Kreuztal. Lukas Poppe und Tobias Schermoly sind bei Kreuztal-Kultur für ideale Akustik und kreative Lichteffekte zuständig. Ein Einblick in den Job.
„Willkommen in unserem Übergangsbüro“, begrüßt Tobias Schermoly den Besucher und Lukas Poppe ergänzt: „Der 16. Mai 2022 war auch für uns ein bitterer Tag“. Denn nach der vollständigen Zerstörung der Stadthalle verloren auch sie ihr angestammtes Domizil im damaligen Hauptspielort der Kultur Kreuztals. Nach einer Zwischenstation in der Realschule haben die beiden ihren Arbeitsplatz in der Weißen Villa gefunden. Ein schönes Ambiente inmitten von Dreslers Park, aber weit weg vom Lager ihres Equipments in Eichen und auch von den Ersatzspielorten von Kreuztal Kultur in der Flick-Halle, im Eichener Hamer und im Campus Buschhütten.
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Tobias Schermoly ist in Kreuztal der Mann für das perfekte Licht. Nach seiner Ausbildung als „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ bei der Firma Licht und Ton in Sohlbach-Buchen wurde er nicht übernommen und arbeitete als Briefzusteller bei der Post. Aber nur mit halber Stelle und als Übergangslösung. Denn so konnte er als freiberuflicher Techniker für Konzerte und andere Veranstaltungen gebucht werden. Als er eine für seinen erlernten Beruf passende Stellenausschreibung der Stadt Kreuztal las, bewarb er sich und wurde eingestellt. Seine erste Aufgabe konnte kaum größer sein: Den Gitarren-Weltstar Pat Methany bei dessen Konzert in der Stadthalle in ideales Licht zu setzen. Das war 2012.
Kreuztal: Planungen für Licht und Ton bei Veranstaltungen brauchen oft viel Vorlauf
Lukas Poppe arbeitete seit seiner Ausbildung zur „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ einige Jahre selbstständig, musste aber erleben, dass viele Events, bei denen er am Mischpult für den guten Ton hätte sorgen können, der Corona-Pandemie zum Opfer fielen. Ende 2021 bewarb er sich bei der Stadt Kreuztal, nachdem er schon häufig als Helfer bei verschiedensten Veranstaltungen tätig war. „Da habe ich diesen Beruf lieben gelernt“, sagt er.
Mehr zu den Menschen
Tobias Schermoly bekam 2016 das Angebot der Stadt Kreuztal, sich beruflich weiterzubilden. Seit 2017 kann er sich „Beleuchtungsmeister“ nennen.
Lukas Poppes jüngere Schwester Lena ist studierte Musical-Darstellerin und tritt in vielen Städten auf: unter anderem in Halberstadt mit „Dracula“.
Beide wissen, dass sowohl Licht als auch Akustik zum Gelingen einer Veranstaltung perfekt sein müssen. „Wir arbeiten als Team, auch Gewerke übergreifend“, sagen sie und vergessen nicht zu erwähnen, dass mit Anna Beukema noch eine Dritte dazu gehört. Die Planungen für ein Event beginnen manchmal schon Wochen vorher. Dann treffen die Bühnenanweisungen des Künstlers ein, erfahren sie, was dieser selbst mitbringt. Tobias Schermoly und Lukas Poppe können dann ortsbezogen planen, schauen, was sie an Kabeln, Mikrofonen, Lampen… auf Lager haben oder auch nicht und was daher hinzu gebucht werden muss. Eine Grundstruktur wird sichtbar, sie entwickeln einen Zeitplan und bestimmen die Zahl der nötigen Helfer.
Kreuztal-Kultur: Licht- und Ton-Experten müssen schnell Lösungen finden
Das alles dauerte bei „Motown“, Anfang des Jahres als Eröffnungsveranstaltung der Stadthalle geplant, nun aber in den Campus der Firma Achenbach nach Buschhütten verlegt, mehrere Tage. „Die alte Industriehalle ist dankbar“, sagen beide, „man kann sie gut ausleuchten und auch die Akustik stimmt.“ Viele der Künstler, die in Kreuztal gastieren, bringen eigene Techniker mit. Uwe Lyko alias Herbert Knebel hat gleich drei. Konkurrenzdenken? Fehlanzeige! „Wir sind alle der gleiche Schlag Mensch. Meist freuen sich die Kollegen, was schon alles vorbereitet ist.“ Und manchmal entstehen durch diese Zusammenarbeit auch Freundschaften, betonen Tobias Schermoly und Lukas Poppe.
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Pannen sind selten, aber es gibt sie. An eine kann sich Tobias Schermoly noch gut erinnern: „Bei einem Auftritt von Michael Krebs in der Weißen Villa war das Haussystem platt, die gesamte Technik fiel aus. Ein übler Tag.“ Das Schöne jedoch: Der Künstler hat das völlig professionell aufgenommen: „Das ist Life“, sagte Michael Krebs, und fuhr nach der Reparaturpause entspannt mit seinem Programm fort. Doch daraus gelernt haben auch die beiden Kreuztaler: „Unser Anspruch ist, schnell eine Lösung zu finden“. So haben sie zum Beispiel immer ein Ersatzmikrofon in Reserve, wenn das Funkmikro einmal ausfällt.
Kreuztal-Kultur: Wie setzt man 300 Tänzerinnen und Tänzer perfekt in Szene?
Ihre nächste ganz große Aufgabe wartet am zweiten August-Wochenende auf Tobias Schermoly und Lukas Poppe. Am Freitagabend wollen die 300 Tänzerinnen und Tänzer von Spitzentanz in feinstes Licht gesetzt und bestens ausgesteuert werden. Und am Samstagabend folgt eine besondere Herausforderung: Bei „O sole mio – eine italienische Sommernacht“ sollen die rund 70 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten der Philharmonie Südwestfalen und die beiden Solisten glänzen. Eine besondere Aufgabe für Lukas Poppe. Denn knapp 50 Mikros, darunter viele der Edelmarke Neumann, müssen installiert werden.
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Außerdem erwarten die vielen Besucher aus ihren Erfahrungen der letzten Jahre, dass bei einbrechender Dunkelheit die Lichteffekte ganz besonders raffiniert und beeindruckend sind. Große Herausforderungen für Tobias Schermoly, Lukas Poppe und ihr Team, von dem sie sagen: „Ohne unsere Helfer liefe nichts.“ Dass der Beifall des Publikums am Ende vor allem den Künstlern gilt, sind sie gewohnt: „Wir wollen nicht gesehen werden, haben uns unseren Teil der Kultur ausgesucht. Und der ist nicht auf der Bühne.“
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