Hilchenbach. „Lord of the Lost“ kam beim Eurovision Song Contest auf den letzten Platz. Bei Kultur Pur überraschten die Fans die Band mit einer Herzensaktion.
Dass die Band „Lord of the Lost“ beim Eurovision Song Contest (ESC) auf dem letzten Platz landete, war vor allem für die eingefleischten Fans bitter und schwer zu begreifen. „Sie sind, so wie sie sind, einfach nur genial. Ich habe daran wirklich zu knabbern gehabt“, sagt Alexandra Elian. „Wir wollen Lotl heute zeigen, dass sie alles richtig gemacht haben“, so Matthias Kruse. Deshalb haben seine Frau Kerstin Kruse, Alexandra Elian und rund 20 weitere Fans mehrere Aktionen beim „Lord of the Lost“-Konzert bei Kultur Pur geplant. „Wir sind unglaublich gespannt, wie die Band reagiert“, so Alexandra Elian.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Die 39-Jährige verbindet mit Lord of the Lost etwas ganz Besonderes: Normalerweise geht sie nicht auf Konzerte, da sie mit Panikattacken zu kämpfen hat. „Nur durch die Jungs schaffe ich, diesen Weg zu gehen.“ Sie wird selbst ihren 40. Geburtstag im nächsten Jahr bei einem Lord-of-the-Lost-Konzert verbringen.
+++ Lesen Sie auch: Laut, bunt, schrill: „Lord of the Lost“ rockt bei Kultur Pur +++
Die Band bedeutet Alexandra Elian aus Bergheim (bei Köln) so viel, dass sie sogar eigene Kleider mit dem Logo der Band näht. Sie packte das Lord-of-the-Lost-Fieber bereits Anfang 2022: „Als ich ‘The Heartbeat Of The Devil’ angefangen habe zu hören, war’s vorbei, von der ersten Sekunde an.“ Sie ist Fan durch und durch – wie auch Kerstin und Matthias Kruse aus Erwitte (bei Lippstadt/Paderborn).
Sie wollen der Band nach dem ESC-Debakel Mut machen: Beim ersten Lied werden sie ein neuneinhalb Meter langes Banner in der ersten Reihe aufspannen. „When thousand hearts turn into one – Welcome home“ steht darauf geschrieben. Beim Song „Blood & Glitter“, mit dem die Band beim ESC antrat, wird ein fünfeinhalb Meter langes Banner mit der Aufschrift „Sometimes WE fall before WE rise“ von ihnen hochgehalten. „Das zeigt, dass es bei jedem mal schlecht läuft“, erläutert Kerstin Kruse.
+++ Lesen Sie auch: Lord of the Lost kommt nach Siegen: Vom ESC zu Kultur Pur +++
Auch rote und goldene Luftballons sollen durch das Konzertzelt fliegen – „da kommt das Pop-Mädchen in mir durch“, sagt die 43-Jährige lachend. Alexandra Elian, Kerstin und Matthias Kruse tut es im Herzen weh, dass ihre Lieblingsband beim ESC verloren hat. „Wir wollen ihnen heute mit den Aktionen zeigen, dass wir sie gernhaben und lieben“, so Kerstin Kruse.
Die Hamburger Dark-Rock-Band ist anders als viele anderen bekannten deutschen Bands: Viel nahbarer, auf dem Boden geblieben, unkompliziert – das wird in den Gesprächen mit den Fans deutlich. Immer wieder berichten Alexandra Elian, Matthias und Kerstin Kruse von persönlichen Begegnungen mit Mitgliedern der Band auch außerhalb von „Meets and Greets“. Bei einem Konzert in München sprach Alexandra Elian mit Sänger Chris Harms. „Es war, als ob wir uns schon ewig kennen.“
„Sie haben mittlerweile 100.000 Follower auf Instagram und trotzdem schaffen sie es, sich die Fans zu merken“, sagt Matthias Kruse und fügt lachend hinzu: „Sie kennen ihre Bekloppten mittlerweile.“ Kerstin Kruse war auch beim ESC-Vorentscheid mit dabei, hielt ein Plakat mit „We will fly to Liverpool“ hoch – später wurde diese Szene in vielen Fernsehshows eingeblendet. Für ihre Unterstützung bekam sie von Sänger Chris Harms später ein Kompliment: „Er sagte: Es sieht so süß aus, wie du gezittert hast mit deinem Schild.“ Dass er überhaupt von ihr Notiz nahm, habe sie extrem gefreut.
Es sind viele dieser Geschichten, die deutlich machen, wie stark die Bindung der Fans zu Lord of the Lost ist. Ja, die Band hat den ESC verloren – aber es macht sie nicht aus, sie ist so viel mehr. „Und sie ist mit so viel Würde aus der Sache herausgegangen“, so Kerstin Kruse. „Der Auftritt war perfekt.“ Stundenlang haben Alexandra Elian und Kerstin Kruse an den Plakaten für das Kultur-Pur-Konzert gebastelt, die Ränder der Tapete mit Paketband abgeklebt, damit sie nicht einreißt.
+++ Lesen Sie auch: Von Bratwurst bis Mezze: Das gibts zu essen bei Kultur Pur +++
Die rund 25 Fans, die hinter der Aktion stecken, haben miteinander abgesprochen, was auf die Plakate geschrieben wird und wie alles ablaufen soll. „Bei vielen Veranstaltungen wäre so eine Aktion nicht möglich gewesen“, betont Kerstin Kruse. Umso glücklicher und dankbarer sind die Fans aus ganz Deutschland, dass die Kultur-Pur-Verantwortlichen es erlauben.
Bereits 12 Stunden vor dem Auftritt der Band sind Kerstin Kruse und ihr Mann bei Kultur Pur eingetroffen. Sie und die anderen Fans wollen sicherstellen, dass sie auch auf jeden Fall in der ersten Reihe einen Platz finden. „Wir haben ein wenig Angst, dass jemand unsere Aktion ausgeplappert hat“, so Kerstin Kruse – schließlich sollen ihre Aktionen eine Überraschung sein. Die Fans wollen der Band auch nach Shitstorms in den sozialen Medien zeigen, dass sie hinter ihnen stehen. „Wir sagen Danke in den 26 Sprachen der Länder, die am ESC teilgenommen haben“, so Kerstin Kruse. Dafür haben sie kleine Schilder gebastelt, die sie nach dem letzten Song der Band beim Gruppenfoto hochhalten wollen.
„Schön wäre es, wenn wir sie mit unseren Aktionen komplett aus dem Konzept bringen. Gerade Chris ist sehr emotional“, so Alexandra Elian. Kerstin Kruse kann die Zeit bis zum Auftritt kaum noch abwarten: „Heute verbringen wir Momente zusammen, die wir nie vergessen werden.“ Und Alexandra Elian ergänzt: „Und gehen das Risiko ein, dass bei uns Tränen mitlaufen.“
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++
+++Täglich wissen, was in Siegen und dem Siegerland passiert: Hier kostenlos für den Newsletter anmelden!+++