Buschhütten. Wat hamse aufm Grill vom Karle Forma, fragt Herbert Knebel. Mit seinen drei Kollegen sagt er im Campus Buschhütten: „Fahr zur Hölle, Baby“.

Nach Uwe Lyko, Martin Breuer, Detlev Hinze und Georg Goebel-Jakobi würde sich auf der Straße niemand umdrehen. So normal sehen sie aus. Doch wenn sie sich in Herbert Knebel, Ernst Pichl, Ozzy Ostermann und den Trainer verwandelten, wären Menschenaufläufe kaum zu vermeiden. Auch in Kreuztal und vor allem nach ihrem fulminanten Auftritt in der mit über 500 Besuchern restlos ausverkauften ehemaligen Gießereihalle der Firma Achenbach, dem Campus Buschhütten.

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Welthits für den Ruhrpott

Vier, die sich nicht gesucht, aber gefunden haben: Ernst, der Bassist mit seiner Heinz-Maegerlein-Gedächtnis-Frisur, Ozzy Ostermann mit veritablem Bäuchlein und schief sitzendem Toupet, der Trainer, mit einer Schlabberhose, über die vor der Jahrtausendwende schon jeder gelacht hätte, Altmännergang und Fistelstimme, und Herbert Knebel mit markanter Brille und Mütze, ein Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier der Gegenwart. Doch wenn diese schrägen Vier loslegen, sind sofort alle scheinbaren Malaisen vergessen. „Go, go, go Ozzy go“, frei nach Chuck Berrys größtem Hit „Jonny B. Goode” rocken sie und haben sofort ihr Publikum im Griff. Die Spezialität des Affentheaters: Welthits ins Ruhrgebiet zu versetzen.

So wird aus „Hotel California“ der Eagles „Wat hamse aufm Grill vom Karle Forma“, Joe Cockers „Keep your Head on“ das Schlafzimmer-Bekenntnis von Herbert Knebel als Liebhaber „Ich lass die Schuh an“, natürlich einschließlich der Windmühlenbewegungen des Weltstars und seinem charakteristischem Urschrei. Ozzy Ostermann glänzt als Karel-Gott-Verschnitt mit „Biene Maja“. Etwas Albernheit darf schließlich auch sein. Und der Trainer, ansonsten sich zum Schlagzeug hinauf- und hinunterquälend, verändert „On the Road again“ von Canned Heat in „Ich hau jetzt ab“. Denn des Trainers heimlicher Wunsch ist es, einmal der Enge seiner Heimat zu entfliehen. Und sei es nach Gran Canaria.

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Geschichten aus der Siedlung

Doch Herbert Knebel und seine drei Kollegen sind auch Kabarettisten. Unvergleichlich, wie Herbert Knebel Geschichten aus „seiner Siedlung“ erzählt. Etwa der vorehelichen (!) Beziehung zu Lola Hasenkamp, „einem blonden Feger mit Schmollmund und heißen Kurven“, die er nach vielen Jahren wiedertraf und die jetzt Influencerin ist. Herbert ernüchtert: „Die Kurven entschärft durch Wind und Wetter und unter der Perücke die Frisur wie das Flusensieb in unserer Waschmaschine“. Lola enttäuscht: „Du hast dich seit 40 Jahren nicht umgezogen.“ Auf jeden Fall ist Herbert Knebel froh, dass seine damaligen Herzbeschwerden sich durch die Ehe mit seiner Gustl normalisiert haben. Die musikalische Liebeserklärung an seine Frau: Zu Eric Claptons „Layla“ singt er „Was soll ich tun, ich bin so einsam. Gustl, setz dich auf mein Knie.“ Ob aus einer Kegelrunde ein Spielabend wird, der einmal aber zum Strippoker mutiert, oder die Versuche von Ozzy, die drei Kollegen von einem digitalisierten Haushalt zu überzeugen, oder die Mühen einer Parkplatzsuche in der Siedlung, in der nun auch die Frauen ein Auto besitzen: Im Laufe von zwei Stunden wird so manches Thema zur lustigen Episode.

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Ein Rätsel lösen sie aber erst ganz zum Schluss: Wie es zum Motto des Abends „Fahr zur Hölle, Baby“ kommt. Natürlich musikalisch durch „Highway to Hell“. Da wird Herbert Knebel zum kleinen Teufelchen mit roter Gabel. Doch sie setzen bei der Zugabe noch einen drauf: Herbert als Tina Turner, einschließlich goldener Bluse, kurzem Röckchen, aber grauen Rentnersocken. Und da er bekennt, unter diesem Fummel fürchterlich zu schwitzen, macht er aus Turners Mega-Hit „Simply the Best“: „Ich stink wie die Pest“. Die Begeisterung der Besucher lässt selbst die 130 Jahre alte Gießereihalle ein wenig zittern.

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