Hilchenbach. Hubert von Goisern und seine Band reißen mit ihrem Programm „Neue Zeiten, Alte Zeichen“ bei Kultur Pur alle von den Sitzen – und rühren zu Tränen

Lange schon ausverkauft ist der Auftritt von Hubert Achleitner, der sich als Musiker aber nach seinem Heimatort Bad Goisern am Hallstätter See nennt. Wie oft er schon bei Kultur Pur war, überlegt er, und kommt auf die Zahl drei. Tatsächlich: 2009 im Rahmen einer Europatournee, die drei Jahre dauerte, dann 2015 und nun bei der 31. Auflage dieses inzwischen weit bekannten Pfingstfestivals auf dem Giller.

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Den Auftakt macht der Meister persönlich. Ganz allein spielt er auf seiner steirischen Harmonika einen Ländler, die musikalische Verbeugung vor seiner österreichischen Heimat. Als dann nach einigen Minuten seine Mitmusiker Helmut, Severin, Alexander, Alex und Maria hinzukommen und es so richtig fetzen lassen, wird ein wenig deutlich, warum Hubert von Goisern auch als „Alpenrocker“ bezeichnet wird. Dass dieser Begriff viel zu kurz greift und auch Maria viel mehr als die „Quotenfrau“ der Band ist, wird sich im Laufe der zwei folgenden Stunden noch nachdrücklich zeigen.

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Der erste Teil des Konzertes enthält zum größten Teil Titel seiner neuesten CD, die während der Corona-Pause entstanden ist und die, wie Hubert von Goisern oft betont, auch ihn ausgebremst hatte. Nicht aber seine Kreativität, wie man hören kann. Seine Texte sind politischer geworden, die Rhythmen schärfer. Einmal setzt er einen Sprachverzerrer ein und ein weiterer Titel würde auch jeder Disco in Ischgl zur Ehre gereichen. Auch daran muss sich mancher der Goisern-Fans erst gewöhnen. Zumal es der Mann am Mischpult einige Male mit der Lautstärke gehörig übertreibt, was nicht nur die Trommelfelle vieler Besucher strapaziert, sondern auch zu Lasten der Textverständlichkeit geht.

Kultur Pur: Das Zelt tanzt beim Konzert von Hubert von Goisern

Des Meisters Stärken sind ohnehin eher die sanften, melancholischen Stücke, etwa Balladen über Liebe und Trennung, aber auch ein inhaltsstarker Rap, der die Geschichte des Mannes erzählt, der den Text für die Operette „Giuditta“ von Franz Lehár geschrieben hat und als Jude in Auschwitz ermordet wurde. Hubert von Goisern lässt dabei immer wieder das bekannte Liedthema „Freunde, das Leben ist lebenswert“ einblenden, mit der markanten Stimme des Wagner-Interpreten und Heldentenors Andreas Schager, den er einmal beim Besuch des Parzival in Bayreuth kennengelernt hatte.

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Ein anderes Lied, inspiriert durch seine Freundschaft mit der berühmten Tierforscherin Jane Goodall, lässt hören, dass die Klänge Afrikas und der Alpen überhaupt nicht weit auseinanderliegen. Fast alles in den Schatten stellt jedoch ein Jodler, der vor über 200 Jahren in seinem Heimatort Bad Goisern entstanden ist und durch einen Holzfäller zu örtlicher Berühmtheit gelangte.

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Wie sich die Stimmen von Hubert und Maria ergänzen und ihre Töne in den letzten Winkel des riesengroßen Zeltes schweben: unbeschreiblich schön, fast zu Tränen rührend. Doch die Erdung folgt sogleich: Den Mega-Hit „Brenna tuats guat“, mit dem Hubert von Goisern schon vor acht Jahren die Besucher von KulturPur zum Mitklatschen und diesmal sogar zum Mittanzen bringt. Natürlich auch zum Mitsingen: „Weit, weit weg“, mit dem Hubert von Goisern vor genau 30 Jahren auch jenseits der österreichischen Grenzen bekannt wurde, hat es schon lange zum Repertoire ambitionierter Chöre gebracht. Alle im Zelt kennen den Refrain, alle stimmen mit Hubert und Maria ein.

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Bei der allerletzten Zugabe ist Hubert von Goisern wieder ganz allein auf der Bühne, schließt sich für den 70-jährigen alterslosen Künstler, der an diesem Abend seine Meisterschaft auf gleich fünf Instrumenten inklusiv der Trompete und der steirischen Harmonika zeigt. Zur Akustik-Gitarre singt er mit seiner weichen, warmen Stimme ein Liebeslied für seine Frau.

Das Konzert bei Kultur Pur war der Auftakt zu einer Tournee, die Hubert von Goisern und seine Band bis Anfang September zu 27 Auftritten in Österreich und Deutschland führt. Im Jahr 2020 erschien Hubert von Goiserns erster Roman „flüchtig“, der die Midlife-Krise einer Ehefrau beschreibt und in Österreich zu einem Bestseller wurde.

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