Kreuztal. Das Kreuztaler Kulturamt wollte gerade die neuen Spielzeit-Prospekte verteilen, als die Stadthalle abbrannte. Der Kurswechsel ist radikal.

Holger Glasmachers bereitete gerade die Pressekonferenz für das neue Spielzeitprogramm vor, als die Feuerwehrautos an seinem Büro vorbei zur Stadthalle rasten. Den schweren Schlag, sich binnen Stunden von der Vorfreude auf das neue Bürgerforum verabschieden zu müssen, hätten er und das Team mittlerweile verkraftet, sagt der Kulturamtsleiter. „Auch ich habe den Abstand gesucht und mir die Ruine nicht mehr angeschaut.“ Der Blick ist nach vorne gerichtet.

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Die „Tour der Kultur“, wie die Veranstaltungen in den Ausweichveranstaltungsorten seit der Schließung der Stadthalle 2019 genant wurden, wird stark abgekürzt. Hauptspielstätte wird für die nächsten Jahre der Eichener Hamer mit 328 Sitzplätzen im Parkett und 140 auf der Empore, die aber wegen eingeschränkter Sicht nur mit Videoverstärkung und nur bei ausverkauftem Saal angeboten wird. Für größere Veranstaltungen wird die Otto-Flick-Halle noch an Wochenenden belegt, für kleinere steht nach dem erklärten Ende der Pandemie wieder der Saal in der Weißen Villa in Dreslers Park zur Verfügung – und für die Teddybärenkonzerte mit der Philharmonie hat sich die Kreuzkirche bewährt.

Die Zentralisierung im Interim spart Arbeitskraft und Geld. „Der Campus hat uns gut getan“, sagt Holger Glasmachers im Rückblick auf das halbe Jahr in der historischen Gießereihalle von Achenbach Buschhütten. Dem außerordentlich großen Aufwand stand die begeisterte Reaktion des Publikums auf diese neue Spielstätte gegenüber – die es nun zu halten gilt. „Ich gehe da defensiv heran“, erklärt Holger Glasmachers, warum ihm volle kleine Säle lieber sind als große Hallen mit leeren Stuhlreihen. Immer noch ist die Vor-Corona-Reichweite für die Kultur nicht wiederhergestellt. „Und Buschhütten liegt näher an Siegen.“ Wie der Spielort Eichen sich bewährt, wird sich erst herausstellen müssen.

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Neue Stadthalle wird noch besser

„Es wird nicht einfach sein, das Niveau zu halten“, sagt Holger Glasmachers. „Wir geben alles dafür und hoffen, dass es gelingt.“ Kein Thema sein wird – von einzelnen Gemeinschaftsveranstaltungen abgesehen – das Ausweichen nach Dahlbruch zum Kulturellen Marktplatz oder nach Siegen. Kreuztalkultur wird immer in Kreuztal stattfinden, stellt der Kulturamtsleiter klar, „und nicht im Lyz in Siegen.“ Auch in der Übergangszeit werde Kreuztal für Veranstaltungen mit bis zu 500 Besucherinnen und Besuchern gut aufgestellt sein. „Ich konzentriere mich darauf, das Programm auf die Kapazitäten zuzuschneiden, die wir haben“, sagt Holger Glasmachers und kündigt an: „Wir werden auch neue Ideen entwickeln.“

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Und die neue Stadthalle? Die wird noch schöner als das Bürgerforum, wenn es nicht abgebrannt wäre. Großzügiger, mit höherer Bühne, mehr Nebenräumen einschließlich Garderoben und Werkstätten, und ohne die Stufen im Saal. Die Planung selbst könnte schneller gehen, weil das Bürgerforum bereits konzipiert ist, hofft Holger Glasmachers. Die Finanzierung und die Entscheidungswege werden aber wohl ihre Zeit brauchen. „Ich rechne nicht damit, dass innerhalb der nächsten vier Jahre eine neue Stadthalle steht.“

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