Hilchenbach. Der Bauausschuss gibt viel Geld aus – aber nicht für alles. Manches Vorhaben fällt durch den Rost, manches kostet einfach nur Zeit.
Es gibt wenig, mit dem sich der Bau- und Verkehrsausschuss befasst, das kein Geld kostet. Die Summen, um die es geht, reichen von einigen tausend bis zu mehreren Millionen Euro. Wobei die Zeit, die in die Diskussion gesteckt wird, nicht unbedingt mit der Höhe des Betrages zusammenhängt. Manchmal kommt alles zusammen.
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Jede Woche Neues über Schlaglöcher in Hilchenbach
17.300 Euro: Auf nichts verwendet der Bauausschuss mehr Zeit als auf die App im Bauhof-Smartphone, die Stephan Lee von der Stuttgarter Firma Vialytics vorstellt: Während der Stadtreinigungswagen – wie jede Woche – die städtischen Papierkörbe abfährt, macht die Kamera alle vier Minuten ein Foto von der Fahrbahn. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz wird daraus ein aktueller Straßenzustandsbericht. Damit entfällt auch die sonst regelmäßig vorzunehmende Streckenkontrolle, für die sonst zwei Leute extra rausfahren müssten. Heraus kommt ein Bericht, der in Aufgaben für die Straßenwärter übersetzt wird, einschließlich Gefahrenmeldung und eingearbeiteter Bürgerbeschwerden. Stephan Lee hat als Beispiel die Zustandskarte mitgebracht, die bei Testbefahrungen in Hilchenbach entstanden ist. Besonders bunt ist die Karte nicht: „Leider haben wir nur schlechte Straßen entdeckt.“
Till Söhler, Leiter des Baubetriebshofs, wirbt für die Anschaffung, zunächst für ein Jahr: „Wir hätten jede Woche eine komplette Bestandsaufnahme.“ Martin Born (fraktionslos) stimmt zu: „Dadurch sparen wir eine Menge Geld.“ Was Arne Buch (CDU) bezweifelt: „Wenn irgendwo was ist, haben wir Bürger, die uns anrufen.“ Schließlich fehle das Geld für die erforderlichen Sanierungen. „Eine tolle Datenbank hilft uns nur eingeschränkt weiter.“ Was Stephan Lee mit seiner vermeintlichen Erfolgsmeldung aus einer anderen Kommune unfreiwillig bestätigt: Nach einem Jahr mit dem neuen System habe die Stadt die Budgets für Personal und Straßenunterhaltung erhöht. Der Ausschuss übergibt das Thema der Verwaltung – zumal auch die Stadtwerke überlegen: Man könnte die Kanaldeckel mitfotografieren. Macht dann 22.800 Euro.
68.000 Euro: So teuer würde die Verkehrsberuhigung in den Rothenberger Gärten, die Sven Wengenroth (Linke) beantragt. Das mache in dem von der Jung-Stilling-Allee abzweigenden Ringweg durchs Neubaugebiet keinen Sinn, ist schnell die einhellige Meinung. Arne Buch (CDU): „Das haben die Anwohner selbst in der Hand, wie dort gefahren wird.“
Schultoiletten: Es gibt Wichtigeres in Hilchenbach
115.000 Euro: Diesen Posten für die Sanierung der Schultoiletten in der b school hatte der Rat im Februar gesperrt. Bevor für die private Grundschule (die der Stadt Miete zahlt) investiert werde, mögen erst einmal die „eigenen“ städtischen Schultoiletten besichtigt werden. Das hat der Bauausschuss im Mai und jetzt im August getan. Yvonne Melsheimer und Katy Nowara, Geschäftsführerinnen der b school gGmbH, empfangen den Ausschuss. „Der Geruch steckt in den Ritzen und geht nicht weg“, beschreibt Yvonne Melsheimer das eine Problem. Und das andere? Die altmodischen Druckspüler sind schwergängig, „für unsere Kleinen gar nicht zu bewerkstelligen“.
