Hilchenbach. Vor allem die Verbindung mit Hol- und Bringspuren für Elterntaxis trifft auf Widerstand. Wird das tägliche Verkehrschaos nur verlagert?

In den Sommerferien soll an der Rothenberger Straße eine Buswende mit Hol- und Bringzone für Elterntaxis gebaut werden. Die Stadt Hilchenbach rechnet mit 400.000 Euro Kosten, von denen der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) 100.000 Euro übernimmt. Im Rat wurde jetzt massiver Widerspruch gegen das Vorhaben laut, das die Verkehrssituation auf dem Schulhügel entspannen soll. Erst in einer Kampfabstimmung mit 19 gegen acht Stimmen wurde die Investition freigegeben. Gegenstimmen kamen vor allem aus dem Reihen von UWG, FDP und Grünen. Vier Stadtverordnete enthielten sich der Stimme.

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Die Idee für Hilchenbach: Wege von Kindern und Autos trennen

Grund- und Realschüler gehen zu Fuß von der Rothenberger Straße hinauf zur Schule, im Idealfall über den alten Friedhof, der im unteren Teil nur noch Park ist, und nicht an der Jung-Stilling-Allee. Maximilian Taplick aus dem Fachdienst Bautechnik stellte das Vorhaben vor: Von der Rothenberger Straße wird die Wendeanlage, die 25 Meter weit hin den Friedhofspark hineinreicht, durch einen 1,50 Meter breiten Grünstreifen abgetrennt. Zwischen Grünstreifen und einer Mittelinsel werden zwei Fahrspuren für Elterntaxis angelegt, zwischen Mittelinsel und Böschung die Bushaltestelle. Der Überweg für die Kinder über die Busspur wird durch Geländer auf der Mittelinsel geregelt. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis betonte, dass der Autoverkehr bis zu den Schultüren „dann auch wirklich der Vergangenheit angehören“ müsse, und richtete einen Appell an die Eltern: „Sorgen Sie dafür, dass sich die Investition auch lohnt.“ Erreicht werde, den Autoverkehr und die Wege der Kinder voneinander zu trennen.

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Die Argumente dafür: Schnelle Umsetzung möglich

„Ein Glücksfall“, sagte André Jung (CDU). Der Landesbetrieb Straßen NRW baut ab August die L 728 aus, die Aufträge für die Buswende können in einem Zug mit ausgeschrieben und an dieselbe Firma vergeben werden, „das erspart uns eine Menge Geld.“ Arne Buch (CDU) wies das „Verteufeln“ der Elterntaxis zurück: Die Schulwege seien „durchaus gefährlich“, „es gibt Eltern, die gute Gründe haben, ihre Kinder dort selbst abzuliefern.“

„Günstiger kommen wir nicht mehr dran“, sagte Michael Stötzel (SPD). Die Stadt müsse handeln, um den Verkehr zum Schulzentrum zu steuern: „Geht mal morgens da hin und guckt, was da los ist.“ Der Hinweis auf die 14 zu fällenden Bäume überzeuge nicht: „Für jedes Windrad müssen auch Bäume gefällt werden.“ Nicht haltbar sei, dass die Busse derzeit auf dem Privatgrundstück einer Spedition wendeten. Die Skepsis gegenüber den Elterntaxis teile er nicht: „Vielleicht trägt diese Maßnahme zur Verkehrserziehung der Eltern bei.“

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Schulwege in Hilchenbach sind gefährlich

„Es wäre schon eine Verbesserung, wenn nur die Hälfte nicht mehr hoch führe“, sagte Annette Czarski-Nüs (Grüne). Mittags werde die Situation entspannter als morgens sein, weil die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten Schulschluss hätten. Der Autoverkehr sei nicht vermeidbar: Die Schulwege in Hilchenbach seien zu gefährlich, „Grundschüler können nicht mit dem Fahrrad zur Schule kommen oder zu Fuß gehen“. Sie regte an, an der Buswende auch eine Fahrradabstellanlage für die älteren Schülerinnen und Schüler vorzusehen. Für sie gebe es keinen Grund, die Fahrräder zur Realschule mitzunehmen: Die Bergabfahrt die Jung-Stiling-Allee herunter ist für Radfahrer verboten.

Die Argumente dagegen: Eltern fahren trotzdem auf den Schulhügel

Christoph Rothenberg (FDP): Auf dem alten Friedhof befinden sich Gräber und Gruften, „ein sensibler Bereich“. Hilchenbach baue gleichzeitig den Kulturellen Marktplatz Dahlbruch den „grünen Norden“ auf dem Hilchenbacher Markt und den Dorfplatz Vormwald. „Ich habe Zweifel, dass das Bauamt dem gewachsen ist.“ Zudem sei er vom Nutzen der Anlage „überhaupt nicht überzeugt“. Wenn die Jung-Stilling-Allee nicht gesperrt werde („Anwohner frei“) , würden weiter Autos den Berg hinauf fahren. Sein Vorschlag: eine Einbahnregelung für Pkw, bergauf die Jung-Stilling-Allee und bergab über den parallelen Eberhard-Jung-Weg, und eine Buswende am Schwanenweiher.

Kinder sollen lieber zu Fuß gehen oder mit dem Rad kommen

Martin Born (fraktionslos) nannte das Vorhaben „kontraproduktiv“. Kinder können aus jedem entlegenen Ortsteil mit dem Bus zur Schule kommen, die Stadt möge eher für sichere Radwege sorgen. Die Hol- und Bringspuren würden den Busverkehr behindern.

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Stefan Jaeger (UWG) sah „ein großes Verkehrschaos auf uns zu kommen“. Nämlich dann, wenn die Wendeanlage vor allem mittags mit wartenden Eltern-Pkw verstopft werde. „Die anderen fahren dann doch wieder rauf.“ Ulrich Bensberg (UWG) forderte, „dafür zu sorgen, dass der Friedhof geschützt wird“.

„Ich fürchte, dass das Ganze nicht funktionieren wird“, sagte Dr. Frank Luschei (Grüne). Eine Anwohner-frei-Regelung für die Jung-Stilling-Allee müsse überwacht werden. Wenn dort die ersten Bußgelder verhängt würden, „möchte ich mir die Debatte darüber nicht vorstellen.“

Die Antworten: Verkehrschaos gibt es jetzt auch schon

„Die Autos stehen jetzt da oben und knubbeln sich in der Sackgasse“, erinnerte Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis. Die Bauverwaltung werde das Projekt stemmen: „Die bekommen das hin.“ Es gebe auch keine Gräber auf der in Anspruch genommenen Fläche, erwiderte er auf einen Einwand von Ernst Heinrich Hofmann (FDP).

Der durchgehende Verkehr auf der Rothenberger Straße werde nicht gestört, antwortete Baudezernent Michael Kleber auf einen Einwand von Ulrich Bensberg (UWG): Der Fußweg werde um die Schleife der Buswende verlängert, als Radweg aus und in Richtung Brachthausen sei ohnehin die parallel führende Hilchenbacher Straße ausgewiesen.

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