Hilchenbach. Streit in der Politik: Braucht es Planungswerkstätten und eine Fachagentur, um Kindern und Eltern einen sicheren Schulweg zu zeigen?
Für Kyrillos Kaioglidis ist der Fall klar: Die Tochter des Hilchenbacher Bürgermeisters wird zu Fuß zur Schule gehen, wenn sie nach den Sommerferien eingeschult wird. „Die ersten Male gehen wir mit.! Dann aber ist der Schulweg auch schon organisiert: Morgens werden sich die Kinder vom Oberen Kirchberg auf der Straße treffen, „die gehen dann zusammen“: die Sang herunter über die Hilchenbacher Straße, durch den Seminarweg, über die Rothenberger Straße und auf der Jung-Stilling-Allee hinauf zur Florenburgschule.
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„Die Kinder sollen vorwiegend zu Fuß zur Schule gehen“, fordert der Bürgermeister auch im Rat, als er seine Vorlage zum „schulischen Mobilitätsmanagement“ verteidigt: Ein Fachbüro soll Schulwege analysieren, Planungswerkstätten organisieren, Schulwege gemeinsam mit den Kindern gehen und Aktionen für einen eigenständigen Schulweg initiieren. Denn von allein, so die Feststellung der Verwaltung, wird das nichts: Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Der Verkehr zu den Schulen macht den Schulweg für die noch zu Fuß gehenden Kinder noch gefährlicher, sodass am Ende noch mehr Elterntaxis die Zufahrten verstopfen. Diese Spirale möchte die Stadt beenden.
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An allen Schulstandorten wird gebaut
Dazu gehören bauliche Maßnahmen für die nächsten drei Jahre, die kaum umstritten sind: ein breiterer Fußweg am Stift-Keppel-Weg, wo Gymnasium, Grundschule und Kita Verkehr auf sich ziehen. Eine Hol- und Bringzone für die Stahlbergschule in Müsen, samt Schranke von dem Schulhof. Und irgendwas für den Hilchenbacher Schulberg. Eine Hol- und Bringzone, entweder – wie von der Verwaltung vorgeschlagen – unten in der Verlängerung der Bushaltestelle an der Rothenberger Straße oder doch oben zwischen Real- und Grundschule. Gestritten wird darüber, ob Eltern ihre Kinder tatsächlich unten absetzen oder nicht trotzdem den Berg hinauffahren. Bei einer Haltemöglichkeit zwischen den Schulen würde sich allerdings am Autoverkehr auf dem Schulberg nichts ändern. Zuerst war sogar eine große Buswendeanlage mit mehrspuriger Elterntaxi-Zone auf dem Gelände des alten Friedhofs im Gespräch. Das wurde der Stadt zu teuer. Inzwischen ist die Rothenberger Straße ausgebaut, samt der bisherigen, nun aber barrierefreien Busbucht.
Auftrag für „kommunikative Maßnahmen“
Über die „kommunikativen Maßnahmen“ zum Mobilitätsmanagement einigte sich der Rat nicht. Der Schulausschuss war einstimmig dafür, im Bau- und Verkehrsausschuss gab es eine knappe Mehrheit, zum Schluss nun auch eine Kampfabstimmung mit 14 Stimmen dafür, vorwiegend von der SPD, zehn dagegen und drei Stimmenthaltungen. Damit kann die Stadt nun 80 Prozent Zuschuss zu den Kosten von 53.000 Euro beantragen, die Stadt selbst müsste dann 10.600 Euro beisteuern.
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Er halte das für „wenig effektiv und nicht angebracht“, sagte Christoph Rothenberg (FDP). Zu „Bauchschmerzen“ bekannte sich André Jung (CDU): Schließlich sei es „kein Hexenwerk, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, Laufwege und Parkmöglichkeiten zu finden“. Er habe Zweifel, dass die erarbeiteten Ratschläge auch angenommen würden. „Eine Agentur, die uns erklärt, wie man in die Schule kommt, halten wir für übertrieben.“
Erst die Baustelle zwang zu längerem Fußweg
Markus Köppen (SPD) regte dagegen an, „es zumindest einmal zu versuchen“. „Das hätten wir schon vor Jahren machen können“, fand Annette Czarski-Nüs (Grüne). Ob Workshops und Begehungen Verhalten ändern? „Ich denke, eher nicht“, vermutete Martin Born (fraktionslos). Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis wies Erwartungen zurück, die Stadtverwaltung könne die von der Agentur erwarteten Leistungen selbst erbringen: „Ich fühle mich nicht in der Lage, solche Maßnahmen aus dem Stegreif zu initiieren.“
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Mehr zu Fuß gegangen sind in den letzten Wochen vor allem die Kinder, die mit dem Bus zur Schule fahren. Wegen des Baustellenstaus auf der Rothenberger Straße war auf dem Marktplatz neue Endstation. Den eigenständigen Schulweg trauten Stadt und Schulen den Kindern allerdings nicht zu: Eltern und städtisches Personal begleiteten die Kinder, der Seminarweg wurde sogar für den Autoverkehr gesperrt.
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