Siegen. Flugfeld, Steilhang, Fernsehturm: Die Eisernhardt ist ein beliebtes Ziel für Sonntagsspaziergänge. Für Wanderfreunde bietet der Berg noch mehr.
Wie sich die Zeiten nicht ändern, zeigt der „Spaziergang zum Fliegerheim“. Fein säuberlich aufbewahrt im Fotoalbum „Unser Kind“. Dieses Kind ist am „2. Ostern 71“ schon zwei. Kann längst laufen und muss nicht wie das Geschwisterchen im Kinderwagen den Eiserfelder Friedhofsweg hinaufgeschoben werden. Mit „Fliegerheim“ hat die Mama damals viel mehr als nur den Aufenthaltsort der Segelflug- und Kleinflugzeug-Piloten bezeichnet. Denn der Begriff umfasst das komplette Areal: mit Flugfeld, Steilhang, Wald und Wegen. All die Jahre ist das Gelände ein Ziel von Sonntagsspaziergängen geblieben. Besonders schön ist der Ort am Abend, denn dann scheint die Sonne so wunderschön und lang auf diese Höhe und lässt die lärmende Autobahn in der Nähe fast ganz vergessen.
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Ein wenig im Schatten stand und steht bei diesen Fliegerheim-Besuchen der Berg, der zum Hengsbacher Gleichen hin erst steil, dann sanft ausläuft: die Eisernhardt, mit ihren 482 Metern – nach dem Pfannenberg (499 m) – der zweithöchste Berg auf Siegener Stadtgebiet und ein höchst sichtbarer. Denn er wird gekrönt von einer der Orientierungsmarken des Siegerlandes überhaupt, dem Fernmeldeturm, ein Signalempfänger mit Signalwirkung. 134 Meter hoch ragt er seit 1976 im Süden von Siegen in den Himmel empor und markiert, beinahe jedenfalls, den Gipfel der Eisernhardt.
Siegerländer Gipfeltouren: Weg zur Eisernhardt mit Abstecher zum Fernmeldeturm
Unsere Gipfeltour startet am Wanderparkplatz Wichernstraße, beim Diakonie Klinikum Jung-Stilling. Hier folgen wir zunächst der mit einem weißen Balken markierten Route, die vom Hauptbahnhof kommend über den nach Obersdorf-Rödgen führt. Dort, wo sich an einer Schutzhütte mehrere Wege kreuzen, halten wir uns links. Nach etwa 1 km verlassen wir den Hauptweg, um halbrechts einen Weg mitunter steil hinauf zu steigen. Leider ist dieser einst so romantische Pfad derzeit im Nachgang von Baumfällarbeiten zum Teil recht zerfahren. Positiver Effekt: Über den Rosterberg geht unser Blick weit nach Nordnordwest. Auf der Höhe lohnt sich ein Abstecher zum Fuß des Fernmeldeturms, auch wenn es beim Hochschauen ein wenig schwindeln mag …
Gipfeltour zur Eisernhardt
Berg-Porträt: Die Eisernhardt ist mit ihren 483 Metern nach dem Pfannenberg (499 Meter) der zweithöchste Berg auf Siegener Stadtgebiet. Sein Name ist Programm, denn die bewaldeten Hänge („Hardt“) bergen jede Menge Metall. Zeugnis davon gibt eine Vielzahl an bergbaulichen Relikten: Pingen genannte Trichtergruben, Stollenmünder oder Halden, die das Herz von Mineraliensammlern höherschlagen lassen. Der Verein für Siegerländer Bergbau erschließt diese Spuren der Siegerländer Montangeschichte auf einem Wanderweg mit 26 Stationen (bergbau-siegerland.de/index.php/de/wanderweg-des-vsb). Dieser beginnt am Wanderparkplatz „Faule Birke“ nahe der Autobahn-Zufahrt Siegen-Süd.
