Wilnsdorf. Gemeinde Wilnsdorf hat ein Problem: Angeblich kompostierbare sollen weiter verkauft werden. Nun bleiben falsch befüllte Tonnen im Zweifel stehen.

Wenn im Bioabfall mehr als drei Prozent Fremdstoffe sind, kann der Betreiber des Kompostierwerks die Annahme verweigern. Ab 2025 wird dieser Grenzwert auf ein Prozent reduziert. Tatsächlich lag der Anteil des nicht kompostierbaren Mülls in den Biotonnen 2019 bei zwölf Prozent – und ist Anfang 2023 wieder auf bis zu 13 Prozent gestiegen. Im Wilnsdorfer Bau- und Umweltausschuss hat die Verwaltung jetzt über die Situation und geplante Maßnahmen berichtet.

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Das ist das Problem

„Vor allem Kunststoffverpackungen, die mit verpackten Lebensmittelabfällen aus dem Handel und der Produktion oder privaten Haushalten in den Bioabfall geraten, aber auch andere Kunststoffmaterialien, wie vermeintlich biologisch abbaubare Kunststofftüten oder andere Kunststoffersatzprodukte, die sich während der Kompostierungszeit nicht zersetzen“, finden sich in den braunen Tonnen, heißt es in der Vorlage. Der Kreis Siegen-Wittgenstein, der den Biomüll von den Umladestellen in Herzhausen und in der Fludersbach zum Komostierwerk in Olpe transportieren lässt, habe „umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit und regelmäßige Behälterkontrollen“ angekündigt. „Weitergehende Maßnahmen“ seien nun „zwingend geboten“.

Kostenlose Papiertüten

Die Gemeinde Wilnsdorf hat ein Abfall-ABC herausgeben und – tatsächlich kompostierbare – Papiertüten für den Biomüll verteilt.

Die Gemeinde Neunkirchen hat ebenfalls angekündigt, falsch befüllte Biotonnen künftig stehen zu lassen – ohne „rote Karten“.

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Wilnsdorf hat in seiner neuen Abfallsatzung die Verwendung von – vermeintlich – kompostierbaren Biomüll-Plastiktüten ausdrücklich verboten. Die Tüten brauchen mindestens vier Wochen, um zu vergären – zu lang für das Kompostierwerk, wo die Tüten daher aussortiert werden. Die Gemeindeverwaltung habe mit den in der Gemeinde ansässigen Händlern Kontakt aufgenommen, um die Probleme zu erläutern, und die Händler gebeten, diese kompostierbaren Plastiktüten aus dem Verkaufssortiment zu nehmen. „Bisher waren die Händler jedoch nicht dazu bereit“, berichtet die Verwaltung dem Ausschuss. „Das ist äußerst unbefriedigend, denn hier wird den Bürgerinnen und Bürgern suggeriert, man könne in Plastiktüten Biomüll sammeln.“ So entstehe „ein wesentlicher Teil“ des Fremdstoff-Problems. „Leider stehen der Gemeinde diesbezüglich keine Anordnungsbefugnisse zu, um das Problem insoweit an der Wurzel zu packen.“

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Der Kreis habe die Kommunen zu Beginn des Jahres informiert, dass aus den Kommunen angelieferter, zu stark verunreinigter Bioabfall zukünftig auf den Kreisabfalldeponien als Restmüll behandelt und entsprechend in Rechnung gestellt werde. Das ist am 19. April erstmals für eine Abfuhr aus Wilnsdorf geschehen. Weil der Biomüll aus Rinsdorf, Wilden und Wilnsdorf zu unrein sortiert war, wurde er zur Müllverbrennung statt ins Kompostierwerk geschickt. Der Gemeinde wurden, so die Vorlage, 1342,95 Euro in Rechnung gestellt.

Was nun passiert

„Das Fehlverhalten eines Teils der Bürgerschaft darf nicht zu Lasten der Allgemeinheit gehen“, stellt die Verwaltung weiter fest. „Da die bisher erfolgten Informationskampagnen und die auf Freiwilligkeit und Selbstdisziplin ausgelegten Maßnahmen nicht den erforderlichen Erfolg gebracht haben, sieht sich die Verwaltung nunmehr gezwungen, das satzungsrechtliche Verbot der Befüllung der Biotonnen mit ‘kompostierbaren’ Plastikprodukten entsprechend durchzusetzen“, heißt es in der von Baudezernent Martin Klöckner unterschrieben Vorlage.

Geplant ist ein Zwei-Stufen-System. Bei einem erstmaligen Vergehen sollen betroffene Tonnen mit einem Hinweisschild („gelbe Karte“) versehen werden. Die Tonne wird in diesem Fall trotz Fehlbefüllung durch das Entsorgungsunternehmen geleert, aber vermerkt. Bei einer wiederholten Fehlbefüllung soll die Tonne mit einer „roten Karte“ versehen und stehen gelassen werden. Die Tonne werde erst dann geleert, wenn sie von ihren Besitzern „selbstständig nachsortiert“ seien und entsprechende Fremdstoffe aus dem Abfall entfernt würden. Die Leerung erfolge dann zum nächsten turnusmäßigen Abholtermin.

Die Kontrollen seien mit dem beauftragten Entsorgungsunternehmen bereits abgestimmt. Die Verwaltung bereite gerade die Tonnenanhänger vor, die dem Entsorgungsunternehmen zur Verfügung gestellt werden sollen. Vor einer ersten Sichtkontrolle werde die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger informieren.

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