Netphen-Salchendorf. Netphen schließt die Johannlandhalle wegen Bedenken bei der Dachstatik. Vereine „bis ins Mark“ getroffen. Bürgermeister findet Kritik „schäbig“.

Die Johannlandhalle ist für die Salchendorfer Ortsgemeinschaft nicht mehr wegzudenken. Und das bereits seit vielen Jahrzehnten. Zig Feste und Sportveranstaltungen haben dort schon stattgefunden. Umso schockierter waren daher die Vorsitzenden der Ortsvereine, als sie eine E-Mail der Stadt Netphen erhielten. Die Nachricht: Der Nutzungsbetrieb der Johannlandhalle in Salchendorf sei bis auf Weiteres eingestellt und das Betreten der Halle untersagt. Ein Paukenschlag für die Vereine.

Netphen: Schließung der Johannlandhalle schockt Vereine

„Eine statische Begutachtung des Hallendaches hat ergeben, dass dessen Tragfähigkeit nach heutigen Maßstäben ungeeignet ist, um einen bedenkenlosen Weiterbetrieb der Halle zu gewährleisten. Nicht zuletzt angesichts der verheerenden Ausmaße unvorhergesehener Unwetterkatastrophen sieht sich die Stadt Netphen in ihrer Verantwortung für die Bevölkerung veranlasst, die Halle bis auf weiteres zu schließen“, heißt es in der E-Mail laut den Vereinen weiter.

Diese kurze und knappe Mitteilung habe den SV Germania Salchendorf, die Musikkapelle Salchendorf, den Chor „Treue“ Salchendorf, die Wurstekommission sowie den Heimatverein „bis ins Mark“ getroffen, teilen die fünf Vereine in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.

Johannlandhalle Netphen: Schließung ein „schwerer Schlag“

Für die fünf Vereine kam der Umschwung plötzlich: Am 8. Juli hätte in der Johannlandhalle noch ein Gespräch mit Vertretern der Verwaltung stattgefunden, „bei der die städtischen Mitarbeiter mitteilten, dass der Sportbetrieb in der Halle weiterhin ohne Probleme möglich sei“. Aufgrund einer nicht mehr funktionierenden Belüftungsanlage dürften sich allerdings nicht mehr als 200 Personen gleichzeitig in der Halle aufhalten.

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Entgegen dieser Aussagen wurde das Kapitel Johannlandhalle nun durch die Verwaltung vorerst beendet. „Für die gesamte Salchendorfer Bevölkerung ist dies ein schwerer Schlag“, schreiben die Vereine. Es stehe außer Frage, dass eine Halle bei nachweisbaren Sicherheitsmängeln nicht genutzt werden darf. „Die Sicherheit der Menschen steht immer an erster Stelle.“

Netphen: Vereine kritisieren Kommunikation bei der Johannlandhalle-Schließung

Vor allem die „fehlende Kommunikation der Stadtverwaltung“ löst bei den Vereinen allerdings großes Unverständnis und Verärgerung aus. Es herrsche keinerlei Transparenz hinsichtlich dieser Entscheidung. „Ein solch weitreichender Beschluss hätte den Salchendorfer Vereinen in jedem Fall in einem persönlichen Gespräch durch den Bürgermeister und die Verwaltungsspitze mitgeteilt werden müssen“, heißt es in der Stellungnahme der Vereine. In diesem Gespräch hätte man dann gemeinsam und sachlich nach zielführenden Lösungsalternativen suchen können – sowohl für kurzfristige als auch für langfristige Lösungen.

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„Stattdessen wurde man seitens der Stadt per E-Mail vor vollendete Tatsachen gestellt und niemand weiß, wie es weitergehen soll.“ Der Saisonbetrieb für die Badminton- und Tischtennismannschaften startet beispielsweise bald. „Eine Rückmeldung der Verwaltung über alternative Spielorte ist trotz Nachfrage bisher nicht erfolgt. Ein solcher Umgang mit ehrenamtlichen Personen und Vereinen ist respektlos und erweckt den Eindruck, dass die Verwaltung die Johannlandhalle kaputt schreiben möchte“, erklären die Vereine.

