Hilchenbach. Der Route-57-Verein sieht auch Hoteliers auf seiner Seite: Unternehmen als Kunden springen ab – und nicht nur die.

Für Hotels und Gastronomiebetriebe in der Region hat die Hauptsaison begonnen – in einem Jahr, in dem wieder alles möglich ist. Klar sei aber auch: Wer nicht schnell zu erreichen ist, wird seltener gebucht und hat mehr Schwierigkeiten, Fachkräfte zu gewinnen, meint der Verein Route 57 in einer Pressemitteilung.

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Viele Menschen hätten die letzten Wochen genutzt, um mal wieder rauszukommen. Wenn ein schönes Ziel erstmal gefunden sei, öffneten viele als nächstes ihre Navigations-App, um die Frage zu beantworten: „Wie lange brauchen wir denn dahin?“ Und häufig sei klar: Dauert die Anreise zu lang, dann wird es eben ein anderer Ort. Diese Erfahrung hat auch das Hotel und Restaurant Alte Schule in Bad Berleburg gemacht. „Die Anfahrt ist bei uns ein ganz gängiges Thema“, erzählt Inhaber Andreas Benkendorf. „Viele Gäste sind schon genervt, wenn sie ankommen.“

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Für Aushilfen ist Fahrt nach Bad Berleburg zu weit

Das Hotel liegt zwar direkt in der Altstadt von Bad Berleburg und damit einerseits naturnah und andererseits in direkter Nähe des Schlosses, trotzdem dauert es von hier aus in jede Richtung eine Stunde bis zur nächsten Autobahn. Gerade für größere Unternehmen sei die Lage des Hotels mitten in Deutschland grundsätzlich interessant, um Seminare für Mitarbeitende zu veranstalten. Aber auch die suchten sich nach den ersten Besuchen häufig wieder einen anderen Ort.

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Deshalb wünschen sich die Inhaber eine bessere Verkehrsanbindung vor allem Richtung Siegen, wie Andreas Benkendorf berichtet: „Siegen ist natürlich ein Ort, um potenzielle Aushilfen anzusprechen, weil dort viele Studenten leben. Aber die können wir überhaupt nicht bekommen, weil die Anreise zu lang ist. Selbst Leute aus Kreuztal und Netphen haben bei uns schon aufgegeben, weil es einfach zu beschwerlich war.“ Für die Benkendorfs ist klar: Eine bessere Verkehrsanbindung sei unerlässlich. „Es ist doch unfassbar, dass man die eigene Kreisstadt nicht mal eben erreichen kann.“

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Ginsberger Heide in Hilchenbach: Kunden aus Industrie „tragendes Standbein“

Auch Heidi Leyener vom Hotel und Restaurant Ginsberger Heide in Lützel ist grundsätzlich für den Bau der Ortsumgehungskette – auch wenn sie die Natur vor der Haustür als schützenswert empfindet. „Natürlich stellt man sich die Frage: Müssen es noch mehr Straßen sein?“, erzählt sie. „Aber wir müssen das Gesamte betrachten: Zum Beispiel für die Industrie ist die Verkehrsanbindung wichtig – und die Industrie wiederum ist ein tragendes Standbein für uns.“

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Die Ginsberger Heide ist letztlich auf vielen Wegen zu erreichen: Wer zum Essen kommt, fährt häufig mit dem Auto – und schimpft eher über die vielen Schlaglöcher auf dem Weg von Lützel zur Ginsberger Heide. Diejenigen, die zu Fuß, per Fahrrad oder auf dem Pferd kommen, genießen die Natur. Aber es sind eben auch viele Übernachtungsgäste, die durch die heimischen Unternehmen ins Haus der Familie Leyener kommen und dort mehrere Tage oder auch mal eine Woche bleiben. „Das hängt letztlich alles zusammen“, so Heidi Leyener, „deshalb profitieren wir von einer besseren Verkehrsanbindung.“

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