Hilchenbach. An drei Standorten will die Stadt HIlchenbach etwas für die Schulwege tun. Vom „erhobenen Zeigefinger“ hält die Politik aber nicht viel.
Es gibt neue Ideen, die Schulwege sicherer zu machen – sie stoßen nicht nur auf Zustimmung. Uwe Limper vom Fachdienst Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung berichtete jetzt im Bau- und Verkehrsausschuss über das „schulische Mobilitätsmanagement“.
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Die Vorschläge
Carl-Kraemer-Realschule/Florenburgschule: Mehr als 600 Schülerinnen und Schüler müssen jeden Tag den Schulhügel erklimmen. Von der Bushaltestelle an der Rothenberger Straße führt die Jung-Stilling-Allee hinauf. Zu Schulbeginn und -schluss fahren innerhalb von 20 Minuten jeweils um die 70 Fahrzeuge durch steile Sackgasse. Im vorigen Jahr wurde über die Anlegung eines Buswende im Bereich der Haltestelle diskutiert. Als die Kostenschätzung schließlich die Marke von einer halben Million Euro überschritt, wurde das Vorhaben aufgegeben. Im Rahmen des Ausbaus der L 728 werden jetzt die vorhanden Haltestellen barrierefrei gemacht. Neuer Vorschlag ist nun eine Hol- und Bringzone mit sechs Haltepunkten für Pkw in der Verlängerung des Bushaltestelle. Der alte Friedhof ist in diesem Bereich nur noch Park, ein Fußweg führt von dort über den Friedhof hinauf zu den Schulen. Vorgeschlagene Umsetzung: 2024.
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Stift Keppel: Dort kommen (und gehen) jeden Tag rund 900 Kinder und Jugendliche zum Gymnasium, zu b school und zur Kita Hannes. der Stift-Keppel-Weg hat zwischen Wittgensteiner Straße und Schulen nur einen auf der Fahrbahn markierten Gehweg: Kinder, die mit dem Bus kommen, müssen den Stift-Keppel-Weg und, wenn sie aus Richtung Hilchenbach kommen, auch die B 508 überqueren. Für den Stift-Keppel-Weg gilt eine Einbahnregelung in Richtung Lindenstraße und Bahnhof. Für Radfahrer ist der Stift-Keppel-Weg auch in der Gegenrichtung freigegeben. Vorgeschlagen wird, auf beiden Seiten einen Gehweg auf der Fahrbahn zu markieren, im vorderen Bereich zur Wittgensteiner Straße den Gehweg auf einer Seite von der Fahrbahn abzusetzen und an dessen Ende einen Fußgängerüberweg anzulegen. Vorgeschlagene Umsetzung: 2025. Die LED-Beleuchtung für den Stift-Keppel-Weg ist aber jetzt schon in Arbeit, der Auftrag ist ausgeschrieben.
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Stahlberg-Grundschule Müsen: Genau 236 Kinder müssen dort jeden Tag hin und wieder weg. Die Eltern fahren entweder auf den Schulhof – was verboten ist. Oder sie halten in der Straße Am Engelsbruch, wo direkt am Anfang eine Treppe herunter zum Schulgelände führt – dort behindern sie den Schulbus. Die Stadt will den Schulhof mit einer Schranke dicht machen, die von berechtigten Personen per Handy geöffnet werden kann. Am Egelsbruch wird vor der Turnhalle eine Haltebucht angelegt. Vorgeschlagene Umsetzung: 2026.
Ergänzend dazu will die Stadt mit Unterstützung eines Fachbüros mit Eltern, Schülern und Lehrern in den Austausch gehen. Von den erwarteten Kosten von 50.000 Euro übernimmt das Land 80 Prozent, sodass die Stadt 10.000 Euro selbst beisteuern müsste. Schulwegchecks mit Eltern und Lehrkräften und Schulwegpläne, „die den Eltern schon bei der Anmeldung mit an die Hand gegeben werden können“, nennt Kerstin Broh von der städtischen Wirtschaftsförderung als ergänzende Beiträge. Ziel sei es, „dass immer weniger Kinder mit dem Auto gefahren werden“. Oder dass die Kinder zumindest so weit entfernt von der Schulen aussteigen, „dass sie die Möglichkeit haben, noch ein paar Meter zu gehen.“
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Reaktionen
Arne Buch (CDU) passte die ganze Richtung nicht. Eine „Unverschämtheit“ sei der „erhobene Zeigefinger, mit dem wir Eltern erziehen wollen“. Wenn sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, „werden sie ihre Gründe haben“. Der Vorschlag für den Schulberg zeige „keinen großen Unterschied zu der Planung, die uns neulich um die Ohren geflogen ist“. Das Kommunikationskonzept („Gummibärchenzählerei“) sei unnötig. „Reden können wir auch.“ Dem Schulweg könnten Lehrkräfte auch selbst erklären. Verbote seien keine Lösung.“ Alles, was wir nicht physikalisch verhindern, wird passieren.“ Ähnlich äußerte sich Ernst Heinrich Hofmann (FDP): „Ich habe kein Verständnis, dass wir Eltern ausbilden sollen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten sollen.“ Von der Hol- und Bringzone in Hilchenbach halte er nichts: „Glauben Sie etwa, dass die Kinder dann da hoch laufen?“
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„Es bringt nichts, Kinder immer nur mit dem Auto zu transportieren“, sagte Betty Roth (SPD). Daher müsse die Stadt bei ihrem Schulwegkonzept „die Eltern unbedingt mitnehmen“. Udo Hoffmann (SPD) forderte konkretere Planungen und Kostenschätzungen, bevor weiter beraten und entschieden werde. Für Keppel bestehe allerdings „gewisser dringender Bedarf“, dort könne nicht bis 2025 abgewartet werden. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis reagierte verärgert auf die Kritik. Kommunikation sei erforderlich, damit Eltern die geschaffene Infrastruktur, also zum Beispiel die Hol- und Bringzonen, auch nutzen- Schließlich seien es dieselben Eltern, die ihre Kinder zur Schule führen und dann bei Schulen, Stadtverordneten oder Verwaltung über unsichere Schulweg klagten. „Bei mir war noch niemand“, erwiderte Ernst Heinrich Hofmann (FDP).
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