Hilchenbach. Frozen Joghurt, veganes Shawarma und die besten Pommes weit und breit: Ein Gang über die Gastro-Meile mit Geschichten über ganz neue Angebote.
Anke Wunderlich stellt Leute auf, entlang der kleinen Böschung zwischen Zelttheatern und der Open-Air-Werkstatt der Jugendkunstschule. Kommt gleich ein riesiger Walk Act? Oder jemand mit einer Kamera? „Ich bilde eine Schlange“, antwortet die Platzmanagerin. Vor dem Frozen-Joghurt-Stand. Die Liebe des Kultur-Pur-Publikums zu der längst nicht mehr hippen Erfrischung hält seit Jahren an.
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Niemals ohne Pommes und Bratwurst
„Wir sind froh, dass es eine Schlange gibt.“ Jan Klappert ist mit seinen „Klar Events“ („Wir machen das Event klar“) seit 2016 Festivalgastronom bei Kultur Pur. Über die Jahre hat er durchaus auch Festivaltage erlebt, in denen sich keine Schlange bildet, nirgends. Wo es einfach nur regnet, windet und fröstelt. Die Hawaii Bowls passen zu diesem sommerlichen Pfingsten 2023 auf dem Giller – einer der Neuen unter den 16 Caterern, die diesmal die große Auswahl bieten. Wobei Jan Klappert, der auf dem Giller glücklicher und längst länger agiert als seine vielen Vorgänger, auf allzu viele Experimente verzichtet. „Bratwurst und Pommes und kalte Getränke gehören immer dazu.“ Zwei Tonnen Fritten, 2000 Kilo also, sind zwingend Teil des Erfolgsrezepts.
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Koscher und vegan: Burger fürs Tierwohl
Fabian Buntschuh hat den Auftrag zum Risiko: Der Foodtruck von Dominion Food Revolution hat Burger, israelische Hummus-Gerichte, Loaded Pommes, Pita, Kebap, Bulgur – alles koscher und vegan. Fabian vertritt das Ehepaar Nir und Zoe Rosenfeld, die mit ihrer in Frankfurt ansässigen Restaurantkette für Tierwohl, Klimaschutz und Gewaltfreiheit eintreten. „Wir versuchen, Menschen das vegane Essen näher zu bringen“, sagt er, „das ist so ein bisschen etwas wie eine Mission.“ Wenn jemand sich augenrollend von dem Truck abwendet, sucht Fabian auch schon mal das Gespräch. Wenn er wenigstens zum Probieren ermutigen kann, hat er meist gewonnen. Auch auf dem Giller.
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Dass Dominion Food bei Kultur Pur ist, ist Barbara Friedrich zu verdanken. Die Mitarbeiterin des Kreisjugendrings kümmert sich um den Austausch mit Emek Hefer, dem Partnerkreis von Siegen-Wittgenstein in Israel. Das 50-Jährige der Partnerschaft wird bei Kultur Pur nicht nur mit der Future-Soul-Band Masok aus Tel Aviv gefeiert. Sondern, weil Liebe bekanntlich durch den Magen geht, auch kulinarisch.
Levante-Küche - zum Beispiel: Shakshouka
Neben den Foodtruck von Dominon Food steht Shooka. Shooka, erklärt Merien El Shafei, heißt übersetzt „Gabel“, oder übertragen, die Ecke, in der man Leute trifft. Shakshouka ist ihr Tomaten- und Paprikaeintopf mit Kichererbsen und Dinkelnudeln. Sie haben auch Mezze. Und Laffa, mit Hähnchen oder Falafel gefülltes Fladenbrot, wobei es die Hähnchensticks auch in einer vegetarischen Variante gibt.
Sie sind in Wiesbaden zu Hause. Merien arbeitet sonst als Flugbegleiterin, sie hat tunesische, rumänische und deutsche Wurzeln. Ihr Mann Rami ist gebürtiger Ägypter, hat eine Arbeit im sozialen Bereich. Der Food Truck mit der- auch in Israel verbreiteten – Levante-Küche ist ihr Start in die Selbstständigkeit. „Wir wollten nicht direkt mit einem Restaurant anfangen“, sagt Merien. Die frische Küche, mit Zeit und Liebe und schönen Gewürzen vorbereitet, ist ihr Ding. Und wenn das Publikum zaudert? „Für den Fall der Fälle haben wir auch Kartoffelecken mitgebracht.“
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Der neue Hit: die Bubble-Waffeln
Merien und Rami fühlen sich wohl auf dem Giller, sind dankbar für kollegiale Ratschläge der eingesessenen Mit-Caterer und freuen sich, dass sie sich auch schon mit Eisbergsalat, der woanders fehlte, revanchieren konnten. Jan Klappert hat die Truppe zusammengestellt, mancher hat Corona geschäftlich nicht überstanden, fünf sind neu dazugekommen. Darunter auch die Bubble-Waffeln, Waffeln, die zusammengerollt und mit Eis, Schokolade und/oder Früchten gefüllt werden. Man sieht sich um, entdeckt die Trends. Das vegetarische Angebot wird größer, schätzt der Kultur-Pur-Gastronom, ohne die Klassiker zu verdrängen. „Die Nachfrage bestimmt das Angebot“, stellt Jan Klappert klar. „So ein Festival wie dieses ist einfach nicht klimaneutral.“
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Die Gäste sind wählerisch, legen für Qualität auch den Euro mehr auf die Theke. „Das Auge isst mit.“ Beim Pizza-Haus, einem der vielen regionalen Anbieter, die seit Jahren dabei sind, zum Beispiel wird der Teig vor den Augen der Gäste geknetet und ausgerollt. Da kommt nichts aus der Tiefkühltruhe. Hausgemachtes eben, das aber auch deshalb nicht teuer ist, weil der Gastronom sich bei den Standmieten zurückhält. Jan Klappert schreckt die vegetarische Bratwurst nicht. Denn er weiß, dass in allem Wandel sehr viel Beständigkeit liegt. „Heute sagt man Bowl“, sagt er mit ein bisschen Selbstironie, „früher nannte man das Salat.“
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