Der Ausschuss, später wieder im Ratssaal, ist nicht beeindruckt. Seine Empfehlung: die Druckspüler elektrisch verstärken und – gegen den Geruch – die Abflüsse regelmäßig durchspülen. „Ganz großen Handlungsbedarf kann ich nicht erkennen“, sagt Ausschussvorsitzender André Jung (CDU) zusammenfassend nach zwei Besichtigungstouren, auch nicht in den anderen Schulen. „Das Geld können wir an anderer Stelle besser ausgeben“, sagt Ulrich Bensberg (UWG). Aber für die Schulen, fordert Jan Oliver Thomas (SPD). „In den Klassenräumen, in denen man viel länger verweilt als auf dem Toiletten – die meisten jedenfalls.“
444.000 Euro: So viel wird der Umbau des Dorfgemeinschaftshauses Lützel kosten. 194.000 Euro gibt die Stadt dazu, den Rest bezahlt das Land. Im Anbau der ehemaligen Schule soll die Pausenhalle eine Decke bekommen, die Treppe ins Obergeschoss abgebrochen werden. Das spart Energie und verbessert die Akustik. Investiert wird auch in Brandschutz und Fluchtwege. „Wir als Dorfgemeinschaft würden uns freuen“, wirbt Ortsvorsteher Dirk Becker (SPD) um Zustimmung. Die bekommt er einstimmig. Dass die Nutzer selbst ein Konzept erstellt hätten, finde er „extrem gut“, sagt Arne Buch (CDU).
Über eine Million Euro: Den Antrag auf einen Bundeszuschuss zur Sanierung des Freibades Hilchenbach beschließt der Bauausschuss ohne Diskussion. 45 Prozent Zuschuss könnten bewilligt werden, wenn die Stadt den Zuschlag bekommt.
Hol- und Bringzone für Schulberg: Kinder sollen laufen
16,5 Millionen Euro: Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis nutzt die Gelegenheit des regelmäßigen Baustellenberichts vom Kulturellen Marktplatz Dahlbruch, über seinen bevorstehenden Auftritt im Kulturausschuss des Kreises zu informieren. Dort wird er für 1,5 Millionen Euro aus der Kreiskasse werben, um die mittlerweile 16,5 Millionen Euro teure Investition zu finanzieren – 1,5 Millionen Euro, weil der Kreis mit exakt diesem Betrag vor über 16 Jahren den Bau des Apollo-Theaters unterstützt hat. „Wir fördern nicht nur Kulturbauten in der Stadt Siegen“, stellt André Jung (CDU) fest, der auch dem Kreistag angehört und stellvertretender Landrat ist. Arne Buch (CDU) lobt die Initiative des Bürgermeisters, wundert sich aber, dass die Stadt nicht vorher auf die Idee gekommen ist: „Das hätten wir uns von Ihren beiden Vorgängern gewünscht.“
??? Euro: „Gehen wir da dran?“, fragt Andreas Daub (UWG) etwas ratlos. Als Hol- und Bringzone für den Schulberg schlägt die Verkehrsschaukommission vor, über den alten Friedhof einen Parallelweg zur Rothenberger Straße anzulegen – nicht in der Verlängerung der Bushaltestelle und schon gar nicht oben auf dem Hügel zwischen beiden Schulen. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis bietet an, überhaupt erst einmal Autos zu zählen: wie viele sind von Anliegern, wie viele von Lehrkräften, die auf jeden Fall auch in Zukunft die Jung-Stilling-Allee hinauffahren? „Die Kinder sollen laufen“, fordert der Bürgermeister und sagt, wo ihre Eltern sie aussteigen lassen könnten; am Gerberpark oder an den Parkplätzen hinter Rathaus und Wilhelmsburg. Auch der Randstreifen der Rothenberger Straße zwischen Schützenstraße und Seminarweg komme in Frage, schlägt Andreas Daub (UWG) vor. Ursprünglich sollte die Hol- und Bringzone in Verbindung mit einer neuen Buswende angelegt werden. Als die Kosten auf mehr als eine halbe Million Euro stiegen, hatte der Bürgermeister die Notbremse gezogen.
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