Siegerland. Auch für Naturfreibäder müssen künftig ausgebildete Fachkräfte eingesetzt werden – Rettungsschwimmer genügen nicht mehr. Das sorgt für Probleme:
Alle Freibäder sind in Betrieb – das war wichtig in den zurückliegenden heißen Tagen. Ist aber nicht selbstverständlich: Es fehlt Personal. Sowohl die ausgebildeten Fachkräfte für den Bäderbetrieb als auch die Rettungsschwimmer, die die Aufsicht am Becken unterstützen.
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Jedes Jahr weniger Azubis
„Es gibt keine Auszubildenden mehr“, sagt Sandra Wollien, Bad-Managerin in Neunkirchen. Zwar funktioniere der Betrieb in der aktuellen Besetzung, bei kurzfristigen Personalausfällen werde es für Schwimmbäder mit parallelem Innen- und Außenbetrieb, aber eng. In Kreuztal zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Bereits im vergangenen Jahr musste das Naturfreibad Krombach wegen Personalmangels an neun Tagen geschlossen werden. Das könne auch aktuell könnte das wieder passieren, heißt es aus dem Rathaus. „Es ist generell ein Problem. Leider wird es von Jahr zu Jahr weniger.“
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Und nun wird es noch enger: Naturfreibäder brauchten früher „nur“ Rettungsschwimmer; diese Bäder wurden daher auch gern von den Kommunen an Vereine übertragen: in Siegen der Seelbacher Weiher und das Freibad Eiserfeld, in Hilchenbach das Naturfreibad in Müsen, in Netphen das Naturerlebnisbad in Deuz. Damit ist es nun vorbei – die Betriebsaufsicht muss auch in Naturfreibädern von ausgebildeten „Fachkräften für Bäderbetriebe“ wahrgenommen werden. „Hier sind in den letzten Jahren die Zügel durch Rechtsprechung wesentlich enger angezogen worden“, sagt Siegens Sportdezernent Arne Fries. Haftbar gemacht wird der Eigentümer des Gewässers, also in der Regel die Stadt: „Da reicht mittlerweile schon ein Steg an einem öffentlichen Gewässer aus, damit die Kommune als Betreiberin in der Haftung steht.“
Blick auf die Freibäder
In Deuz ist die Rettungsschwimmer-Stelle für diesen Sommer auf Vollzeit besetzt.
In Burbach ist das Freibad mit mehreren Fachkräften ausreichend ausgestattet.
In Freudenberg gibt es unter der Mithilfe der DLRG-Ortsgruppe eine ausgebildete Rettungsschwimmerin, die den Betrieb sichert.
Stadt Siegen stellt Schwimmmeister für Naturfreibäder ein
„Betriebsaufsicht“, so definiert es die Deutsche Gesellschaft für das Bäderwesen, ist die Fachkraft für die Aufsicht über die baulichen und technischen Anlagen sowie über das eingesetzte Personal. „Die Betriebsaufsicht muss sicherstellen, dass der sichere Zustand der Anlagen und Einrichtungen im Badebetrieb bestehen bleibt. Dazu gehört auch die Reaktion auf technische Störungen. Der sichere Zustand des Bades ist jeweils vor dessen Öffnung durch einen Kontrollgang zu überprüfen.“ Unterschieden wird davon die „Wasseraufsicht“, das Personal, das die Schwimmbecken und die Personen im Wasser ständig im Blick behält – das können weiterhin die Rettungsschwimmer machen.
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Dazu heißt es in der Richtlinie weiter: „Mitarbeiter der Betriebsaufsicht müssen nicht ständig persönlich im Bad anwesend sein. Die Betriebsaufsicht kann auch für mehrere Bäder wahrgenommen werden, wenn vor Ort qualifizierte Personen anwesend sind, die in der Lage sind, die für den Betrieb und in Notfallsituationen erforderlichen Maßnahmen zu treffen.“ Die Stadt Siegen hat einen pensionierten Schwimmmeister „reaktiviert“, der in dieser Badesaison die Betriebsaufsicht in Eiserfeld und am Seelbacher Weiher wahrnimmt.
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Hilchenbach und Netphen müssen handeln
In Hilchenbach hat die Stadt die Freibäder in Müsen und Hilchenbach an die örtlichen Sportvereine übertragen, das Hallenbad an die Lenne Therme. Trotzdem beschäftigt die Stadt eigene Fachkräfte, weil das Freibad an der Ferndorfstraße technische Anlagen zur Wasseraufbereitung hat – die drei Fachkräfte, darunter zwei Meister, arbeiten dort mit den vom TuS Hilchenbach eingesetzten Rettungsschwimmern zusammen; ein Azubi soll 2024 dazukommen. Eine Fachkraft hätte die Stadt auch im Freibad Allenbach einsetzen müssen. Dort war 1999 ein Junge schwer verletzt worden, den der Sog einer nicht abgedeckten Pumpe unter Wasser festgehalten hatte. Die Stadt ließ das Bad verfüllen, kürzlich wurde auf dem Grundstück eine Kita eröffnet. Wie sie mit den neuen Bedingungen umgeht, sei noch nicht entscheiden, sagt Baudezernent Michael Kleber. Die Stadt stellt gerade sowieso ihr Bäderwesen auf den Prüfstand – es könnte darauf hinauslaufen, das Hallenbad wieder in die eigene Regie zu nehmen. Aber nur die Betriebsaufsicht, betont Michael Kleber: „Wir sind froh, dass wir die Vereine haben.“
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„Es wird es eine Veränderung geben“, weiß auch Rüdiger Honig, Vorstand des Trägervereins Naturerlebnisbad Deuz. Denkbar wäre, sich für die benötigte Arbeitszeit einer Betriebsaufsicht eine Fachkraft von der stadteigenen Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) auszuleihen, die das Freizeitbad in Netphen betreibt, überlegt Netphens Kämmerer Hans-Georg Rosemann. Obwohl es bekanntlich auch dort eng ist: In diesem Sommer mussten an einem Nachmittag über 300 Badegäste nach Hause geschickt werden, weil die Badeaufsicht nicht mehr gewährleistet werden konnte.
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