Start/Ziel: Siegen, Parkplätze am Diakonie Klinikum Jung-Stilling; Bus C102, Haltestelle „Wichernstraße“
Distanz/Gehzeit: mit Abstecher zum Aussichtsturm am Gilbergskopf rund 9 km, ca. 3 Stunden, bergauf-bergab: jeweils 250 m.
Markierung: weißer Balken, Eisen und Schlägel, A5
Charakter: aussichtsreiche Tour mit vielen Highlights
Einkehr: Fliegerheim des Luftsportvereins Siegerland (i.d.R. am Wochenende); Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling
Autorinnen-Tipp: Behälter zum Beerensammeln mitnehmen – es ist Himbeerzeit!
Eine Weile geht es nun entlang des Themenwegs, den der Verein für Siegerländer Bergbau passend mit Schlägel und Eisen markiert hat. Wer abenteuerlustig genug ist, um sich tatsächlich dem Gipfel der Eisernhardt zu nähern, biegt gleich nach einer kleinen Schonung rechts in einen unmarkierten Weg ein, um von dort links über einen Trampelpfad zum höchsten Punkt (vielleicht gleich unter dem Jägersitz?!) zu gelangen. Überraschung im Dickicht: eine offene Gangspalte samt Pinge!
Siegen: „Gipfeltour“ zur Eisernhardt – mit etwas Glück den Start von „Emmi“ sehen
Der Hauptweg führt uns zum Steilhang der Eisernhardt, der einstigen Rollbahn des Flugplatzes. 1934 starteten hier die ersten Segelflugzeuge – zunächst „mit Anlauf“ und mit von starken Menschen gehaltenen Gummiseilen, später dann mit einer motorisierten Seilwinde. Seit 1960 schleppt ein Doppeldecker die Segler nach oben, nun von der fast ebenen Graspiste aus. Wir wandern hinunter zum Fliegerheim. Vor allem an Wochenenden tummelt sich hier die Flieger-Community, finden sich an diesem „place to be“ Schaulustige ein. Spätestens hier ist Zeit für eine Rast.
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Vielleicht haben wir Glück und erleben den Start oder die Landung des Oldtimer-Doppeldeckers „Emmi“. Ein guter „spotter point“ zum Fotografieren ist beim frühen Beginn der Landepiste, wo aus dem Schotterweg hinüber zum Hengsbacher Gleichen ein Teersträßchen; es bringt uns zum Wanderparkplatz. Gar nicht weit ist es bis zum kleinen Aussichtsturm auf dem Gilberg. Einfach geradeaus und bergan bis zur Liegebank mit Siegen-Panorama, dann links hinauf zum schon 1888 errichteten Türmchen. Auf bekanntem Weg geht es zurück zum „Hengsbijer Gliche“ und von dort mit dem Weg A5 hinunter ins Gebiet des bereits 1288 urkundlich erwähnten Hofs Obere Hengsbach. Wir orientieren uns immer talwärts, eine Weile auch abseits der markierten Route. Dabei passieren wir das Vereinsgelände des rührigen Heimatförderkreises Hengsbach und stoßen unterhalb des Kinderspielplatzes über einen nach rechts führenden Wiesenpfad wieder auf den Weg A5.
Gipfeltour zur Eisernhardt in Siegen: Ein fast vergessener Friedhof mitten im Wald
Fast vergessen ist der kleine Friedhof, der sich hier mitten im Wald versteckt. Angelegt wurde die Ruhestätte von Johann Heinrich Kappe aus Eisern, der den Hof Hengsbach 1832 übernahm. Er selbst wurde hier 1851 nach einem tödlichen Fuhrwerkunglück beerdigt. Sein Grab war das erste, die letzte Bestattung fand im Jahr 1969 statt. Wir wenden uns an einem Fischteich nach rechts. Am „Glücksbrunnen“, wo Bergleute im 19. Jahrhundert tonnenweise Erz abbauten, geht es später nach links. Bald schließt sich an der schon bekannten Schutzhütte ein Kreis: Mit Sicht aufs „Stilling“ wandern wir zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Wichernstraße.
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