Bürgermeister Netphen: „Wird so getan, als hätte die Stadt saumäßig kommuniziert.“

Unter den Unterzeichnern der Stellungnahme ist auch Benedikt Büdenbender, zweiter Vorsitzender des SV Germania Salchendorf 1910. Er ist auch stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Netphener Rat. „Es ist eine Metamorphose, die Benedikt Büdenbender hier hinlegt“, sagt Netphens Bürgermeister Paul Wagener.

Als Ratsmitglied hätte dieser gewusst, dass die Halle sanierungsbedürftig ist und die Sanierung sogar beschlossen. Dass Büdenbender jetzt von der Einstellung des Nutzungsbetriebs überrascht sei, sei „schäbig“. „Er ist nicht das ahnungslose Vereinsmitglied.“ Paul Wagener ärgert sich über die Kritik an der Verwaltung: „Jetzt wird so getan, als hätte die Stadt saumäßig kommuniziert.“ Normalerweise wären in den Sommerferien sowieso alle Hallen geschlossen. „Wegen Corona haben wir sie aufgemacht.“

Netphen: Johannlandhalle wurde 2007 saniert

Die Johannlandhalle wurde erst 2007 saniert, wobei bereits zwei Jahre später Mängel am Dach festgestellt wurden. „Undichte Stellen am Dach führten zu Wasserpfützen in der Halle und machten den Sportlerinnen und Sportlern lange Zeit zu schaffen. Die Fehler am Dach wurden seitens der Stadt Netphen im Jahr 2019 behoben“, berichten die Vereine.

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In der Zwischenzeit hätte die Verwaltung festgestellt, dass die Schneelast des Daches falsch berechnet wurde, sodass die Halle bei Schneefall geschlossen werden musste. Eine solch vorübergehende Schließung wäre nach Ansicht der Ortsvereine auch bei starken Regenfällen möglich. „Wieso die Halle nun aber generell gesperrt ist, wurde der Salchendorfer Ortsbevölkerung bisher leider nicht mitgeteilt“, heißt es in der Stellungnahme.

Bürgermeister Netphen: „Wenn es um Sicherheit geht, gibt es keine Kompromisse“

„Wenn es um Sicherheit geht, gibt es keine Kompromisse“, betont wiederum Paul Wagener. Kürzlich wäre ein Antrag für einen Proberaum für die Musikkapelle gestellt, die Halle dadurch noch einmal komplett geprüft worden. Im Zuge dessen habe ein Gutachter festgestellt, dass der derzeitige Bau „auf Kante genäht“ sei. Baudezernent Andreas Fresen berief eine Krisensitzung ein. „Schließlich hat ein Statiker die Unterschrift verweigert“, erklärt Wagener. Ihm war das Risiko zu hoch.

Nun durchforste die Stadt Belegungspläne, um den Salchendorfer Vereinen Alternativen nennen zu können, erzählt Wagener. Denkbar wären zum Beispiel Hallen in Deuz, Hainchen oder Nenkersdorf. „Wir müssen schauen, wo Kapazitäten frei sind“, sagt der Bürgermeister.

Info: Johannlandhalle ist normalerweise Treffpunkt für Kinder und Erwachsene

Die Halle ist für das gesamte Dorf ein zentraler und oft genutzter Treffpunkt. Über 300 Kinder, Jugendliche, Erwachsene sowie Seniorinnen und Senioren nutzen die Halle regelmäßig, um Sport zu treiben und anderen Aktivitäten nachzugehen.

„Durch die Entscheidung der Verwaltung der Stadt Netphen fällt diese Möglichkeit nun ohne jede Vorwarnung weg“, schreiben die fünf Salchendorfer Vereine in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.

Der Musikkapelle sowie der Wurstekommission würde der wichtigste Veranstaltungsort genommen, ohne den für beide Vereine keine Jubiläumsveranstaltungen möglich seien. Sie sind für 2022 geplant.

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