Hilchenbach. Die Show ist furios, feurig, rasant: Der Circus Baobab zeigt bei Kultur Pur 31 Körperpyramiden, die fast bis unter das Zeltdach reichen.
Dresscode? Auf dem Giller ein Fremdwort. Vom schicken Einteiler der Damen bis zur gesteppten Winterjacke der Herren ist bei Kultur Pur alles dabei. Schließlich zeigte das Thermometer einen Tag vor Festivalbeginn auf den Höhen über Lützel gerade mal 2 Grad, wie Festivalleiter Jens von Heyden in seiner Begrüßungsrede erzählte.
Eröffnung von Kultur Pur 31: Elf Großevents und mehrere kleine Events stehen bevor
Landrat Andreas Müller, der der Kultur in ganz besonderer Weise verbunden ist, hatte zuvor betont, dass sich Kultur Pur „in das kollektive Gedächtnis der Region“ eingeprägt habe, und darauf hingewiesen, dass es neben den elf Großevents, für die die Besucher Eintrittsgelder locker machen müssten, immerhin 49 Veranstaltungen stehen, die kostenlos genossen werden können. Vor allem auch für Familien, die mit ihren Kindern am Samstag und den beiden Pfingstfeiertagen zum Giller kommen.
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Und gerade das junge und ganz junge Publikum wird in diesem Jahr besonders verwöhnt: Mit dem „Dschungelbuch“ des Jungen Theaters Bonn und „In einem tiefen dunklen Wald“ des Landestheaters Detmold haben Kindergärten und Grundschulklassen die Gelegenheit, Kultur Live zu erleben. Auch eine andere, angesichts des bevorstehenden traumhaft schönen Pfingstwetters nicht unwichtige Botschaft kann Andreas Müller verkünden: „Der Bierpreis bleibt stabil“.
Kultur Pur 31: Circus Baobab bringt Weltkultur ins Siegerland
Wenn ein Ensemble bei den letztjährigen Ruhrfestspielen die Besucher im Festspielhaus in Recklinghausen zum Toben gebracht hat, will das etwas heißen: Denn die Ruhrfestspiele gelten als wichtigstes europäisches Theaterfestival. Den Circus Baobab aus Afrika zum Auftakt von Kultur Pur auf dem Giller zu präsentieren bedeutet also, Weltkultur ins Siegerland zu holen. Dass sehr viele Plätze im großen Zelttheater leer bleiben, verwundert dann doch.
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Die elf Artisten aus Guinea passen in keine künstlerische Schublade: Artistik, die man bestenfalls beim Zirkusfestival in Monte Carlo oder beim weltberühmten Cirque du Soleil geboten bekommt. Aber auch Tanztheater, weil sie eine Geschichte erzählen. Die nennen sie „YE! – Wasser“, dieses Element, von dem alles Leben abhängt. So werden Szenen präsentiert, die den Kampf um dieses kostbare Gut darstellen. Mal in atemberaubender Akrobatik: So viele Salti, Flickflacks und andere olympiareife Bodenakrobatik wurden hierzulande noch nie gezeigt. Dann wieder in Körperpyramiden, die fast bis unter das Zeltdach reichen. Oder Knäuel aus Menschen, die an Skulpturen aus dem alten Griechenland erinnern.
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Ein „Ah“ und „Oh“ aus dem Zuschauerraum wird vernehmbar, wenn ein Schlangenmensch sich so verbiegt, dass es schon beim Zuschauen schmerzt. Elemente der amerikanisch-europäischen Street-Dance Szene kommen hinzu. Am spannendsten wird es, wenn die neun Männer und zwei Frauen in scheinbar wirrem Durcheinander manchmal fast zusammen zu stoßen scheinen, was aber nie passiert, denn jede Bewegung auf der großen Bühne ist genauestens durchchoreografiert.
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Am Ende sind aus zunächst einer Flasche unzählige geworden – und alle sind leer. Doch auch da haben die Bewegungskünstler Ideen. Dass man leere Plastikflaschen auch als Schlag- oder Perkussionswerkzeuge benutzen kann. Ach ja: Auch eine Botschaft, humoristisch und slapstickhaft-artistisch verpackt, schließt sich an: Plastikmüll nicht einfach wegwerfen. Nach 75 Minuten ist alles gesagt, gezeigt, geboten, eine furiose, feurige, rasante Show zu Ende. Die Artisten scheinen aber noch immer nicht müde zu sein und geben hintendrauf so manche Solo-Einlage. Die Zuschauer danken es ihnen mit rhythmischem Klatschen im Stehen.
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