 überbringt CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach eine gute Nachricht: Ina Scharrenbach, die Bau- und Kommunalministerin, habe die Bezirksregierung gebeten, den Netphener Zuschussantrag zu bewilligen. Die Ministerin selbst kommt dann auch zum Spatenstich im April 2022. Mit der absehbaren Fertigstellung der Johannlandhalle würde „enormer Druck aus dem Kessel“ genommen, freute sich damals Bürgermeister Paul Wagener schon, dass bald wieder Konzerte der Musikkapelle, Schnäppchenmärkte abgehalten und Tischtennisspiele ausgetragen werden. Ende 2022, hieß es nun, solle es so weit sein.

Daraus wurde dann aber nichts. „Der Bewilligungsbescheid für den Landeszuschuss kam erst ein Dreivierteljahr später“, erinnert Beigeordneter Andreas Fresen. Am Land Nordrhein-Westfalen lag das nicht, dessen Anteil stand bereit. Da sich aber auch der Bund an dem Förderprogramm beteiligte, musste auf die Verabschiedung des Bundeshaushalts gewartet werden. „Vorher durften wir nichts machen.“ Anfang 2023 endlich konnten Architekt, Tragwerksplaner und Statiker die Arbeit aufnehmen.

Schon lange Probleme mit dem Dach

Zuletzt war die 1976 errichtete Halle 2006 saniert worden. Schon zwei Jahre später war das Dach undicht, 2019 erfolgte eine Reparatur. Bei hoher Schneelast auf dem Dach wurde die Halle gesperrt. 2014 schon empfahl die Gemeindeprüfungsanstalt der Stadt, die Salchendorfer Halle in die Trägerschaft der Vereine zu übergeben; die Stadt habe zu viele Hallen. Immer wieder hatten die Salchendorfer an ihrem Sport- und Vereinstreffpunkt gearbeitet, zuerst Ringe an der Decke befestigt, dann das Dach gedämmt, schließlich die Entlüftungsanlage installiert. Erst als ein Anbau für die Musikkapelle begonnen werden sollte, wurde routinemäßig der Statiker gerufen. Der erkannte, dass das Dach zu schwach für die vielen hinzugekommenen Lasten ist, und zeigte dem Betrieb die rote Karte.

Immer weniger Raum für Veranstaltungen

Turnhallen in Deuz, Hainchen und Nenkersdorf wurden den Salchendorfern als Ausweichorte empfohlen, falls dort noch Kapazitäten frei seien. Über die Jahre ist es eng geworden in Netphen: Seit März 2023 ist die Georg-Heimann-Halle in Netphen ebenfalls gesperrt, weil die Stadt dort eine Notunterkunft für Geflüchtete bereithält – unmittelbarer Auslöser war der russische Angriff auf die Ukraine. Seitdem ist die Dreisbachhalle in Dreis-Tiefenbach die einzige noch verfügbare größere Veranstaltungshalle im Netphener Stadtgebiet.

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