Müsen. Jahrhundertelang war die Martinshardt bei Müsen ein riesiger Wirtschaftsfaktor. Heute gibt es das noch zu entdecken – beeindruckend!

Die Martinshardt ist ein Berg wie ein offenes Buch. Der Hausberg des Bergleutedorfs Müsen erzählt auf Schritt und Tritt von seiner Geschichte. Wer diese zumindest ein wenig lesen kann, nimmt die beredten Zeugnisse des Bergbaus beim Erwandern vielerorts wahr und entdeckt Pingen, Abraumhalden, Stollenmundlöcher. Die Martinshardt gleicht einem Historienschmöker in XXL. Dort, wo unsere Gipfeltour beginnt, gibt es auch einige Bilder dazu. An der Grube Wilder Mann dokumentiert eine Infotafel wie es rund um 1900 am Osthang des Berges zuging: ziemlich tüchtig, von Waldesruh‘ keine Spur. Denn diese Grube, 1716 erstmals schriftlich erwähnt, war eine der wesentlichen im Müsener Revier. Der Berg barg Blei und Zink, Kupfererz, Spateisenstein und Nickelarsenglanz – metallhaltiges Gestein, über Stollen abgebaut, die weit in die Martinshardt getrieben wurden. Ende 1911 war das Erzvorkommen an dieser Stelle erschöpft, die Grube Wilder Mann musste schließen.

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Wir wandern von hier aus leicht bergan. Erstes Ziel ist der Hessestein, 0,9 Kilometer entfernt und gleich mehrfach auf dem Wanderschild angekündigt. Übrigens: Wer vom Wanderparkplatz zunächst dem Kindelsbergpfad, einem der „Wanderhöhepunkte rechts und links des Rothaarsteigs“ und mit einer gezackten Linie im weißen Kreis auf schwarzen Grund gezeichnet, passiert die Müsener Klippen und findet wenig später auf den Hauptweg zurück.

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Der Hessestein hat mitnichten etwas mit dem „Stufen“-Dichter Hermann Hesse zu tun, sondern bezieht sich auf das Haus „Neuhesse“ an der Müsener Hauptstraße, wie im LWL-Bildarchiv zu erfahren ist. 1914 setzte die Martinshardter Haubergsgenossenschaft ihren Vorstehern Elias Wurmbach (1803-1889), und Heinrich Wilhelm August Wurmbach (1836-1912) ein Denkmal: für die von beiden betriebenen Tannenbepflanzung am Berg. Ein paar wenige Nadelbäume haben sich noch auf der Höhe gehalten; derzeit präsentiert sich die Martinshardt nach den Folgen des Borkenkäferbefalls fast kahlgeschoren. Aber es gibt Neuanpflanzungen, weitsichtig diverser und damit schädlingsresistenter.

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Vom Hessestein ist der Abstecher zum Altenberg über den Weg A2 ein Muss. Keinen Kilometer entfernt liegt die Bergbauwüstung, die sich über einen eigenen Rundweg erkunden lässt. Der Altenberg gilt als eine der bedeutendsten mittelalterlich-frühneuzeitlichen Bergbausiedlungen. Er liegt an der Passstraße zwischen Littfeld und Müsen, zwischen Kindelsberg und Ziegenberg. Einen guten Überblick über das Gelände ermöglicht der stählerne Aussichtsturm. Am Altenberg wurde im 13. Jahrhundert unter Tage Silber abgebaut, ein Ertrag, der die Bergmänner wohlhabend machte.

Gipfeltour Martinshardt

Berg-Porträt: Die Martinshardt, 616 Meter hoch, gehört wie der benachbarte Kindelsberg zu den westlichen Ausläufern des Rothaargebirges. Vom Gipfel gibt es eine beeindruckende Rundsicht. Historisch war der Berg ein Wirtschaftsfaktor für das gesamte Siegerland. Das geborgene Erz des „Stahl-Bergs“ wurde verhüttet und weiterverarbeitet – jahrhundertelang.

Start/Ziel: Müsen, Wanderparkplatz Wilder Mann (über Stahlbergstraße, oberhalb des Feriendorfes); Bus R17 über Dahlbruch, Haltestelle „Müsen Kirche“, dann über Wege 4 und 6 etwa anderthalb Kilometer bergauf zur Grube Wilder Mann. Alternativ wäre auch ein Tourstart am Altenberg möglich.

Distanz/Gehzeit: 5 km, reine Gehzeit: ca. 1,5 Stunden, bergauf-bergab: je rund 150 m. Mehr Zeit einplanen für die Erkundung der Bergbauwüstung Altenberg sowie für eine ausgiebige Gipfelrast.

Markierung: wechselt (siehe Tourenbeschreibung). Der Weg streift an einigen Stellen den absolut empfehlenswerten Kindelsbergpfad mit Start und Ziel am Ferndorfer Zitzenbach-Freibad.

Charakter: Eher gemütliche Gipfeltour mit Abstechern in die Siegerländer Bergbaugeschichte.

Einkehr: Raststätte Zum Kindelsberg, vom Hessestein kaum mehr als 1 Kilometer entfernt, Fr.-So. 12.30 bis 20.30 Uhr geöffnet.

Autorinnen-Tipp: Ein Besuch des Stahlbergmuseums in Müsen mit Besichtigung des Besucherbergwerks könnte sich an die Gipfeltour anschließen. Führungen werden zwischen März und November am zweiten Sonntag eines Monats zwischen 14.30 und 16.30 Uhr angeboten. Mehr unter www.stahlbergmuseum.de.

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Zurück zum Hessestein geht es über den Hinweg. Je höher wir von dort steigen, umso weiter wird der Blick. Die mit den Ziffern 4 und 6 markierten Wege bringen uns nun rasch zum Gipfel der Martinshardt. Beim Gipfelkreuz müssen wir bleiben, müssen staunen und schauen: Hinunter nach Müsen und Dahlbruch, hinüber zu den Höhenzügen des Rothaargebirges und über das Bergische Land hinweg sogar bis zu den Kuppen des Siebengebirges. Großartig!

Abwärts führt uns irgendwann dann der Weg A1. Wir überschreiten gewissermaßen den Gipfel und umwandern die Martinshardt in einem Bogen wieder hinab zur Grube Wilder Mann. Vielleicht hat uns die Bergbaugeschichte nun völlig elektrisiert. Dann sollten wir auf dem Heimweg noch einmal oberhalb des Müsener Feriendorfs stoppen: Die Grube Stahlberg war über 600 Jahre in Betrieb, sie wurde erst 1931 geschlossen. Auch ihre Geschichte erzählt das Stahlbergmuseum in Müsen. Logisch, dass wir dort jetzt hinmüssen!

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Gehen Sie einfach bis Freitag, 18. August, auf wp.de/martinshardt und machen mit. Wir wünschen Ihnen viel Glück!

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Wer die Bergbauwüstung Altenberg mit ihrem Aussichtsturm erkunden möchte, sollte genügend Zeit einplanen. Beim Besuch des Stahlbergmuseums in Müsen vertiefen sich manche Einsichten der Martinshardt-Gipfeltour. 
Wer die Bergbauwüstung Altenberg mit ihrem Aussichtsturm erkunden möchte, sollte genügend Zeit einplanen. Beim Besuch des Stahlbergmuseums in Müsen vertiefen sich manche Einsichten der Martinshardt-Gipfeltour.  © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch